Squeeze Out

Kehraus bei Vodafone: Die letzten "Mannesmänner" müssen raus

Die letzten Aktionäre der Mannesmann AG werden zwangsweise abgefunden
Von dpa / Marie-Anne Winter

Gut zwei Jahre nach der spektakulären Übernahmeschlacht gehen die letzten Mannesmänner von Bord: Auf der außerordentlichen Hauptversammlung der Vodafone AG am kommenden Dienstag werden die verbliebenen rund 4000 Aktionäre der früheren Mannesmann AG gegen eine Abfindung zwangsweise aus der Gesellschaft gedrängt. Dieses so genannte Squeeze Out sehen die neuen Übernahmerichtlinien vor, die am Jahresanfang in Kraft getreten sind.

"Wir werden keine Überraschung erleben", gibt sich Christian Hoppe, Konzernsprecher von Vodafone in Deutschland gelassen. Tatsächlich ist die Abstimmung über den einzigen Tagesordnungspunkt nicht mehr als ein formaler Akt. Schließlich halten die Briten einen Anteil von 99,6 Prozent an der Vodafone AG. Das Herausdrängen der Minderheitsaktionäre lässt sich Vodafone allerdings einiges kosten.

Für das Barabfindungsangebot von 217,91 Euro pro Aktie müssen die Briten bei zwei Millionen ausstehenden Aktien rund 435 Millionen Euro auf den Tisch blättern. Angesichts der Stimmung an den Kapitalmärkten sei diese Offerte nur "fair", meint Hoppe. Gegenanträge lagen dem Unternehmen eine Woche vor der Aktionärstreffen auch nicht vor.

Bei Jörg Pluta, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf, kommt Wehmut auf: "Das ist ein trauriger Abgesang auf ein ehemals großes Unternehmen". Das Squeeze Out werde auch von Spruchstellenverfahren nicht mehr aufgehalten werden können. Damit waren Mannesmann-Aktionäre bereits im vergangenen Jahr gegen den Beschluss der Hauptversammlung über den Abschluss eines Unternehmensvertrages zwischen der Vodafone Deutschland GmbH und der Vodafone AG vor Gericht gezogen.

Auf das damalige Abfindungsangebot, das viel zu niedrig ausgefallen sei, hätten die Briten jetzt noch einmal draufgesattelt, sagt Pluta. Trotzdem erwartet er erneut Widerspruch der Aktionäre. Dabei ist das Spruchstellenverfahren das einzige Instrument, auf rechtlichem Wege doch noch eine höhere Abfindung durchzusetzen.

Denn die verbliebenen Mannesmänner, die dem Unternehmen auch nach der verlorenen Übernahmeschlacht die Stange hielten, hätten nämlich einen wesentlich besseren Schnitt gemacht, wenn sie sich nur früher von ihren Papieren getrennt hätten. So kletterte die Mannesmann-Aktie bis kurz nach der Entscheidung der Übernahme durch Vodafone im Februar 2000 auf fast 350 Euro.

Der Aufsichtsratschef der Vodafone AG, Chris Gent darf jedenfalls durchatmen. Auf der Hauptversammlung wird das Kapitel Mannesmann endgültig in den Schubladen der Archive verschwinden. Durch das Squeeze-Out wird die Vodafone AG künftig nicht mehr börsennotiert sein. Sie bleibt als Rechtsnachfolgerin der Mannesmann AG aber weiter bestehen. Unter ihrem Dach sind die operativen Aktivitäten im Mobilfunk (Vodafone D2, Omnitel), im Festnetz (Arcor) und Dienstleistungen zusammengefasst.

Über der Vodafone AG steht die Vodafone Deutschland GmbH als Führungsgesellschaft. Dieses Unternehmen und damit die Vodafone Group hält künftig alle Aktien an der Vodafone AG, die früher einmal Mannesmann hieß. Mitte Juli rechnet Vodafone mit der Eintragung der Hauptversammlungsbeschlüsse ins Handelsregister. Und Pluta resümiert: "Das wärs dann, die Karawane zieht weiter."