Ermittlungen

Dialer-Betrug: Polizei durchsucht Büros und Wohnungen

Landeskriminalamt Bayern startet erste großangelegte Aktion
Von Marie-Anne Winter

In der letzten Zeit wurde immer wieder über Betrug mit 0190-Dialern im Internet berichtet. Jetzt haben Polizei und Staatsanwaltschaft zum ersten Mal in Deutschland zu einem Schlag gegen den Betrug mit den fiesen kleinen Wählprogrammen ausgeholt, die bei ahnungslosen Internetnutzern horrende Telefonrechnungen verursachen können. Wie www.dialerschutz.de berichtet, durchsuchten Fahnder des Landeskriminalamtes Bayern bei einer großangelegten Aktion an verschiedenen Orten im Bundesgebiet insgesamt fünf Büros und Wohnungen. Dabei wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Die beschlagnahmten Rechner, Software und Unterlagen würden derzeit ausgewertet. Karsten Lauber von der "Ermittlungsgruppe Dialer" beim bayerischen Landeskriminalamt sagte, dass die Ermittlungen kompliziert und langwierig seien; mit einem Abschluss sei frühestens in ein paar Monaten zu rechnen.

Der Verdacht der Ermittler richtet sich gegen zwei Männer aus Bayern und Brandenburg. Sie sollen in der Zeit von Dezember 2001 bis zu den Durchsuchungen Mitte Mai einzelne manipulierte 0190-Dialer im Internet verbreitet haben, die sich ohne Wissen der betroffenen User ins Netz einwählten und auf diese Weise unerwartet hohe Telefonrechnungen verursachen. Hinweise auf die entstehenden Kosten oder Preisangaben habe es bei den manipulierten Wählprogrammen nicht gegeben. Als sich im Frühjahr dieses Jahres die Strafanzeigen geprellter Usern häuften, richtete das bayerische LKA die Ermittlungsgruppe Dialer beim Sachgebiet 625 (Wirtschaftsdelikte) ein. Dort geht man zur Zeit von mehreren hundert Betroffenen und einer Vermögensgefährdung in Millionenhöhe aus. Der tatsächlich entstandene Schaden sei geringer: "Viele Betroffene haben die Rechnungen nicht beglichen oder die Zahlungen zumindest zurückgestellt", so Lauber, der vom "ersten und größten Ermittlungsverfahren in Sachen 0190-Dialer überhaupt" in Deutschland sprach.

Das Landeskriminalamt wollte gegenüber dialerschutz.de "weder bestätigen noch dementieren", dass die Ermittlungen wegen Computerbetruges im Zusammenhang mit dem Wirbel um die Gebührenrechnungen des Hamburger Telekommunikationsunternehmens HanseNet stehen. Hunderte Internetuser hatten im Frühjahr Telefonrechnungen erhalten, auf denen im Namen des Hamburger Providers 0190-Gebühren berechnet wurden. Die auf den Rechnungen genannten Nummern hatte HanseNet wiederum an den Düsseldorfer Dialer-Betreiber eops weitervermietet, der zu dieser Zeit den berüchtigten 300-Euro-Dialer X-Diver vertrieb. Anfang dieser Woche hatte eops-Vorstand Heiko Hubertz gegenüber dem Focus eingeräumt, Schwarze Schafe hätten mit eops-Programmen "Schäden in Millionenhöhe" angerichtet. "Am Anfang des Jahres waren wir wohl etwas nachlässig gegenüber unseren Partnern", so Hubertz in dem Magazin. Inzwischen würden alle Vertragspartner genau geprüft.