Von Kabelpilotprojekt bis Streaming: 40 Jahre Privatrundfunk
Am 30. April 1986 ging Radio 4 als erster landesweiter Privatsender Deutschlands in Rheinland-Pfalz auf Sendung - zumindest theoretisch. In der Praxis wurde zunächst nur die Frequenz 103,6 MHz eingesetzt, auf der bereits ein halbes Jahr zuvor Radio Weinstraße gesendet hatte. Kurios: Senderstandort war der Mannheimer Fernmeldeturm - in Baden-Württemberg. Erst im Juli gingen weitere Frequenzen für Radio 4 in Mainz und Koblenz in Betrieb. In der Folge wurde das Sendernetz landesweit ausgebaut.
R.SH-"Angriff" auf den Norddeutschen Rundfunk
Foto: R.SH
In Bayern und auch in Rheinland-Pfalz gab es mehr Bewerber als Frequenzen. So wurde ein sogenanntes Frequenz-Splitting eingeführt. In München sendeten auf 92,4 MHz bis zu acht Programme zu jeweils unterschiedlichen Zeiten, Radio 4 in Rheinland-Pfalz stand für die vier Veranstalter RPR, Pro Radio 4, Linksrheinischer Rundfunk und Radio 85, die sich die landesweite Senderkette teilten. Wirklich hörerfreundlich war das nicht. Im Laufe der Jahre wurde das Splitting reduziert und in den meisten Fällen bis heute komplett abgeschafft.
Der Norden drehte ab Mitte 1986 auf
In Schleswig-Holstein ging am 1. Juli 1986 der erste "echte" landesweite Privatsender on air. "Echt" deshalb, weil R.SH auch wirklich fast überall im nördlichsten deutschen Bundesland zu empfangen war. Auch in Hamburg war und ist das Programm zu empfangen. Innerhalb kürzester Zeit erfreute sich der Sender einer sehr hohen Beliebtheit. Schließlich gab es im Sendegebiet neben dem Norddeutschen Rundfunk kaum (von außen einstrahlende) Alternativen.
Noch am Silvestertag 1986 starteten mit Radio Hamburg und Radio ffn die landesweiten Privatsender in Hamburg und Niedersachsen. In den Folgejahren gingen in allen Bundesländern Privatradios an den Start. Kommerzielle TV-Veranstalter wie Sat.1, RTLplus, ProSieben und Tele 5 bekamen regionale terrestrische Stützfrequenzen, sodass sie auch abseits der Kabelnetze und - damals noch recht teurer - Satellitenempfangsanlagen zu sehen waren.
Astra-Satellitenuplink in Betzdorf/Luxemburg
Foto: FMaktuell
Der erste Versuch, den Rundfunk zu digitalisieren, gab es mit DSR, dem Digitalen Satelliten Radio, ab 1989. Mit Star*Sat Radio und Radio Belcanto waren auch private Veranstalter dabei, die somit die Ära bundes- und europaweiter kommerzieller Hörfunkkanäle in Deutschland eingeläutet haben (wobei Programme wie Star*Sat Radio, Radio Belcanto und Radio Luxemburg auch zuvor - analog - über Satellit verbreitet wurden).
1989 starteten erste deutsche TV-Programme auf Astra
Ebenfalls 1989 starteten mit Sat.1, RTLplus und ProSieben die ersten deutschen TV-Programme auf Astra. Damit wurde der Satelliten-Direktempfang ein Produkt für den Massenmarkt. Mussten zuvor sehr große Antennen auf Eutelsat (ECS) oder Intelsat ausgerichtet werden, reichten für den Astra-Empfang schon Parabolspiegel mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern.
1995 starteten die ersten Pilotprojekte für Digital Audio Broadcasting (DAB). Zu diesem Zweck starten öffentlich-rechtliche und private Veranstalter eine Reihe neuer Programme. Ein Beispiel ist die Rock Antenne, die als Ableger von Antenne Bayern auf Sendung ging - und bis heute zu den beliebtesten Rockradios in Deutschland gehört. Doch der erste DAB-Start stand unter keinem guten Stern: Das Programmangebot war klein, die Sendeleistungen niedrig, die Radios teuer. Der Erfolg blieb daher aus.
Auf der dritten und letzten Seite geht es um Digital-TV, DAB+ und einen kleinen Ausblick in die Privatfunk-Zukunft.