Desaster

T-DSL: Mehr Werbeplakate als freie Ports

Unerträgliche Verzögerungen bei der Freischaltung von T-DSL
Von Frank Rebenstock

Die Deutsche Telekom und ihr Tochterunternehmen T-Online rühren seit Wochen die Werbetrommel für ihre DSL-Produkte. Seit Anfang August gibt es T-DSL bereits ab einem Aufpreis von 9,90 Mark monatlich. Zum 1. September zog T-Online nach und bietet mit T-DSL flat zu 49 Mark monatlich eine Hochgeschwindigkeits-Flatrate an, die günstiger ist als die ISDN-Flatrate aus dem gleichen Hause.

Wie uns zahlreiche Leser berichteten, ist es jedoch gar nicht so einfach, den bestellten T-DSL-Zugang auch wirklich zu bekommen. Diese Erfahrung mussten auch Teltarif-Redakteure machen, die zwar im Büro mit 1,5 Mbit/s Daten aus dem Internet saugen können, aber privat nur über einen Trampelpfad auf die Datenautobahn kommen. Selbst wenn man in einem der Berliner Innenstadt-Bezirke wohnt, hat die Telekom keine Hemmungen, einem als Erschließungstermin den 1. 6. 2002 zu nennen.

Doch auch ein anderer Redakteur, der einen DSL-günstigeren Wohnsitz hat, darf auf den Anschluss warten. Dabei hatte er bereits Ende Juli T-DSL auf der Telekom-Homepage beauftragt, um das neue Angebot zu testen. Bis heute hat er noch keine Auftragsbestätigung bekommen. Auf drängende Nachfrage im örtlichen T-Punkt-Laden wurden ihm von der Filialleiterin Installationstermine zunächst für Ende August, dann für Mitte September mündlich zugesichert. Eingehalten wurden diese Zusagen jedoch nicht. Beim nächsten Besuch ließ man ihn dann sehr überraschend wissen, dass erst frühestens zu Ende November mit der Freischaltung zu rechnen sei. Die Nachfrage unseres Redakteurs bei der zuständigen Telekom-Niederlassung wurde geradezu zynisch abgeschmettert: "Wie, sind Sie mit dem Bereitstellungstermin etwa nicht einverstanden?" Welche Frage, bei einer Wartezeit von dann insgesamt mehr als vier Monaten.

Im genannten Fall sind alle gegen eine rasche Bereitstellung von DSL sprechenden Ausschlusskriterien nicht zutreffend: Der Wohnsitz liegt weniger als fünf Kilometer von der nächsten Vermittlungsstelle entfernt, es gibt unterwegs keine Abschnitte, wo Glasfaserkabel verlegt sind und auch die Durchmessung der Hausinstallation ergab keine Hindernisse. Angeblich war sogar schon ein Port "reserviert" gewesen. In neueren Erklärungen heißt es jedoch, es herrsche derzeit ein großer "Portmangel". Wundert es, dass der Kunde inzwischen reichlich verärgert ist?

In anderen, der Redaktion bekannten Fällen, bedurfte es auch mehrfacher Nachfrage um herauszufinden, dass die beiden beim Kunden erforderlichen Geräte, DSL-Modem und Splitter, auch ohne Zutun eines Telekom-Technikers selbst installiert werden können. Weitere, gern gebrachte Falschauskunft ist die, dass T-DSL angeblich nur im Zusammenhang mit T-ISDN xxl zu haben sei.

Was sagt Herr Genz von der Pressestelle der Deutschen Telekom zu diesen Vorwürfen? Das Übliche: Man zeigt sich "erfreut" über die "unerwartet" große Nachfrage nach dem neuen Produkt, man beteuert, alles mögliche zu tun, die Nachfrage zu befriedigen und verweist ansonsten auf die Hersteller technischer Bauelemente, zum Beispiel Siemens, die angeblich mit ihren Lieferungen nicht hinterherkommen.

Die Preisoffensive des Ex-Monopolisten im DSL-Bereich kommt sicher nicht von ungefähr. In absehbarer Zeit werden Stromanbieter und TV-Kabelgesellschaften die technischen Voraussetzungen geschaffen haben, ebenfalls breitbandige und wahrscheinlich noch leistungsfähigere Internetzugänge anbieten zu können. Erfolgversprechende Tests mit Kabelanschlüssen laufen derzeit bereits. Also setzt die Telekom alles daran, sich auf dem wachsenden Markt frühzeitig einen großen Anteil zu sichern. Dass dabei der Service gegenüber den Kunden auf der Strecke bleibt, wird in Kauf genommen. Es bleibt zu hoffen, dass die Telekom alle Anstrengungen unternimmt, ihren Service zu verbessern und das Produkt kurzfristig allen Interessenten zur Verfügung stellen kann.