Smart-Home

Nest: "Wir sehen, wenn Leuten ihr Toast verbrennt"

Die Firma Nest fokusiert die Eroberung des europäischen Smart-Home-Marktes mit der Vernetzung von Thermostaten, Rauchmeldern, Kühlschränken und Toastern. Diese sollen sich selber steuern und dem Besitzer Informationen über ihren Zustand an sein Smartphone senden.
Von dpa / Jennifer Buchholz

Intelligente Haushaltsgeräte wissen, wo sich der Bewohner aufhält Intelligente Haushaltsgeräte wissen, wo sich der Bewohner aufhält
Bild: dpa
Hersteller digital vernetzter Haustechnik bereiten sich darauf vor, ihre Geräte in den Alltag zu bringen. So plant Nest, der amerikanische Anbieter intelligenter Thermostate und Rauchmelder, eine rasche Expansion in Europa. "Wir haben ein Büro in London aufgesetzt und schauen uns Land für Land an", sagte Nest-Gründer Tony Fadell auf der Internet-Konferenz LeWeb [Link entfernt] in Paris. Und die Firma Sense will im März ein System mit dem Namen "Mother" auf den Markt bringen, in dem viele im Haushalt verteilte Mini-Sender Daten sammeln, um die Nutzer zu unterstützen.

Regionale Unterschiede erschweren Entwicklungen

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Die Vision des vernetzen Heims wird schon länger von der Industrie herauf­beschworen. Allerdings konnten sich Geräte wie vernetzte Kühlschränke, ein oft zitiertes Beispiel, bisher nicht am Markt durchsetzen.

Das kalifornische Unter­nehmen Nest will zunächst mit seinen Rauch­meldern in neue Märkte vorstoßen, weil es in diesem Bereich weniger regionale Unterschiede gebe. Auf europäische Systeme zuge­schnittene Thermostate sollen schnell folgen. Nest wolle mit europäischen Heizungsherstellern und Energie­konzernen zusammenarbeiten, sagte Fadell. In Deutschland sind in diesem Segment bereits Anbieter wie Tado auf dem Markt.

Der 44-jährige Fadell ist einer der Erfinder des iPod-Musikplayers von Apple. 2010 gegründete er die Firma Nest. Sie sorgte in den USA mit ihren Thermostaten für Aufsehen, die über eine Verbindung mit den Smartphones der Nutzer unter anderem bemerken, ob die Bewohner zu Hause sind. Ent­sprechend wird die Heizung hoch- oder runter­gefahren. Die Geräte haben auch Bewegungs­sensoren. Wird zum Beispiel ein Rauch­alarm beim Kochen ausgelöst, genügt es, vor dem Nest-Gerät zu winken, um ihn wieder abzustellen.

System informiert über ausgehende Lebensmittel

Die Daten, die Nest-Geräte sammeln, werden von der Firma aus­gewertet - um die Technik zu verbessern, wie Fadell sagt. "Wir sehen, wenn Leuten ihr Toast verbrennt oder Kohlen­stoff­monoxid austritt." Nest sei bewusst, dass Menschen Informationen aus ihrem Haushalt als eine sehr private Angelegenheit sehen. Die Firma habe deshalb ein eigenes Hacker-Team, um nach eventuellen Schwachstellen zu suchen. Behörden könnten unter Umständen Zugang zu den Informationen bekommen, aber nur in Einzel­fällen, sagte Fadell. "Wenn jemand an Daten aus einem Haushalt heran will, muss er zu mir oder meinem Mitgründer kommen und das gut begründen."

Noch mehr verschiedenste Daten erfassen die kleinen "Motion Cookies" von Sense, die in dem "Mother"-System der Firma verknüpft sind. Sie können zählen, wie oft man zur Kaffee­maschine geht und mit diesem Wissen berechnen, wann neue Kaffee­kapseln nachgekauft werden müssen, erläuterte Gründer Rafi Haladjian in Paris. Oder sie kontrollieren, dass ein Kind sich die Zähne putzt. Die Cookies können verschiedene Bewegungen und Situationen auseinanderhalten und beispielsweise auch die Umgebungs­temperatur messen.

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