Ausbau

Sternnetz oder Baumnetz: Vor- und Nachteile der Kabelnetzstrukturen

Kabel Deutschland, Unitymedia Kabel BW und Tele Columbus setzen beim Ausbau ihres Kabelnetzes verschiedene Netzstrukturen ein. Wir haben für Sie die Vor- und Nachteile der Baumnetz- und Sternnetz-Struktur zusammengefast. Zudem äußern sich die Kabelnetzbetreiber dazu, welche Netzstruktur bevorzugt wird.
Von Marleen Frontzeck-Hornke

Die Netzstruktur eines Kabel-Anbieters ist vergleichbar mit den Adern, die ihre Bahnen durch unseren Körper ziehen - ohne sie läuft nichts. Damit die Kunden mit einem Kabelanschluss versorgt werden können, müssen Kabelnetzbetreiber ihre Leitungen optimal verlegen können. Dabei wird das Signal im Haus an einem ÜP (Übergabepunkt Hausverteilanlage) bereitgestellt und mittels einer Inhausverkabelung in die Wohnungen gebracht. Im Keller befindet sich dabei das Herzstück dieser Anlage, der BVT (Breitbandverteiler). In diesem ist die Verstärker- und die Verteiltechnik untergebracht. Von diesem zentralen Verteiler aus wird das Signal entweder über ein sogenanntes Baumnetz oder ein Sternnetz weitergeleitet. In diesem Hintergrundartikel werden wir die Vor- und Nachteile beider Netzstrukturen aufschlüsseln, die zur Verkabelung in Wohnhäusern zum Einsatz kommen.

Die Kabel-Anbieter setzen dabei vorwiegend kupferbasierte Koaxialkabel ein. Bei Kabel Deutschland trifft dies vorwiegend auf den Ortsnetzbereich (Netzebene 3) zu. Im Bereich der Hausverteilnetze (Netzebene 4) kommen bei Kabel Deutschland bisher keine Glasfaserkabel zum Einsatz. Dafür gibt es technologisch und wirtschaftlich keine Notwendigkeit. Auch mit den koaxialen Bestandteilen in der kundennahen Netzebene sind zukünftig Internetgeschwindigkeiten von 1 GBit/s und mehr denkbar, wie uns das Unternehmen auf Nachfrage mitgeteilt hat.

Das Baumnetz ist eine weit verbreitete Netzstruktur der Anbieter. Dabei werden die Signale der Kabelnetzbetreiber zum Verstärker und von dort aus zum Verteiler gesendet. Vom zentralen Verteiler aus gehen je nach Größe des Gebäudes mehrere Stränge durch die einzelnen Wohnungen. Die Multimediadosen sind dabei in Reihe geschaltet, d.h. von der ersten Dose geht das Kabel zur zweiten, zur dritten und so weiter (siehe Abbildung 1).

Ein Vorteil, viele Nachteile beim Baumnetz

Die Struktur beim Baumnetz in einem Haus Die Struktur beim Baumnetz in einem Haus
Bild: teltarif.de
Die Vorteile des Baumnetzes sind sein einfacher und kostengünstiger Aufbau. Bei Beachtung der entsprechenden Qualitätsnormen sind zudem alle Dienste uneingeschränkt nutzbar. Zudem kann die bereits vorhandene Infrastruktur in vielen Fällen verwendet werden. Der größte Nachteil zeigt sich wiederum bei Störungen, denn dann sind meist mehre Dosen in einem Strang davon betroffen. Zudem wirkt sich eine Manipulation meist auf alle Dosen in einem Strang aus. Ferner ist das Einbinden weiterer Dosen stark eingeschränkt und sollte den Kabelnetzbetreibern zufolge nur durch Fachpersonal durchgeführt werden.

Auch können elektromagnetische Wellen unter Umständen das Baumnetz beeinflussen. Die Anfälligkeit gegenüber elektromagnetischen Einflüssen ist aber nicht vorrangig der Netzstruktur selbst geschuldet. Die Ursache liegt hier meist im Alter dieser Baumnetze. Die verwendeten Kabel und Bauteile entsprechen hierdurch nicht mehr den aktuellen Standards und unterliegen zudem alterungsbedingtem Verschleiß. Dadurch, dass in den meisten Fällen eine Kabel-Leitung mit allen Wohnungen gekoppelt ist, können natürlich technische Störungen in einer Wohnung auch in allen anderen Wohnungen vorkommen

Die meisten Vorteile liegen beim Sternnetz, dessen Struktur bzw. Aufbau wir Ihnen zunächst im Folgenden kurz erläutern.

Sternnetz bringt die meisten Vorteile, ist aber teurer

Die Struktur beim Sternnetz in einem Haus Die Struktur beim Sternnetz in einem Haus
Bild: teltarif.de
Anders verhält es sich bei der Sternnetz-Struktur. Hier wird das Signal des Kabel-Anbieters ebenfalls an einen Verstärker weitergeleitet und gelangt von dort aus zur Verteiltechnik. Auch diese Komponenten befinden sich im sogenannten BVT (Breitbandverteiler). Von diesem werden alle Wohnungen direkt angesteuert, d.h. in den meisten Fällen versorgt ein Kabel eine Wohnung. Bei der Verwendung mehrerer Dosen innerhalb der Wohnung wird wiederum ein Baumnetz aufgebaut, d.h. von der ersten Dose geht ein Kabel zur zweiten und so weiter. Es sind aber auch weitere Ausbauvarianten möglich, wie z.B. Etagenstern oder der Aufbau von Wohnungsverteilern. Dies bedeutet für den Kunden, das jede Wohneinheit eine eigene Leitung erhält, die direkt mit dem Breitbandverteiler im Keller verbunden ist. Die Netzbetreiber sind durch diese verwendete Netzstruktur in der Lage, eine hohe Betriebs- und Datensicherheit zu gewährleisten.

Auch bei einem Sternnetz ist die Verfügbarkeit aller Produktvarianten gewährleistet, wenn es nach dem aktuellen Stand der Technik aufgebaut ist. Der Netzbetreiber hat die Möglichkeit, einzelne Anschlüsse zu- oder abzuschalten, ohne das er in die Wohnung muss. Die Kunden haben außerdem den Vorteil, dass der Kabelnetzbetreiber bestimmte Service-Arbeiten im Keller oder in den betroffenen Wohnungen erledigen kann. Störungen oder andere fehlerhafte Installationen können nicht wie beim Baumnetz zu einem Lauffeuer werden. Aufgrund des höheren Materialeinsatzes sind Sternnetze in der Regel 20 Prozent teurer als der Aufbau eines Baumnetzes. Insgesamt handelt es damit beim Sternnetz um die verlässlichere Technik.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie der derzeitige Sternnetz- und Baumnetz-Ausbau bei den Kabelnetzbetreibern Kabel Deutschland, Unitymedia Kabel BW und Tele Columbus aussieht.

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