Bärendienst

Kritik an der Preiserhöhung der Telekom

"Derjenige, der jetzt in die Röhre guckt, ist der Kunde."
Von dpa /

Telefonieren wird von Mai an für Millionen Kunden der Deutschen Telekom teurer. Die monatlichen Kosten für Festanschlüsse sollen um 65 Cent steigen, sagte Telekom-Sprecher Ulrich Lissek heute. Das entspreche bei analogen Anschlüssen einem Anstieg von fünf Prozent auf dann 13,33 Euro, bei ISDN-Anschlüssen von 2,8 Prozent auf 23,60 Euro. Die Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) hatte in einem vorläufigen Beschluss einen entsprechenden Antrag des Bonner Konzerns genehmigt. Dies nannte der Verband der Telekom-Konkurrenten VATM den "falschen Weg".

Im Gegenzug zum teureren Festnetzanschluss will die Deutsche Telekom den Preis für Ortsgespräche von 6,2 auf 6 Cent je Einheit senken. Das bedeute eine Preisreduzierung von im Schnitt 3,2 Prozent. Allerdings überwiegt die Preissenkung bei den Ortsgesprächen die Preiserhöhung beim Teilnehmeranschluss erst ab einem monatlichen Aufkommen von ca. 510 Tarifeinheiten bzw. 30,60 Euro für Ortsgespräche.

Nach Angaben des Sprechers der Regulierungsbehörde, Harald Dörr, wird die Grundgebühr damit zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren erhöht. "Bisher hat die Telekom es nicht für opportun gehalten, so etwas zu tun." Formaljuristisch wolle die Beschlusskammer der Behörde Ende März über den im Januar von der Deutschen Telekom eingereichten Antrag zur Anhebung der Grundpreise entscheiden.

Lissek begründete die Erhöhung der Gebühren für rund 50 Millionen analoge und ISDN-Anschlüsse vor allem damit, dass die Telekom einem Wunsch des Regulierers nachgekommen sei. Der Telekom war immer wieder vorgeworfen worden, über Dumpingpreise bei den Telefonanschlüssen ihre Marktmacht auszuspielen und Wettbewerb zu behindern. Unter dem Strich werde in der Kasse des Bonner Konzerns ein zweistelliger Millionen-Gewinn bleiben, sagte Lissek.

Der VATM kritisierte die Entscheidung der Regulierungsbehörde: "Wir hatten eigentlich im Hinterkopf, dass die Telekom uns die Leitungen günstiger vermietet", sagte Verbandssprecherin Marion Krause. Derzeit zahlten die Wettbewerber für die so genannte letzte Meile zur Steckdose im Haus einen Mietpreis, der über dem Preis für die Endkunden liege. "Das Ziel, den Wettbewerb im Ortsnetz anzukurbeln, ist so schwer zu erreichen", sagte sie. "Derjenige, der jetzt in die Röhre guckt, ist der Kunde."

Der verbrauchernahe Verband für Post und Telekommunikation hatte von einem "Bärendienst" für Kunden und Wettbewerber gesprochen. Die geringe Preissenkung bei Ortsgesprächen sei angesichts der höheren Grundgebühren "reine Augenwischerei". Die Aktie der Telekom stieg bis zum Dienstagmittag zunächst um 2,25 Prozent auf 15,91 Euro.