Unmut

Digitale Bezahlsysteme: Das Sterben hat begonnen

Zu viele Möglichkeiten, zu wenig Verbreitung
Von Marie-Anne Winter

Das elektronische Bezahlen im Internet oder per Handy wird sich nicht durchsetzen - das ergab eine von der Mummert + Partner Unternehmensberatung begleitete Untersuchung der Universität Karlsruhe. Selbst bereits etablierte Systeme wie Geldkarte, Paybox [Link entfernt] oder Kreditkarte werden nur von einer Minderheit der Verbraucher bei Einkäufen in der digitalen Welt eingesetzt - ganz zu schweigen von rund 50 anderen Verfahren. Zwei von drei Kunden machen dabei nicht mit. Sie schwören nach wie vor auf die herkömmlichen Zahlverfahren wie Rechnung und Nachnahme. Die Folge: Keinem Anbieter ist es bisher gelungen, einen Marktanteil von mehr als drei Prozent zu erringen. Und das Hauptproblem ist, dass mehr als die Hälfte der Kunden eine ausreichende Verbreitung als Grundvoraussetzung für den Umstieg ansehen.

Die Kunden stehen einer verwirrenden Vielfalt von Bezahlarten gegenüber - ob per Kreditkartennummer, Lastschrift, Geldkartenlesegerät, über das Handy (Paybox), mit Prepaid-Karte (PaySafe) oder via 0190-Anruf (net900). Bisher erfüllt kein System die Anforderungen von Kunden, Banken und Händlern - dementsprechend wird auch keins flächendeckend akzeptiert. Nun steht eine Konsolidierung des Marktes an. Innerhalb der nächsten drei Jahre werden voraussichtlich drei von vier Bezahlsystemen mangels Erfolg eingestellt, prognostizieren die Mummert + Partner-Experten.

Die Anforderungen beim digitalen Bezahlen sind klar: Der Kunde will Sicherheit, eine hohe Verbreitung und keinen unnötigen Aufwand wie die Installation einer speziellen Software. Der Händler verlangt so wenig Zahlungsausfälle wie möglich, geringe Gebühren und eine hohe Verbreitung. Hier sitzt er mit den Banken in einem Boot. Sie wollen darüber hinaus das digitale Bezahlen an bisher gängige Zahlungsmittel - wie zum Beispiel die Kreditkarte - koppeln.

Doch die Realität ist ernüchternd: Die Liste der bereits gescheiterten Versuche wächst stetig. Jüngstes Opfer war erst vor wenigen Wochen Payitmobile [Link entfernt] . Schon im vergangenen Jahr kam das Aus für das Prepaid-Bezahlsystem "eCash [Link entfernt] " der Deutschen Bank: Die Kunden wollten kein Geld im Voraus auf ein eigenes Online-Bezahlkonto legen. Auch der Anbieter Millicent [Link entfernt] blieb erfolglos - die Notwendigkeit, bei jedem Händler ein Konto zu eröffnen, machte es zu kompliziert. Ähnlich erging es CyberCash, das nur mit registrierten Händlern zusammenarbeitete. Auch CyberCoin, DigiCash und Electronic Debit Direct (edd) fielen der mangelnden Akzeptanz zum Opfer. Nach Einschätzung von Mummert + Partner wird dieser Trend anhalten: Das Sterben der Bezahlsysteme geht weiter.