Vodafone Kabel-Internet: Holpriger Start nach Bestellung
Wie kann der Alltag als Vodafone-Kunde verlaufen? Wenn etwas schief geht oder nicht gleich klappt, muss nicht immer der Anbieter Vodafone schuld sein. Vermeintliche Fachleute im Handel meinen es vielleicht zu gut mit ihren Kunden, sorgen dann aber am Ende für zusätzliche Verwirrung und Frust bei Kunden, die sich mit dem Thema nicht auskennen.
Der Kunde sucht ein Angebot
Die Vodafone Station von Arris unterstützt laut Hersteller das schnellere WiFi6 Protokoll.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Betrachten wir einen Fall aus nächster Nähe: Robert Müller (Name geändert) war Kunde bei Kabel Deutschland. Im Haus lag Kabelfernsehen, also wurde das gebucht, es lief und der Kunde war zufrieden. Kabel Deutschland wurde von Vodafone übernommen, der Kunde blieb. Irgendwann entschloss er sich, zu kündigen, weil ihn "was Neues" reizte. Sein Anschluss wurde fristgerecht abgeschaltet. Bis dahin verlief alles planmäßig.
Neues Angebot - alter Anbieter
Auf der Suche nach einem neuen guten Angebot ergab ein Besuch beim Vodafone-Händler dann folgendes: Man mache ihm "ein unschlagbares Neukundenangebot". Ja, er bekäme kostenlos sogar noch eine FRIZ!Box 6490 (für Kabel geeignet) dazu und zahle den gleichen Preis, den Neukunden auch bekommen. "Nun ja", druckste der Verkäufer herum, dafür müsste der Kunde aber neue Festnetz-Rufnummern in Kauf nehmen. Der Kunde dachte sich, ok, das mach ich doch glatt.
Der Händler packte ihm alles ein, ein Stapel Papier. Zu Hause legte er seine Kabel-FRITZ!Box auf den Tisch, steckte alles zusammen und siehe da, er kam ins Internet. Bald klingelte auch sein Telefon. Er hob ab, hörte die Gegenstelle, doch die Gegenstelle hörte ihn nicht.
"Da ist sicher was in der FRITZ!Box verstellt", beruhigte ihn der Händler, "das können Sie auch selbst machen". Der Kunde konnte es aber nicht, kennt aber den teltarif.de-Autor. Ein Blick in das Konfigurationsmenü der FRITZ!Box (http://fritz.box) zeigte, dass die Telefonnummern noch nicht den Endgeräten bzw. den Telefonbuchsen "Fon1" oder "Fon2" zugeordnet waren. Doch auch das half nicht. In den Untiefen der Konfigurationsmenüs gab es Einträge, die definitiv falsch waren (falsche Orts-Vorwahl) aber auch Einträge, die vom Kunden nicht zu ändern waren, unter anderem eine falsche "eigene Rufnummer".
FRITZ!Box mag keine Wärme
Plötzlich war die FRITZ!Box warm und das Internet weg. Der Kunde hängte die Box mit Abstandsbolzen an die Wand, schon bekam die Box wieder mehr Luft und das Internet war wieder da. Telefonieren klappte weiterhin nicht.
Der Postbote klingelte und brachte ein Paket. Der Kunde wunderte sich, was Vodafone ihm da noch schickt. Der Händler beruhigte ihn. "Das können Sie wegstellen, das brauchen Sie nicht, das ist der Router von Vodafone". Weil die FRITZ!Box nicht funktionieren wollte, schaute ich mir die Geschichte vor Ort an. Beim Vodafone-Router handelt es sich um eine sogenannte "Vodafone-Station", die es offenbar in zwei Varianten gibt, einmal von "Technicolor" und von "Arris". Hier handelt es sich um die letztere Variante (siehe Fotos).
Alternative: Vodafone-Station
Die "Vodafone Station" von Arris ist ein Kabelrouter mit Anschlüssen für 4 LAN-Geräte, 1 Telefon (Buchse 2 ist aus) und einen USB-Speicher.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Um zu schauen, ob der Anschluss prinzipiell in Ordnung wäre, wurde die Vodafone-Station angeschlossen. Unter der URL http://192.168.0.1 kann man das Setup-Menü dieses Routers erreichen. Das Eröffnungs-Passwort steht auf einer beiliegenden Scheckkarte sowie auf der Geräterückseite und ist ziemlich kryptisch. Es soll aber vom Nutzer sofort geändert werden. Ist das neue Passwort nicht "kompliziert" genug, verweigert der Router die Einstellung. Welche Kriterien da gelten, ist für den Anwender nicht zu ergründen.
Im Router-Menü kann man das Internet und das WLAN konfigurieren, zum Thema "Telefonie" fehlt jede Spur, auch im "Experten-Modus". Man kann die Menüs von Englisch (ab Werk) auf Deutsch, Rumänisch oder Russisch umstellen. Aber es gibt kein Menü für die Rufnummer(n), geschweige denn etwas für das SIP-Login.
Nach dem Einstecken leuchtet die Power-Anzeige, nach wenigen Sekunden begannen alle Status-LEDs am Router wild durcheinander zu blinken. Das Internet ging bereits, die Vodafone-Web-Seiten bauten sich extrem langsam auf.
Hotline zunächst unsicher
Die Vodafone-Hotlinerin, die unter einer 0800-Rufnummer erreichbar ist, war sich nicht sicher, ob das so sein müsste, riet aber dazu, erst einmal abzuwarten. Beim Blick in ihre Kundenverwaltungs-Systeme konnte sie feststellen, dass bei Vodafone noch die FRITZ!Box im System "eingetragen" war. Die Vodafone-Station "sah" sie noch nicht. Das werde sie aber gleich ändern.
Hilfetexte im Internet helfen (bedingt) weiter
In irgendeinem Hilfetext war zu lesen, dass man das durchaus abwarten sollte. In der Tat: Nach etwa 15-20 Minuten hatte sich der Router beruhigt und die LED-Anzeigen leuchteten konstant, bis auf "Phone" für die Telefonie. Telefonie ging weiter nicht. Anrufe von außen wurden mit "der Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar" beantwortet.
Viele Unterlagen, viele Codes und Passworte
Der teltarif.de-Redakteur sichtete die Unterlagen. Man muss sich im Internet einloggen und einen "Freischaltecode" eingeben. Da Müller schon mal Kunde war, ging seine bisherige E-Mail Adresse als Login nicht mehr ("bereits vergeben"), also wurde die Adresse einfach um eine Zahl verlängert, die hinterlegte E-Mail Adresse für Kontakte von Vodafone zum Kunden blieb unverändert. Eine Aktivierung der Telefonie-Funktion bot das Portal auch nicht an. Aus den Hilfetexten war zu entnehmen, dass das "einfach so" funktionieren sollte.
Ein Tag später
Am nächsten Tag lief die Telefonie immer noch nicht. Der Kunde rief erneut bei Vodafone an und hatte Glück, der Hotliner wusste sofort Bescheid: "Ja, Telefonie kann ich Ihnen freischalten, klacker-di-klack, das sollte jetzt gehen. Sie haben folgende Nummern: xxx und yyy (die kannte der Kunde schon), aber die xxx sei die Nummer, die abgehend signalisiert werde, erreichbar sei der Kunde zugleich unter xxx oder yyy. Nur: "Sie wissen ja, die Buchse Tel2 ist an Ihrem Router nicht nutzbar. Sie können also nur ein Telefon anschließen."
Immerhin - der Hotliner hatte recht: Seitdem ist Telefonieren möglich.
Ein Fazit: Beim Kabel ist vieles anders
Beim Kabel-TV-Internet-Anschluss läuft vieles völlig anders, als man es vom klassischen Telefonanschluss über Zweidraht oder DSL gewohnt ist. Die MAC-Adresse des verwendeten Routers muss im Netz (beim Anbieter) bekannt sein und offenbar müssen die Hotliner bei Vodafone noch vieles manuell freischalten, so zumindest der Eindruck aus Sicht des Kunden.
Wenn ein Händler eine FRITZ!Box für Kabel "kostenlos" dazu anbietet, heißt es aufpassen. Ist das Gerät wirklich nagelneu oder stammt es aus Rückläufen oder wurde auf dem Sekundär-Markt erworben?
Diese FRITZ!Box muss in allen Systemen vom alten Kunden ab- und für den neuen Kunden neu angemeldet werden. Wenn das unterbleibt oder nicht vollständig passiert, wird man beim Freischalten stecken bleiben. Es gibt zwar in Deutschland auch beim Kabel-TV-Anschluss die Routerfreiheit, aber die Prozesse auf der anderen Seite der Leitung sind offenbar weitaus komplizierter oder schlechter organisiert, als man das vom klassischen Festnetz gewohnt ist.
Dem Netzbetreiber Vodafone kann man hier nur bedingt eine Schuld zuweisen, vielleicht sollten die Prozesse verbessert und praxisgerechter gestaltet werden. Vielleicht sollte es einen Modus im Kundenmenü geben, wo der Kunde alle diese Informationen selbst nachlesen kann.
Warum das Internet am Abend (ca. 18 Uhr) so langsam ging, ob das an der noch nicht kompletten Konfiguration lag, ist schwer zu sagen. Die parallel empfangenen TV-Programme waren ruckelfrei zu sehen.
Plan B kann helfen
Wer plant, seinen Telefon- und Internet-Anschluss zu wechseln, muss sich generalstabsmäßig vorbereiten und einen Plan B bereit halten. Einen Internetzugang übers Handy vielleicht, mit ausreichend Geschwindigkeit und Datenvolumen. Ein altes Schulheft, wo alle Kundennummern, Vertragsnummern, Benutzernamen, Passwörter notiert werden, sofern man nicht einen Passwort-Manager verwenden will. Und für jeden Dienst und jede Funktion ein eigenes Passwort und möglichst kompliziert: Also nicht "Geheim123" sondern eher "u9%uiWerz1o@&w(ziop" oder ähnliches. Und ja keine Umlaute oder Sonderzeichen wie äöüß oder á oder é etc. verwenden, das kann je nach Gerät oder Anbieter ins Auge gehen.
Wir wünschen viel Glück!
Wir haben untersucht, was Vodafone aus dem Connect-Test-Fiasko lernen könnte.