Kabelsalat

Nein vom Kartellamt macht der Telekom Probleme

T-Aktie legt trotzdem wieder zu
Von dpa / Marie-Anne Winter

In Sachen Kabelnetzverkauf ist die Deutsche Telekom in diesen Tagen auf das Bundeskartellamt nicht gut zu sprechen: Mit dem blauen Brief für den Käufer Liberty Media hat der Präsident der Behörde, Ulf Böge, zwar nur eine Verwarnung ausgesprochen. Lenkt der US-Medienkonzern aber nicht ein, hat Telekom-Chef Ron Sommer bald ein Problem. Denn der Verkauf des größten Teils des TV-Kabelnetzes für 5,5 Milliarden Euro würde in dem Fall untersagt werden.

"Die Schuldenrückführung wird verzögert", ist sich Frank Wellendorf sicher. Der Telekom-Analyst der Düsseldorfer WestLB Panmure schätzt, dass das Unternehmen einige Monate brauchen würde, um mit einem anderen Interessenten handelseinig zu werden. Bei Null anfangen müsse die Telekom im Falle des Scheiterns aber nicht, meint Theo Kitz von Merck Finck & Co Privatbankiers. Die Interessenten stünden bereits in den Startlöchern.

Dass der Kurs der T-Aktie in den vergangenen Tagen wegen der Gerüchte um ein bevorstehendes Verbot wegbrach und 4,5 Milliarden Euro an Wert vernichtet wurden, hält Wellendorf für Übertreibung. "Eine Untersagung ist im Kurs der T-Aktie längst eingepreist", sagt er. Und in der Tat: Die T-Aktie hat heute ungeachtet der Abmahnung des Bundeskartellamts für den Verkauf der TV-Kabelnetze Kursgewinne verzeichnet. Nach einem kurzem Ausflug in die Verlustzone legte die Aktie bis zum Nachmittag um 1,56 Prozent auf 16,98 Euro zu.

Nach Einschätzung eines Münchener Telekomanalysten wäre ein Platzen des Geschäfts für das Bonner Unternehmen "durchaus positiv", da die Telekom dann zunächst einmal das Monopol im Kabelnetz behalten würde.

Offiziell gibt sich die Telekom zuversichtlich, dass die Wettbewerbshüter Ende Februar das Geschäft doch noch durchwinken. Dem US-Medienkonzern hält das Unternehmen die Stange: "Wir werden Liberty und Malone unterstützen", betonte Vorstandsmitglied Josef Brauner. Und ein Konzernsprecher fügt hinzu: Es gebe derzeit keine Verhandlungen mit anderen Interessenten. "Wir sind faire Vertragspartner, die Exklusivität ist nach wie vor gewahrt".

Doch die Frage bleibt: Was passiert, wenn das Kartellamt den Verkauf stoppt? Möglicherweise muss die Telekom in dem Fall anderen Kaufinteressenten Zugeständnisse machen. Solche Gedankenspiele sind für Vorstandschef Sommer aber tabu: Das TV-Kabelgeschäft gehöre zwar nicht zu den Kernaktivitäten der Telekom, aber "es wird nicht um jeden Preis verkauft", sagte er bereits Ende 2002, nachdem Kartellamtspräsident Böge erstmals in der Öffentlichkeit Bedenken gegen den Verkauf der sechs regionalen Kabelgesellschaften an Liberty Media angemeldet hatte.

Als mögliche Alternativen für den Käufer Malone soll angeblich ein Konsortium unter Führung der Deutschen Bank mit dem Kabelunternehmen Telecolumbus in den Startlöchern hocken. Auch die Düsseldorfer WestLB und der britische Finanzmakler Compere Associates wurden als potenzielle Käufer des Kabelnetzes der Telekom genannt.

Für den Schuldenabbau hat Telekom-Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick die Erlöse aus dem Kabelnetzverkauf jedenfalls fest eingeplant. Bis zum Jahresende soll der Schuldenberg von mehr als 60 Milliarden Euro auf 50 Milliarden Euro reduziert werden. Neben dem Kabelverkauf will Eick auch die Erlöse aus dem geplanten Börsengang der Tochterfirma T-Mobile International AG für den Schuldenabbau einsetzen.

Das Kartellamt könnte die verstärke Marktstellung von Liberty Media beim Kabel dulden, wenn das Unternehmen auf einem anderen Feld für mehr Wettbewerb sorgt: das heißt, ähnlich wie die Konkurrenten Callahan (ish) in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sowie Klesch (E-Kabel) in Hessen das Kabelnetz zu einem Multimedia-Netz mit schnellem Internetzugang und Sprachtelefonie auszubauen. Damit könnte das Quasi-Monopol der Telekom im Ortsnetz zur Freude der Wettbewerber endlich geknackt werden.