Interview

Sommer: "Telekom wird bei UMTS ganz vorne sein"

"Es gibt keinen zeitlichen Vorsprung bei der Technik"
Von Marie-Anne Winter

Ron Sommer will gutes Wetter machen. In einem Gespräch mit dem Handelsblatt bekräftigte der Telekom-Chef, dass die Deutsche Telekom bei UMTS ganz vorne sein wird. Auf die Frage, ob Vodafone T-Mobile durch den früheren UMTS-Start abhängen wird, antwortete Sommer: "Es gibt keinen zeitlichen Vorsprung bei der Technik. Es gibt aber einen Punkt, bei dem wir ganz deutlich vorn liegen: Bei den Anwendungen. Der Kunde fährt nicht auf die pure Technik ab, sondern auf Dienste, die ihm eindeutig nutzen."

Auch die Aussage, dass Vodafone bei der Etablierung als globale Marke weiter als T-Mobile sei, lässt Sommer nicht unwidersprochen: "Ich bitte Sie, wo sind die denn weiter? In den USA heißt Vodafone noch Verizon Wireless und hat die falsche Technologie, weil sie kein GSM nutzt. Da kann ich Ihnen noch mehr Beispiele nennen. Und was heißt hier, Vodafone hat 100 Millionen Kunden? Ziehen Sie bitte alle die in den USA ab, das sind nicht deren Kunden - die gehören Vodafone nur zu 45 Prozent. Meine Kunden zählen wirklich zu T-Mobile und verwenden GSM-Technologie. So einfach ist die Geschichte."

Ob die Geschichte wirklich so einfach ist, muss die Telekom in den nächsten Jahren beweisen, denn dem Unternehmen weht derzeit ein rauer Wind entgegen. Die Mitbewerber wollen sich die Butter nicht mehr so leicht vom Brot nehmen lassen, die Regulierungsbehörde zuckt gelegentlich unangenehm, die Schuldenlast drückt und die Ratingagenturen sind derzeit dabei, die Kreditwürdigkeit des magentafarbenen T-Riesen herabzustufen. Das kann schnell ein zu einem zusätzlichen Zinsaufwand von bis zu 100 Millionen Euro führen. Durch das Scheitern des Verkaufs des Kabelnetzes an Liberty Media droht der Schuldenabbau ins Stocken zu kommen. Aber Herr Sommer übt weiterhin Optimistmus - was bleibt Mister Telekom auch anderes übrig? Auf die Frage, ob es nicht an der Zeit wäre, neben "Mister Telekom" auch Mister "T-Online" oder Mister "T-Mobile" einzuführen antwortet Ron Sommer: "Die Welt ist eben so wie sie ist. Es gibt ja auch tolle Bundesminister, aber letztlich gucken die Leute auf den Bundeskanzler."

Und der hat zur Zeit ganz ähnliche Probleme wie der Telekom-Chef. So wie die Zahl der Arbeitslosen einfach nicht kleiner werden will, so wollen die Kurse der T-Aktien einfach nicht nach oben. Und die Leute gucken immer genauer hin.