Datenschutz

Anonymes Surfen im Internet

JAP soll Einsehen von Daten verhindern
Von dpa / Marc Baumann

Datensicherheit im Internet war lange Zeit ein eher vernachlässigtes Thema. "Ich habe doch nichts zu verbergen", war die Einstellung vieler Surfer. Doch mit dem 11. September ist auch das Bedürfnis nach Sicherheit im Netz bei Unternehmen und Privatnutzern gewachsen. Auf der diesjährigen CeBIT sind Datensicherheitsprodukte ein Ausstellungsschwerpunkt. Die Informatiker der TU Dresden stellen dort seit Mittwoch ein weltweit einzigartiges Projekt zum anonymen Surfen im Internet vor.

Der Dienst JAP verhindere, dass weder externe Beobachter noch der Betreiber selbst Kundendaten einsehen können, sagt Projektleiter Hannes Federrath. Um ihn zu nutzen, müsse nur eine Software auf dem Rechner installiert werden, die bei jedem Besuch des Internets automatisch eine Verbindung zum Anonymisierungs-Server herstellt. "Dort werden die Daten aller eingewählten User gemixt, umgeformt und verschlüsselt", erklärt Federrath. Dadurch seien sie für Beobachter unbrauchbar. Nach der Abschaltung eines vergleichbaren Services der US-amerikanischen Firma Zero Knowledge [Link entfernt] im Jahr 2001 ist "JAP" der weltweit einzige Dienst, der anonymes Surfen im Internet ermöglicht.

Experten verweisen darauf, dass Eingriffe in die Privatsphäre des Surfers theoretisch nicht auszuschließen sind. Technisch betrachtet können Anbieter von Online-Dienstleistungen auf alle Daten ihrer Kunden zugreifen. Allerdings verbiete das Teledienste-Datenschutz-Gesetz [Link entfernt] in Deutschland die Speicherung aller Daten, die nicht zur Abrechnung benötigt werden, sagt Lukas Gundermann von der Landeszentrale für Datenschutz Schleswig-Holstein in Kiel. Gleichzeitig seien die Anbieter nach dem Gesetz dazu angehalten, Möglichkeiten für die anonyme Nutzung von Datendiensten zu schaffen.

"JAP" soll die technischen Voraussetzungen bereitstellen. Derzeit wenden den noch kostenlosen Dienst, der auf Windows, Macintosh und Unix-Plattformen läuft, etwa 18 000 Menschen aus Deutschland, Europa und Amerika regelmäßig an. Die Software kann unter http://anon.inf.tu-dresden.de heruntergeladen werden, bislang seien etwa 70 000 Downloads registriert. "Nur in Saudi-Arabien ist unser Service gesperrt. Wahrscheinlich, weil die dortige Regierung in der anonymen Internet-Nutzung Gefahren sieht", bedauert Federrath.

Eine Ergänzung zum Anonymisierungsdienst ist das Programm "CookieCooker". Mit ihm könnten Surfer selbst entscheiden, ob ihre Identität beim Besuch einer Internetseite preisgegeben wird, erklärt Projektmitarbeiter Sebastian Clauß. Die Informationen zur Erkennung eines Nutzers sind in so genannten Cookies gespeichert. Sie ermöglichen die Erstellung von Nutzerprofilen, in denen registriert wird, welche Seiten ein Nutzer häufig startet oder welche Suchbegriffe er verwendet. Dadurch sind zum Beispiel Online-Shops in der Lage, ihr Angebot speziell auf den einzelnen User abzustimmen. Werbetreibende können Reklame nach den Interessen von Nutzern platzieren.

Wer sich vor der kommerziellen Nutzung von Cookies schützen will, kann dies mit dem CookieCooker tun. Wie bei "JAP" greift das Programm auf einen Server zu, auf dem die in Cookies gespeicherten Identitäten der verschiedenen Nutzer miteinander vermischt werden. Dadurch entstehen widersprüchliche Profile, die für professionelle Datensammler wertlos sind. Über den zugehörigen CookieManager lässt sich festlegen, welchen Anbietern die eigene Identität preisgegeben und welche getäuscht werden sollen. Das kostenlose Werkzeug ist unter http://cookie.inf.tu-dresden.de verfügbar.

Die Produkte sollen das Vertrauen in Internetanwendungen verstärken, sagt Projektmitarbeiter Clauß. Dies sei nicht nur eine wichtige Voraussetzung für den langfristigen Erfolg von eCommerce und sondern auch ein zentraler Ansatz für den Weg aus der Krise der IT- Branche.