Alle wollen 5G, aber keiner kann es sich leisten?
Die Freenet AG ist Dachgesellschaft und neuer Markenname. Den meisten war sie bisher mit den Marken Mobilcom-Debitel, Klarmobil - früher auch Talkline, Unicom, Cellway, Dplus, Dekraphone, Dekratel, und Axicon - bekannt, die im Laufe der Zeit alle bei freenet gelandet sind.
Im Auftrag des Unternehmens wurde unter deutschen Mobilfunknutzern eine Umfrage im Rahmen von Online-Interviews durchgeführt. Zielgruppe der Befragung waren Personen zwischen 18 und 69 Jahren, 635 Personen wurden befragt, was pro Interview rund acht Minuten dauerte.
Das Ergebnis: Nutzer beklagen zu wenig Wettbewerb und bemängeln hohe Preise. Eine deutliche Mehrheit der Befragten fordert Wettbewerbsförderung durch den Gesetzgeber, wie immer das auch aussehen möge.
Das Netz der fünften Mobilfunkgeneration (5G) ist zweifelsfrei der derzeit modernste Standard der mobilen Kommunikation und bietet im Idealfall vor allem höhere Geschwindigkeiten bei der Datenübertragung und somit geringere Lade- und Latenzzeiten für die Geräte.
5G noch kein Standard für alle
Der Markenname freenet stand zunächst für günstiges Internet. Heute gehört Telekommunikation und digitales Leben generell dazu
Logo: freenet AG
Doch der neue Mobilfunkstandard sei "längst noch kein Standard für alle Bevölkerungsgruppen" und werde häufig als "nicht finanzierbares Luxusgut empfunden", so das Ergebnis einer Studie, die das Marktforschungsunternehmen infas quo im Auftrag der freenet AG durchgeführt hat. Der Name "infas" dürfte TV-Zuschauern aus den sonntäglichen Wahlhochrechnungen bekannt sein.
Zurück zum Mobilfunk: Viele Faktoren seien den Mobilfunknutzern derzeit bei ihrem Vertrag wichtig, fand infas quo heraus. Die Menschen achten vor allem auf eine gute Netzabdeckung in der Stadt (27,3 Prozent) sowie im ländlichen Raum (25,2 Prozent). Aber es entscheidet auch der Geldbeutel: Dicht gefolgt auf Platz 3 der Entscheidungskriterien liegen die monatlichen Kosten.
Mehr als jeder fünfte Befragte (21,6 Prozent) gibt an, dies bei der Auswahl des Mobilfunkvertrags besonders zu berücksichtigen. Damit sind die Kosten noch wichtiger als ein passendes Datenvolumen (10,9 Prozent).
Doch die Kosten von 5G-Mobilfunkverträgen bedingten häufig die Nachfrage. Schnelle 5G-Technik könnten sich nur wenige leisten, sagen mehr als ein Drittel der Befragten (37,3 Prozent).
Geringer Wettbewerb
Hollerstraße 126 in Büdelsdorf bei Rendsburg. Hier fing mit Mobilcom alles an
Foto: Freenet AG
Ein Punkt, der von den Umfrageteilnehmern mit Besorgnis beobachtet werde, sei der geringe Wettbewerb auf dem Mobilfunkmarkt. Zu wenige Anbieter und ungleiche Wettbewerbsbedingungen werden zu persönlichen Nachteilen führen, so die Ängste der Befragten. Mehr als 70 Prozent äußern diese Bedenken (70,4 Prozent). Überdurchschnittlich häufig sieht das eine Zielgruppe als Problem: Familien mit Kind (77,7 Prozent) beziehungsweise Haushalte mit mehr als drei Personen (74,3 Prozent) bewerten die derzeitige Marktsituation am kritischsten.
Die Wettbewerbsbedingungen müssen für alle Mobilfunkanbieter gleich sein, das sagen 76,2 Prozent der Befragten. Fast die Hälfte spricht sich für größere Anbietervielfalt aus, damit durch mehr Wettbewerb auch die Preise sinken (49,1 Prozent). Stärkerer Wettbewerb auf dem 5G-Markt wird daher positiv empfunden und kommt den Sorgen über die monatlichen Mobilfunkkosten entgegen.
Politik: Verantwortung für faire Rahmenbedingungen?
Doch wie kann fairer Wettbewerb hergestellt werden? Darüber herrscht unter den Befragten in der Mehrheit Einigkeit: Der Großteil sieht neben der Wirtschaft auch die Politik in der Verantwortung, wenn es darum geht, gute Mobilfunkangebote für die Verbraucherinnen und Verbraucher sicherzustellen.
Mehr als jeder zweite Befragte nimmt zwar die Mobilfunkunternehmen in die Pflicht, wünscht sich aber gleichzeitig, dass die Politik den Wettbewerb auf dem Mobilfunkmarkt gesetzlich regelt (53,8 Prozent). Fast jeder achte Befragte sieht sogar nur die Politik in der Pflicht (12,3 Prozent).
Ein alter Hase der Branche: freenet CCO Rickmann von Platen
Foto: freenet AG / David Maupilé
Rickmann von Platen, Vorstand Partnerbeziehungen (CCO) der freenet AG, erklärt, um was es geht: „Deutsche Verbraucher wünschen sich faire Preise und adressieren damit ein riesiges Defizit: Den fehlenden Wettbewerb. Die oligopolistischen Strukturen des Mobilfunkmarktes bieten kein tragfähiges Fundament für eine lebendige Anbieterlandschaft. Digitale Teilhabe wird nie erreicht, wenn der gesellschaftliche Zugang zu 5G nicht geklärt ist. 5G darf nicht zur Überholspur wohlhabender Verbrauchergruppen werden. Mit der bevorstehenden 5G-Frequenzvergabe können faire Rahmenbedingungen auf dem Mobilfunkmarkt hergestellt werden. Diensteanbieter, wie die freenet, stehen in den Startlöchern, auch bei 5G für intensiven Preis- und Innovationswettbewerb zu sorgen. Gesellschaftliches Ziel muss sein, allen Mobilfunkanbietern die Teilnahme am 5G-Wettbewerb zu ermöglichen und so für verbraucherfreundliche und attraktive 5G-Angebote zu sorgen.“
Wer ist freenet?
Das Unternehmen und die Dach-Marke "freenet" bieten Produkte und Dienste rund um die Themen Mobilfunk, Internet und TV-Entertainment an. Bekanntestes Testimonial ist der Pop- und TV-Star Dieter Bohlen "Alles mega". Das Unternehmen ist online sowie in rund 520 eigenen Shops direkt erreichbar.
Ferner werden die Angebote im Technik-Fachhandel, in Elektronikmärkten und in den Filialen der Marke GRAVIS (autorisierter Apple-Partner) angeboten.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
5G ist in vielen Mobilfunk-Tarifen längst serienmäßig inkludiert, teilweise auch schon bei Prepaid, derzeit aber nur bei den Original-Netzbetreibern. Offenbar geben die Netzbetreiber den Wiederverkäufern (Resellern, also Service-Provider) noch nicht generell frei. Die Netzbetreiber möchten die "Wertigkeit" von 5G möglichst lange hoch halten. Ähnlich verlief es seinerzeit auch bei 4G (LTE), das erhielten die Service-Provider auch relativ spät, es sei denn in den (auch bei freenet erhältlichen) "Original-Netzbetreiber-Tarifen", da gibt es 5G auch heute schon, allerdings nicht zum Schnäppchen-Preis.
Die Ergebnisse der Umfrage sind kritisch zu sehen, denn: Einfache 5G-fähige Geräte gibt es schon für etwa 150 Euro (z.B. das Oppo A54 5G), das kann das Problem also nicht sein.
Die Kern-Message von Freenet an die Manager von Telekom, Vodafone und o2 lautet eher: "Wir wollen jetzt endlich auch 5G und zwar im "günstigen" Preissegment verkaufen dürfen. Die Antwort der etablierten Netzbetreiber könnte lauten: Wir sollen flächendeckende Höchstleistungsnetze aufbauen und brauchen dafür jeden Cent. Im Hintergrund rufen die Anteilseigner: Wir wollen maximale Rendite sehen. Und der Wunsch der preisbewussten Kundschaft lautet: Wir wollen am liebsten eine "Alles drin Mobilfunkflatrate" für maximal 10-20 Euro im Monat.
Unsere Empfehlung lautet: Vergleichen Sie die Preise: Schon heute können Sie für monatlich 10 bis 20 Euro 5G bekommen. Wenn aber das komplette digitale Leben nur noch via Handy stattfinden soll, wird es empfindlich teurer. Da hat die Umfrage recht.
Wer preisbewusst ist, kann bei Klarmobil, einer Marke von freenet, aber auch in den "Green"-Tarifen von freenet (vormals Mobilcom-Debitel), punktuell sehr günstige Angebote (meist ohne 5G) erwischen. Vor der einer Bestellung unbedingt alle Nebenbedingungen prüfen, ob es passt.