teuer und beliebt

Brodos: SMS soll "Melk-Kuh" der Netzbetreiber bleiben

Gewinne im SMS-Sektor sollen Verluste in anderen Bereichen ausgleichen
Von Marie-Anne Winter

Nach Einschätzung der Brodos AG wird die Markteinführung der neuen Technologien für mobile Messaging-Dienste EMS und MMS "verdächtig halbherzig" betrieben, weil die gute alte SMS weiter die "Melk-Kuh" der Netzbetreiber bleiben soll. Mit den Gewinnen aus dem SMS bereich wollen die Netzbetreiber die Verluste durch ihre teuren Ausflüge in weniger populäre Technologien wie WAP, GPRS oder auch UMTS ausgleichen. Das jedenfalls ist der Tenor eines informellen Experten-Austauschs im Rahmen der CeBIT 2002, den die Brodos-AG angeregt hatte.

"Das Besondere an der SMS ist, dass die Netzbetreiber auf die unglaublichen Margen, die sie mit dem SMS-Versand derzeit generieren, nicht verzichten können - schließlich machen sie allein rund zehn Prozent der milliardenschweren Gesamt-Erträge aus. Der Erfolg der SMS gibt den Netzbetreibern also recht", so Frank Stöcker, Leiter der Business Unit messaging der Brodos AG.

Brodos liefert auch ein Rechenbeispiel, wie die Kostenpolitik der Netzbetreiber systematisch dafür sorge, dass GPRS weiterhin unattraktiv bliebe. Der Versand einer Datenmenge von 1 MB per E-Mail via Internet koste je nach Zugangsart zwischen 0,01 Cent und 2,5 Cent. Wird die E-Mail via GPRS verschickt, werden dafür schon rund 35 Euro im deutschen Netz von T-Mobil und etwa 1 Euro im Netz von T-Mobil in Österreich fällig. Der Versand einer Datenmenge von 1 MB per SMS in Deutschland kostet jedoch astronomische 1 245 Euro.

"Der Vergleich der Preise von Österreich und Deutschland verdeutlicht das restriktive preispolitische Verhalten der deutschen Netzbetreiber hinsichtlich der Markteinführung von GPRS," so Frank Stöcker während des inoffiziellen Meetings.

Dass die Netzbetreiber auch bei der Einführung anderer Technologien zurückhaltend seien, würde der Endverbraucher an verschiedenen Punkten bemerken. So wurden bereits für das vergangene Jahr erste funktionsfähige GPRS-Netze, also die Generation 2,5 nach GSM, versprochen - eine ausreichende Flächendeckung sei allerdings nicht in Sicht.

Frank Stöcker: "Die Netzbetreiber halten manche anstehenden technologischen Neuerungen zurück - man denke an GPRS oder MMS, um das Geschäftsmodell SMS weiter auf dem hohen wirtschaftlichen Niveau im Markt zu halten. Die Einnahmen der Melk-Kuh SMS stopfen zu einem Großteil die Fehlentwicklungen und die Kosten des UMTS-Aufbaus. Auch wenn das Volumen der versandten SMS stagnieren oder gar zurückgehen sollte, so sind Umsatzeinbußen noch lange nicht zu erwarten. Gerade im Person-2-Person-Versand werden wir einen Rückgang erleben, im Business-Bereich jedoch wird sich eine Vielzahl weiterer Einsatzmöglichkeiten ergeben, die ganz neue Erlösquellen erschließen. Ich gehe davon aus, dass bereits im Jahr 2003 zehn Prozent der SMS kommerziellen Ursprungs sind". Die Brodos AG entwickelt und vertreibt Geschäftsanwendungen für mobiles Messaging. Auf der CeBIT hat Brodos mit der Mehrwert-SMS eine neue Anwendungsform für die beliebten Kurznachrichten vorgestellt.