BREKO und VATM plädieren für Open Access
Die Unternehmen Deutsche Glasfaser und Vodafone Deutschland haben eine "weitreichende FTTH-Wholesale-Kooperation" über eine Laufzeit von mindestens zehn Jahren bekanntgegeben. Diese Vereinbarung erlaubt Vodafone bundesweit Zugang zum FTTH-Netz der Deutsche Glasfaser. Wo bereits Leitungen der Deutschen Glasfaser liegen, kann Vodafone diese nutzen, beispielsweise um sein in die Jahre gekommenes TV-Koaxkabel-Netz zu entlasten oder um Kunden zu erreichen, die anderweitig noch nicht oder nur langsamer erreichbar wären.
Das Ziel der Deutsche Glasfaser ist "perspektivisch": Insgesamt sechs Millionen FTTH-Anschlüsse für Privathaushalte, Unternehmen und staatliche Einrichtungen sollen angeschlossen werden.
Zustimmung in der Branche
Open Access: Wenn ein Unternehmen eine Glasfaser verlegt, sollen die anderen Anbieter diese mitbenutzen - und nicht "überbauen"
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Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) sieht in der Vereinbarung "ein sehr gutes Zeichen für den Glasfaserausbau und den Markt in Deutschland".
Open Access, also der diskriminierungsfreie Netzzugang, zeige, dass marktfähige Lösungen ohne Eingriff des Regulierers möglich seien. Leider seien Open-Access-Kooperationen noch nicht der Regelfall. Gerade für sehr kleine Unternehmen könne es technisch schwierig sein, "Bitstrom" anzubieten. Kleine Netze seien für Nachfrager und Vermarkter nur "begrenzt attraktiv", weil bei wenigen Anschlüssen sich kaum "Skaleneffekte" (je mehr je günstiger) realisieren ließen.
Grützner erinnerte daran, dass die VATM-Mitglieder Tele Columbus und 1&1 ihre Verhandlungen "positiv" abgeschlossen hätten. Beim Glasfaserausbau entstünden immer wieder neue Formen der Kooperationen. Das sei der richtige Weg für einen erfolgreichen Ausbau in Deutschland.
Appell an die Telekom
Besonders eindringlich appelliert der VATM an die Deutsche Telekom, diese "Zusammenarbeit, wo immer sie möglich ist", zu nutzen und nicht mit "Parallelausbau, Überbau und dem doppelten Aufreißen von Straßen zu drohen. Unser Ziel muss ein gemeinsamer Ausbau und kein strategischer Überbau sein, damit wir die die Ausbauziele in Deutschland erreichen können.“
BREKO: Open Access ist Win-Win
Deutsche Glasfaser und Vodafone sind Mitglieder im Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO), was deren Geschäftsführer Dr. Stephan Albers freut: „Wir erleben beim Glasfaserausbau einen intensiven Wettbewerb um Ausbaugebiete. Wettbewerb belebt das Geschäft – das ist auf der einen Seite gut für den Ausbaufortschritt, auf der anderen Seite gilt es in dieser volkswirtschaftlich angespannten Phase mehr denn je, nachhaltig auszubauen und den Überbau bestehender Glasfasernetze zu vermeiden. Die Vereinbarung unterstreicht, dass Open Access eine Win-Win für beide Partner ist und viele Unternehmen verstanden haben, dass wir gemeinsam beim Ausbau schneller vorankommen."
Auch BREKO gegen Überbau
Ohne konkrete Namen zu nennen, mahnt Albers ebenfalls: „Die ambitionierten Glasfaserziele der Bundesregierung können wir nur erreichen, wenn insbesondere auch alle bundesweit agierenden Telekommunikationsunternehmen bereit sind, die Netze der ausbauenden Wettbewerber per Open Access zu nutzen. Die Androhung von Überbau (paralleler Aufbau von weiteren Leitungen) geplanter oder bereits bestehender Glasfasernetze ist weder ökonomisch, noch vor dem Hintergrund knapper Bau- und Planungskapazitäten sinnvoll und auch den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort nicht zu erklären.“
Aus der aktuellen BREKO-Marktanalyse geht hervor, dass 81 Prozent der BREKO-Netzbetreiber bereits Open Access anbieten und 23 Prozent der Glasfaseranschlüsse der von BREKO-Netzbetreibern schon über Open Access-Partner vermarktet werden, Tendenz steigend.
Aktuell hatten Unsere Grüne Glasfaser und die Thüringer Netkom, sowie die Deutsche Giganetz und LEONET ihre Zusammenarbeit bekannt gegeben.
Was ist Open Access?
Beim Open Access (englisch = offener Zugriff) baut ein Unternehmen eine Leitung, hier eine Glasfaserleitung. Diese kann dann nicht nur vom bauenden Unternehmen, sondern auch von Konkurrenten genutzt werden. Der Vorteil sind einmalige Bauarbeiten und eine bessere Auslastung der Leitungen. Die Preise sind nicht reguliert, d.h. jeder Bauer kann von seinen Mietern beliebige Preise verlangen, wenn die Mieter bereit sind, diese zu zahlen.
Leider gibt es keine gesetzliche Verpflichtung zum Open Access (und keine regulierten Preise). Es kann also passieren, dass ein anderer Netzbetreiber lieber selbst baut, weil es für ihn günstiger ist oder erscheint. Verlegte Glasfaser kann "beleuchtet" im Rahmen von Bitstream (es werden Daten im Auftrag transportiert) oder auch "unbeleuchtet" (von Punkt A nach B oder von Punkt A zu den Kunden) verlegt und vermietet werden. Unbeleuchtete Fasern können bei Unternehmensnetzen mit eigenen Protokollen oder beim Transport besonders sensibler (geheimer) Daten interessant sein.
Vor kurzem hatten weitere Breitbandverbände für einen massiven Ausbau plädiert.