gratis oder gar nicht

Kostenlos-Mentalität bremst Handel mit digitalen Gütern

Für bestimmte Produkte sind Kunden allerdings zum Kauf bereit
Von Marie-Anne Winter

Eigentlich könnte der Interhandel mit digitalen Gütern boomen - es fallen keine Versandkosten an und es gibt keine Logistik-Probleme. Musik, Texte, Software - könnten Konsumschlager im Internet sein. Aber die typischen Internetnutzer sind Schnäppchenjäger - bevor sie sich ins Portemonnaie greifen lassen, versuchen zwei von dreien zunächst, das gewünschte Gut woanders kostenlos zu erhalten. Das ergab eine von der Mummert + Partner Unternehmensberatung begleitete Untersuchung der Universität Karlsruhe. Danach verzichten 21 Prozent der User sogar ganz auf den Einkauf im Web, wenn ihr Wunschprodukt nicht kostenlos erhältlich ist. Zugleich gibt es erste Anzeichen, dass der Trend sich ändert.

Der Kunde ist zum Kauf digitaler Güter bereit - aber nur bei bestimmten Produkten. Der Download von Software ist schon etabliert: Jeder zweite Kunde signalisiert Bereitschaft, einen angemessenen Preis zu zahlen. Bei Musik und Kommunikationsdiensten wie Fax oder SMS ist es immerhin noch jeder dritte. Mit allen anderen Produkten haben es die Händler schwer: Zeitungen oder gar Bücher will nur knapp jeder Sechste digital kaufen. Für Nachrichten würde ein Zehntel der Kunden bezahlen.

Die folgende Auflistung zeigt, für welche digitalen Güter wie viel Prozent der Internetnutzer bezahlen würden:

  • Software 50,1 Prozent
  • Musik 34,2 Prozent
  • Kommunikation 29,5 Prozent
  • Filme 25,7 Prozent
  • Fachartikel 19,4 Prozent
  • E-Bücher 16,4 Prozent
  • Zeitungen 15,7 Prozent
  • Bilder 11,5 Prozent
  • Nachrichten 10 Prozent
  • Keines von allem 27,5 Prozent
Überhaupt zeigt sich, dass Kunden digitale Güter lieber physisch, also etwa auf CD-ROM, kaufen möchten (36 Prozent), vielen dauert der Download zu lange (35 Prozent) oder sie wollen die Ware sehen und prüfen (33 Prozent). Ein Drittel (34 Prozent) meint außerdem: Es gibt genügend Angebote im realen Handel. Dennoch: Fast jeder, der schon einmal digitale Güter eingekauft hat, würde es wieder tun (92 Prozent). An der Online-Befragung nahmen 9 351 Personen teil.