Nach Katastrophe: Mobilfunk-Löcher werden geschlossen
Telekom-Vermittlungsstellen, wie hier in Gerolstein (Eifel), standen mannshoch unter Wasser. Im Dreischichtbetrieb wird aufgeräumt und das Netz flott gemacht.
Bild: Deutsche Telekom / Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Die Deutsche Telekom versorgt die Menschen nicht nur mit Mobilfunk, sondern auch mit Festnetz, und stellt außerdem auch ihren Mitbewerbern wichtige Verbindungsleitungen zur Verfügung. Historisch bedingt setzt die Telekom überwiegend auf terrestrisch verlegte Leitungen, die es bei der Unwetter-Katastrophe der letzten Woche stellenweise komplett "zerlegt" hat. Während des Wiederaufbaus ist auch die Telekom auf Richtfunk umgeschwenkt, findet ihn aber weiterhin "wackelig" und nur als Übergangslösung.
Notfall-Vermittlung ist am Netz
Telekom-Vermittlungsstellen, wie hier in Gerolstein (Eifel), standen mannshoch unter Wasser. Im Dreischichtbetrieb wird aufgeräumt und das Netz flott gemacht.
Bild: Deutsche Telekom / Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Deswegen hat die Deutsche Telekom dort vor ihrem Vermittlungsgebäude einen Notfall-Container aufgestellt. In diesem Container ist eine komplette dafür vorbereitete Notfall-Vermittlungstechnik des Desaster-Recovery-Teams eingebaut. Telekom-Techniker arbeiten seit Tagen im Drei-Schichten-System rund um die Uhr, um den Mobilfunk (der hat absolute Priorität) und - wo schon möglich - auch das Festnetz wiederherzustellen. Das zeigte erste Erfolge: Schon am Wochenende wurde der zentrale Telekom-Knotenpunkt in Gerolstein wieder ans Netz gebracht, daran hängen rund 10.000 Anschlüsse und mehrere Mobilfunkstandorte.
Einen Einblick, wie schnell die Vermittlung in Gerolstein wieder ans Netz ging, gibt eines von zahlreichen Videos auf dem YouTube Kanal "Telekomnetz".
Leitungsnetz stark betroffen
Neben dem Mobilfunk war auch das Festnetz, welches Telefonie und Internet über Leitungen bis in die Wohnungen bringt, betroffen. Denn viele der grauen Kästen am Straßenrand - sogenannte Kabelverzweiger - wurden entweder komplett zerstört oder beschädigt. Wasser- und Geröllmassen haben Glasfaser- und Kupferkabel komplett herausgerissen und getrennt.
Das Ausmaß der Zerstörung in den Hochwasser-Gebieten sei schockierend, denn es hat einige Handymasten und wichtige andere Anlagen weggerissen oder die Sende-Stationen gingen wegen Strommangels vom Netz. Die flutbedingten Funklöcher werden aber langsam kleiner.
Es gibt noch Funklöcher
Bei der Telekom sind ebenfalls noch Funklöcher in den Hochwassergebieten vorhanden. Es gebe Mobilfunkstandorte und Kabel, an die man für die Reparatur noch nicht heran komme oder aus Gefahrengründen nicht heran dürfe, betonte ein Firmensprecher. Bilder zeigen schlammige glitschige "Wege", die ein großes Problem darstellen.
Handys, Akkus und Datengutscheine
Teams der Telekom fuhren in die Katastrophengebiete und versorgten die Menschen mit Handys, Zusatzakkus (Powerbanks), SIM-Karten und Gutscheinen für Datenvolumen. Aktuell gibt es noch eine Aktion, die 31 Tage dauert und unlimitertes Datenvolumen beinhaltet. Ausführlich informiert die Telekom auf einer eigenen Infoseite zu den Unwetterschäden, ferner über soziale Medien wie Twitter, Facebook, LinkedIn und andere Dienste.
Warum nicht nationales Roaming vor Ort?
Die viel gestellte Frage, warum man bei solchen Fällen nicht alle Mobilfunknetze zusammenschalten könnte, um allen Kunden eine Versorgung zu bieten, hat die Telekom auch in einem kurzen Videobeitrag (Unwetter Update 4, siehe weiter unten) beantwortet. Darauf sind die Mobilfunknetze technisch nicht vorbereitet, da hierzu umfangreiche Erweiterungen bei den Verwaltungsservern, welche die Kundendaten verwalten (welcher Kunde hat welche Optionen gebucht, welches Guthaben, welche Fuktionen) notwendig. Dabei könnte es leicht passieren, dass das "übernehmende" Netz an die Lastgrenzen stoßen könnte.
Notruf gut vorbereiten
Wer aber einen Notruf mit der Nummer 112 wählen muss und nicht durchkommt, kann sein Handy aus- und nach kurzer Zeit wieder einschalten, und dann noch vor der PIN-Abfrage die 112 wählen. Dann bekommt das Handy Priorität. Es ist aber nicht zurückrufbar. Deswegen genau überlegen, was gemeldet werden soll und ob das wirklich wichtig ist oder ob es andere Möglichkeiten gibt.
Viel Lob für die Helfer
Es gibt auch erfreuliche Details zu berichten: Ein teltarif.de-Leser berichtet, dass seine Telekom-Basisstation 26 Stunden (!) mit Notstrom durchgehalten habe und kurz nach dem Wiederanliegen der Versorgung sei sie wieder problemlos hochgelaufen. Ein anderer Leser berichtet, drei Tage ohne Strom gewesen zu sein, danach liefen Mobilfunk (er ist Kunde bei Vodafone) und Internet auch wieder.
Kein Katastrophentourismus!
Telekom Mitarbeiter haben sich im Netz gemeldet und an die Öffentlichkeit appelliert: Auch wenn die Neugier noch so groß ist: Vor Katastrophentourismus in die betroffenen Gebiete ist dringend abzuraten. Man könnte die Einsatzkräfte behindern oder schlimmstenfalls sich selbst in Gefahr bringen. Außerdem würde die mobile "Live-Berichterstattung" der Besucher nach Hause, die Netze unnötig belasten, die teilweise noch nicht voll belastbar sind und von Helfern und Betroffenen vor Ort dringend gebraucht werden.
Wie kann ich helfen?
Wer in der Nähe, aber außerhalb des Gebietes wohnt, kann sich auf den Homepages der Kreisverwaltungen informieren, teilweise werden z.B. noch Notunterkünfte gesucht. Betroffene Städte vor Ort haben seriöse Spendenkonten eingerichtet, es sind auch sehr viele fragwürdige Organisationen am Start.
Früher war die Deutsche Telekom auch für Rundfunksender zuständig, sie werden heute von privaten Firmen betrieben, sind aber heute wichtiger denn je.