Vectoring

Telekom will auch Großstädte mit 100 MBit/s versorgen

Um in den 53 Städten mit VDSL-Altbestand 100 MBit/s anbieten zu können, muss die Telekom ihr Netz umbauen und die Kunden müssen unter Umständen ihren Tarif wechseln. Lesen Sie, warum das so ist und was das für die Kunden bedeutet.
Von Thorsten Neuhetzki

Ein VDSL-DSLAM der Deutschen Telekom. Ein VDSL-DSLAM der Deutschen Telekom.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Die Deutsche Telekom wird auch die 53 bestehenden VDSL-Städte mit VDSL Vectoring und somit mit Datenraten bis 100 MBit/s versorgen. Dazu müssen allerdings in den kommenden Monaten zahlreiche Kunden auf neue Produkte und eine neue Infrastruktur umgeschaltet werden. Das wird für die Kunden nicht unbemerkt bleiben. Immerhin sind knapp 920 000 Anschlüsse an 37 000 Kabelverzweigern von der Umstellung betroffen, wie Ingo Hofacker, Leiter des Privatkundenmarketing bei der Deutschen Telekom im Gespräch mit teltarif.de erläuterte.

Seit 2006 vermarktet die Deutsche Telekom in zahlreichen größeren Städten ihr VDSL-Netz. Damals war sie mit 50 MBit/s Downstream Marktführer in Sachen Bandbreite für Privatkunden. Inzwischen haben die Kabelanbieter mit 100 MBit/s und mehr höhere Datenraten im Angebot und die Telekom will mit dem angekündigten Ausbau von VDSL Vectoring nachziehen Vectoring ermöglicht Datenraten von bis zu 100 MBit/s im Down- und 40 MBit/s im Upstream. Der Nachteil: Mit der bestehenden Infrastruktur ist VDSL Vectoring nicht kompatibel. Sowohl im Netz als auch bei den Kunden müssen die Geräte für die Datenübertragungen den Standard unterstützen. Insgesamt 37 000 Kabelverzweiger muss die Deutsche Telekom dazu in den nächsten Jahren umstellen - und mit ihnen die Kunden.

VDSL-Bestandskunden müssen wechseln

Ein VDSL-DSLAM der Deutschen Telekom. Ein VDSL-DSLAM der Deutschen Telekom.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Die Kunden müssen auf IP-Produkte umgestellt werden. Im Klartext: Wer heute einen VDSL-Anschluss mit ISDN- oder Analog-Anschluss nutzt, der muss künftig einen IP-Anschluss nutzen. Ohnehin will die Telekom wie angekündigt bis 2018 das alte Public Switched Telecom Network (PSTN), also die klassischen Telefonanschlüsse, abschaffen. Wie gestern bereits berichtet, sind derzeit drei Millionen Kunden mit einem IP-Anschluss ausgestattet. Weitere werden durch diese Umstellungsmaßnahmen folgen, denn die Kunden mit VDSL und einem echten Telefonanschluss haben nach Angaben von Hofacker mittelfristig nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie wechseln auf ein IP-Produkt, das ihnen nach Angaben der Telekom mehr Leistung und Möglichkeiten bietet, oder sie fallen für den Fall dass ihr altes Modem kein Vectoring unterstützt auf einen DSL-Anschluss mit 16 MBit/s zurück. Anders sei die Einführung von Vectoring in Bestandsgebieten technisch nicht machbar, so Hofacker weiter.

In den kommenden Wochen und Monaten werde man die Kunden anschreiben und ansprechen und sie auf die Umstellung hinweisen. Für einen Wechsel auf ein IP-Produkt sei zudem eine neue Willenserklärung des Kunden notwendig. Dabei will man wohl vor allem Kunden ansprechen, deren Vertragslaufzeit ohnehin in Kürze ausläuft. "Wir gehen davon aus, dass wir mehrere Tausend Privatkunden anschreiben und zu einem Vertragswechsel beraten müssen", so Hofacker. Um die Umstellung für die Kunden attraktiver zu machen, gebe es teilweise auch Wechselangebote. "In Hamburg können Neu- und Bestandskunden derzeit zum Beispiel einen VDSL-Anschluss bekommen und müssen zwei Jahre lang keinen Zuschlag zahlen", sagte Hofacker gegenüber teltarif.de. Hamburg sei auch eine der ersten Städte, in denen VDSL Vectoring mit 100 MBit/s angeboten werde, einen genauen Starttermin konnte Hofacker jedoch noch nicht nennen. Bis Ende 2016 soll der komplette VDSL-Bestand, also alle 37 000 Kabelverzweiger bzw. Multifunktionsgehäuse, in denen in den vergangenen Jahren VDSL aufgebaut wurde, Vectoring-fähig sein.

Kunden über Indoor-DSLAM können nicht versorgt werden

Das gilt jedoch nur für die Multifunktionsgehäuse. Dort, wo die Telekom ihre Kunden über einen sogenannten Indoor-DSLAM versorgt, ist derzeit keine Umrüstung möglich. Diese Versorgung erfolgt dann, wenn der Kunde in der Nähe einer Vermittlungsstelle bzw. des Hauptverteilers wohnt. Hier, so wurde uns in einem Hintergrundgespräch erläutert, sei das Problem, dass es deutlich mehr Kupferdoppeladern gebe als bei einem Outdoor-DSLAM und die Vectoring-Methode, die Störsignale auf den Leitungen herausrechnet und so den Datendurchsatz erhöht, an ihre Grenzen stoße. Übrigens betrifft die Umstellung auch die Wholesale-Kunden der Telekom, die VDSL unter eigenem Namen vermarkten. Auch diese müssen in den kommenden Monaten ihre Kunden ansprechen, da sichergestellt sein muss, dass die Modems der Kunden mit Vectoring kompatibel sind.

Die Telekom hatte vor zwei Wochen in Bonn ihre Strategie für ein neues Netz vorgestellt. Im Rahmen von TD18 erfolgen auch diese Maßnahmen und das Netz soll am Ende voll digital sein.

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