DRM

Mittelwelle digital

Neues Übertragungsverfahren soll AM-Rundfunkbereichen zu einer Renaissance verhelfen
Von Volker Schäfer

Bereits seit Jahren versuchen Medienpolitiker, Sendernetzbetreiber und nicht zuletzt die Programmanbieter, den neuen Hörfunkstandard DAB - Digital Audio Broadcasting auf dem Markt durchzusetzen. Aufwändige Pilotprojekte, bei denen interessierte Endverbraucher Empfangsgeräte - meist Autoradios - zu staatlich subventionierten Preisen kaufen konnten, fanden mangels Interesse fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Die Sendernetze werden dennoch weiter ausgebaut. Zumindest in fast allen Ballungsgebieten kann man mittlerweile Radio auch in CD-naher Digitalqualität empfangen. Empfangsgeräte kommen für unter 500 Euro in den Handel und alle Beteiligten geben sich zuversichtlich, dass DAB doch noch ein Erfolg wird und längerfristig den analogen UKW-Hörfunk ablösen kann.

Parallel arbeiteten deutsche, französische und amerikanische Techniker auch daran, den Lang-, Mittel- und Kurzwellenbereich wieder attraktiver zu gestalten. Waren westliche Radiosender in diesen Frequenzbändern in der Zeit des Kalten Krieges noch eine wichtige Informationsquelle für Hörer hinter dem eisernen Vorhang, so fristen die dort beheimateten Sender in den letzten Jahren mehr und mehr ein Schattendasein.

Einige einst sehr erfolgreiche Programmveranstalter haben bereits die Konsequenz gezogen: Radio Luxemburg hat seine Mittelwelle vermietet und die Kurzwelle abgeschafft, RadioRopa hat seine Sendungen eingestellt und der Mitteldeutsche Rundfunk verlegt seine Nachrichtenwelle MDR info nach und nach auf UKW - um nur einige Beispiele zu nennen.

Mit Mega Radio [Link entfernt] gibt es aber auch einen Newcomer auf Mittelwelle, der ein inzwischen fast bundesweit empfangbares Jugendprogramm veranstaltet. Mit TruckRadio CountryStar steht ein zweiter Anbieter bereits in den Startlöchern. Klar, dass auch diesen Neulingen bewusst ist, dass sich mit der heutigen Mittelwelle kaum noch Geld verdienen lässt. Rettung ist jedoch in Sicht, wie sich bereits auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin Ende August letzten Jahres zeigte.

Digital Radio Mondiale, kurz DRM, lautet das Zauberwort, das die Radiohörer künftig wieder für die Frequenzen zwischen 150 kHz und 30 MHz begeistern soll. Feldversuche gab es schon sein Jahren, doch inzwischen ist DRM so weit, dass aus ursprünglich drei konkurrierenden digitalen Übertragungsverfahren eine gemeinsame Norm entwickelt wurde, mit deren Marktreife man spätestens im kommenden Jahr rechnet.

Testsendungen gab und gibt es bereits. Die Ergebnisse sind durchaus beachtlich. So benötigt der Sendernetzbetreiber nur noch einen Bruchteil der im analogen Rundfunk eingesetzten Sendeenergie, um auf die gleiche technische Reichweite zu kommen. Vorteil für die Hörer: Die Empfangsqualität wird wieder besser und die Bedienung der Radios wird einfacher.

Die Digitale Mittelwelle kommt natürlich nicht an UKW-, oder gar DAB- Qualität herein. Die Übertragung klingt in etwa wie ein Internetradio-Stream oder etwas schlechter als ein UKW-Mono-Programm. Aber es entfallen die von der Mittelwelle - und erst recht von der Kurzwelle - bekannten Störgeräusche, die vor allem abends und nachts den Hörgenuss trüben.

Auch eine Art "RDS" wird es geben, das heißt, das Radio sucht sich - wie bei UKW - immer die gerade bestmögliche Frequenz des eingestellten Senders heraus und schaltet automatisch auf optimalen Empfang um. Zusätzlich ist es möglich, begleitende Datendienste auszustrahlen.

Zu den Preisen der Empfangsgeräte hält man sich derzeit noch etwas bedeckt. In jedem Fall billiger als DAB, aber etwas teurer als ein herkömmliches Mittelwellenradio sollen die neuen Geräte sein. Wann genau die ersten DRM-Radios in den Handel kommen, ist noch unklar. Experten rechnen damit im Laufe der nächsten zwei Jahre.

Derzeit funktioniert der Empfang nur auf Basis einer vom Fraunhofer Institut entwickelten Software. Diese ist jedoch lediglich für die interne Nutzung gedacht und kostet mehrere tausend Euro. Bis Otto Normalhörer den digitalen Klängen auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle lauschen kann, wird es somit noch einige Zeit dauern.