VoIP

Internettelefonie kaum genutzt

Unternehmen: Zielgruppe für Voice over IP
Von dpa / Marc Baumann

Was für WAP oder Internet aus der Steckdose gilt, trifft auch beim Telefonieren via Internet zu: Der vermeintliche Kassenschlager hat die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt. Internet-Telefonie, auch Voice over IP (VoIP) genannt, sollte weltweite Gespräche zum Ortstarif möglich machen. Vor zwei Jahren habe alle Welt über Internet-Telefonie gesprochen, so Manfred Breul, Referent für Infrastrukturnetze beim Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) mit Sitz in Berlin. "Das hat sich aber drastisch gewandelt."

Schuld daran sind vor allem die stark gefallenen Telefonpreise und die mangelnde Sprachqualität beim Telefonieren über das Internet. Seit der Liberalisierung des Telefonmarktes müssen Verbraucher immer weniger für Telefongespräche ausgeben - besonders für Ferngespräche. "Die normalen Telefonvermittlungseinrichtungen sind in den vergangenen Jahren deutlich preisgünstiger und leistungsfähiger geworden", sagt teltarif.de-Geschäftsführer Kai Petzke gegenüber der dpa.

Wer sich dennoch entschließt, statt der Telefonleitung die Kanäle des Internet zum Telefonieren zu nutzen, kann nicht einfach drauflosquasseln. Zur Grundausstattung gehört zwar ein technisch vergleichsweise einfach ausgestatteter Rechner mit Pentium-Prozessor ab 100 Megahertz Taktfrequenz und einem Arbeitsspeicher von 16 Megabyte. Zusätzlich wird allerdings eine Vollduplex-Soundkarte, die den gleichzeitigen Sprachverkehr in beide Richtungen unterstützt benötigt. Und Lautsprecher und Mikrofon beziehungsweise ein Headset kommen hinzu.

Ein schneller Internetanschluss wie ISDN oder DSL ist für Voice over IP von Vorteil. Auch ein Programm zum Telefonieren wird gebraucht. Dazu zählt zum Beispiel Net Meeting von Microsoft oder das kostenlos erhältliche Buddyphone der gleichnamigen Firma mit Sitz in San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien.

Die Funktionweise der Internet-Telefonie ist vergleichsweise einfach: Für die Übertragung wird die Sprache digitalisiert. Sie wandert dann in kleinen Datenpaketen über das Internet zum Empfänger. Dort werden die Datenpakete wieder entpackt und in für den Menschen verständliche Sprachsignale umgewandelt. Auf diese Weise können zwei Personen von PC zu PC telefonieren. Darüber hinaus besteht auch die Verbindungsmöglichkeit von PC zu Telefon oder von Telefon zu Telefon über den Umweg Internet.

Wer über das Internet telefoniert, muss allerdings eine deutlich schlechtere Sprachqualität als beim Festnetz in Kauf nehmen, sagen Experten. Rauschen und ein ungewolltes Echo lassen nicht selten unschöne Erinnerungen an die Anfänge des Telefonierens aufkommen. "Besonders die Verzögerungen während der Verbindung werden sehr schnell als störend empfunden", sagt BITKOM-Experte Manfred Breul. Wenn man sich gegenseitig ungewollt ins Wort falle, weil man nicht mitbekomme, dass der andere gerade auch angesetzt hat, sei das nicht gerade komfortabel.

Kai Petzke vergleicht die Verzögerungen mit den typischen Effekten bei Ferngesprächen via Satellit: "Man hat das Gefühl, dass der Gesprächspartner nicht antwortet." Gründe für die Aussetzer seien in der Leitungsüberlastung zu suchen, die im Internet selbst bei den "dicksten Leitungen" zu Zeiten erhöhten Verkehrs jeweils für Sekundenbruchteile auftreten können. Dies führe dazu, dass Datenpakete verworfen oder verzögert übertragen werden.

Ein weiteres Problem stellen die bekannten Sicherheitsrisiken bei der Internetübertragung dar. "Man muss sich im Klaren darüber sein, dass man sich bei der Voice over IP-Technik im Internet befindet, nicht in der normalen Telefonleitung", erklärt Hubertus Soquat, Referent für IT-Sicherheit beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in Berlin. Noch würden keine Lösungen angeboten, die diese Verbindung absolut sicher machten.

Manfred Breul sieht als eigentliche Zielgruppe für die Internet-Telefonie in Zukunft die Unternehmen: "Die Chancen für die Voice over IP-Technik liegen vorrangig im Firmenbereich, wo erhebliche Kosten eingespart werden können." Der Verbraucher sollte es sich dagegen gut überlegen, ob sich die zusätzlichen Anschaffungen überhaupt lohnen, wenn das Ergebnis doch nur zweite Wahl ist.