Wahrsager

MMS: Umsatzexplosion ab 2005?

Analyse: Der Europamarkt für Multimedia Messaging Service (MMS)
Von Marie-Anne Winter

Multimedia Messaging Service (MMS) ist eins der aktuellen Schlagworte: In Zukunft werden nicht nur Textnachrichten, sondern auch Bilder, Melodien und Filmsequenzen per Mobiltelefon versendet und empfangen. Erwies sich das SMS-Modell (Short Message Service) bereits als äußerst lukrativ, wollen die Betreiber mit MMS sämtliche Umsatzrekorde brechen. Die Hoffnung scheint durchaus berechtigt: Laut einer neuen Analyse der Unternehmensberatung Frost & Sullivan kann der Europamarkt für MMS-Dienste im Jahr 2006 mit einem Volumen von 26,9 Milliarden US-Dollar aufwarten. Obwohl MMS-fähige Geräte erst im Lauf des Jahres erhältlich sein werden, wird in der aktuellen Analyse für 2002 bereits mit einem Umsatz von 68 Millionen US-Dollar gerechnet.

Doch bis zum großen Durchbruch muss die Branche noch einige Hürden meistern. Wie diese Herausforderung beschaffen ist, liegt auf der Hand: Als System, mit dem nicht nur Texte, sondern auch Töne, Bilder, Filme etc. per Handy verschickt werden können, ist MMS nicht nur technisch viel anspruchsvoller als SMS oder auch die SMS-Erweiterung EMS (Enhanced Messaging Service), sondern voraussichtlich auch um ein vielfaches teurer.

Wenn mit der Zahl und Komplexität der Nachrichten natürlich auch der Übertragungsaufwand höher wird, wird die Geschwindigkeit eine entscheidende Rolle im MMS-Geschäft spielen. Da MMS paketbasierte Netze nutzen wird, hängt sein Erfolg von der Zugriffsmöglichkeit auf UMTS-Dienste und auf die GPRS-Technologie ab. Gerade hier kommt es jedoch in Europa immer wieder zu Verzögerungen.

Die Frost & Sullivan-Experten gehen davon aus, dass MMS-fähige Geräte erst ab 2005 als Massenprodukt und entsprechend kostengünstig erhältlich sein werden. Während für 2002 lediglich mit durchschnittlich fünf MMS-Botschaften pro Monat und Abonnent zu rechnen ist, soll die Frequenz im Jahr 2006 auf 28 steigen. "Zu diesem Zeitpunkt dürften 66,3 Prozent der Umsätze im Europamarkt für Mobiles Messaging (ohne E-Mail) mit MMS erwirtschaftet werden," meint Eduardo Gonzalez, Research-Analyst bei Frost & Sullivan. "Damit lassen sich die zu erwartenden Rückgänge im SMS-Sektor mehr als ausgleichen."

Allerdings stehen die Anbieter vor der Herausforderung, die Kosten für den neuen Dienst einzudämmen und eine klare Preisstruktur zu entwickeln. "Die Betreiber müssen die immens teuren MMS-Terminals finanzieren und gleichzeitig einen Modus für den Umgang mit der Geräte-Subventionspraxis der Carrier finden," so Gonzalez. Außerdem gilt es, dem potenziellen Kunden unterschiedliche Preismodelle entweder nach Datenvolumen, Wert bzw. Art des Inhalts oder auf Pay-per-View-Basis anzubieten. Wie schon beim SMS, werden Pre-Pay-Nutzer entscheidend zum Umsatz beitragen. Um diesen Kundenkreis anzusprechen, ist laut Frost & Sullivan zudem ein Preismodell auf Echtzeitbasis zwingend notwendig.

Entscheidend wird sein, wie die neue Technologie vermarktet wird: "Damit sich die Kunden nicht – wie bei WAP – nach kurzer Zeit enttäuscht zurückziehen, müssen die MMS-Anbieter von Anfang an mit offenen Karten spielen," rät Gonzalez. "Neben den Vorteilen muss auch auf die Grenzen von MMS hingewiesen werden. Die potenziellen Nutzer sollten darüber informiert sein, dass die Displays der Handgeräte aufgrund ihrer Größe und der verfügbaren Farben gewisse Anwendungen ausschließen, sowie darüber, welche Datenraten tatsächlich übertragen werden können – nicht nur theoretisch."

Auch hier lautet das Zauberwort "Content". Letztendlich werden es die Inhalte sein, die MMS für die Zielgruppe interessant machen. Um für solche Entwicklungen ein geeignetes Umfeld zu schaffen, ist laut Analyse die enge Zusammenarbeit von Betreibern, Technologieanbietern und Anwendungsentwicklern notwendig. Denn während der Löwenteil der Umsätze mit mobilen Datendiensten momentan noch mit Peer-to-Peer (P2P)-Messaging erzielt wird, eröffnet sich durch MMS die Möglichkeit, den bislang niedrigen Prozentsatz der Application-to-Person-Kommunikation entscheidend zu erhöhen. Dazu zählen Anwendungen wie Informationsdienste, Unterhaltung und Musik. "In diesem ganzen Szenario werden die Betreiber eine zentrale Rolle spielen," so Gonzalez. "Es wird an ihnen liegen, die Kooperation mit externen Content-Anbietern zu fördern, die Rechte an den Anwendungen zu halten und die Kunden zu informieren und zu binden."