total lokal

Studie: Location-based Services sind auf dem Vormarsch

Experten erwarten von Standort-bezogenen Diensten zahlreiche Vorteile
Von Marie-Anne Winter

Telekommunikations- und Softwaredienste, bei denen der Standort eine zentrale Rolle spielt, sind auf dem Weg zum Massenmarkt. Das jedenfalls ist den Ergebnissen einer bundesweiten Expertenstudie zu entnehmen, die die MapInfo [Link entfernt] GmbH vorgelegt hat. Demnach werden sowohl Firmen als auch Verbraucher künftig von den so genannten Location-based Services (LBS) profitieren, davon sind 83 Prozent der Befragten überzeugt. 97 Prozent der Fachleute stufen LBS spätestens ab 2005 als "Megatrend" ein. 38 Prozent sehen den LBS-Massenmarkt bereits ab 2004 oder noch früher voraus. MapInfo hatte 220 Fachleute aus der Telekommunikations-, Internet- und Softwarewirtschaft befragt.

Für 98 Prozent der von MapInfo befragten Spezialisten ist es eine gesicherte Erkenntnis, dass Handys künftig in der Lage sein werden, ihren eigenen Standort zu ermitteln und diese Daten für mobile Mehrwertdienste bereitzustellen. Als attraktivste LBS-Services für Verbraucher werden Notrufdienste (92 Prozent) und Suchdienste nach Hunden (87 Prozent) und Kindern (75 Prozent) genannt.

Fast zwei Drittel (62 Prozent) der Experten erwarten einen Boom bei Handynavigationssystemen, ähnlich wie man sie bereits aus dem Automobilbereich kennt. 54 Prozent sind überzeugt, dass sich Dating-Services, über die man neue Partner in der näheren Umgebung kennen lernt, zum Renner entwickeln werden. 47 Prozent sehen das Gleiche für "Buddy-Finder" voraus, die am Handy melden, wenn Freunde in der Nähe sind. 35 Prozent der von MapInfo Befragten glauben, dass sich Verbraucher per Handy gerne zu Veranstaltungen lotsen lassen werden, 33 Prozent sind von der Verwendung des Handys als Stadtführer überzeugt. Fast ein Viertel (23 Prozent) stufen die Einkaufshilfe durch gezielte Produktsuche als attraktiven Verbraucherdienst ein: Hierbei wählt man am Handy eine Warenkategorie oder einen bestimmten Artikel aus und erhält Informationen darüber, wo sich das nächstgelegene Ladengeschäft befindet, in dem man das Produkt kaufen kann.

Von der Wirtschaft werden ganz andere Location-based Services nachgefragt: Gut zwei Drittel der Insider erwarten, dass die Steuerung von Fahrzeugflotten zu den Hauptanwendungsbereichen gehören wird. 45 Prozent stufen die Unterstützung auf Geschäftsreisen (Travelmanagement) als wichtiges Einsatzgebiet ein. 39 Prozent sehen LBS-Dienste als besonders nützliche Hilfe für Außendienstorganisationen an, beispielsweise zur Ortung von Störungen in Leitungsnetzen (Stadtwerke) oder als Routenplaner (Vertrieb/Service). Mehr als ein Drittel (34 Prozent) erwarten, dass das Location-enabled Customer Relationship Management (Location CRM) in Zunkunft interessant wird: Hierbei nutzen Unternehmen die Standortinformationen von Verbrauchern gezielt aus, um für ihre Angebote zu werben. Als typisches Beispiel gilt der "Fast-food-Guide", der sich automatisch am Handy meldet, sobald man in die Nähe eines Restaurant der Schnellimbisskette kommt.

Alles in allem erwarten die Befragten, dass Location-based Services für die Unternehmen handfeste Vorteile bringen werden. Über 80 Prozent der Experten gehen davon aus, dass durch LBS logistische Prozesse optimiert und Kosten eingespart werden können und 77 Prozent sehen eine beschleunigte Abwicklung von Geschäftsprozessen voraus.

Einig sind sich die Experten auch darin, dass Location-based Services erst dann zum Massenmarkt werden, wenn es gelingt, die junge Generation der unter 20jährigen zu überzeugen - 77 Prozent der Befragten teilen diese Ansicht. 65 Prozent meinen, dass die Akzeptanz beim Privatverbraucher ganz allgemein der Wegbereiter für den Markt der großen Stückzahlen ist. Die Wirtschaft profitiere zwar von LBS, spielte jedoch laut MapInfo-Studie als "Marktmacher" eine eher nachgeordnete Rolle. Nur ein gutes Drittel (34 Prozent) stufen Firmenanwendungen (Business-to-Business) als Durchbruch für den LBS-Markt ein.

MapInfo wollte im Rahmen der Umfrage auch die Hürden bei der Verbreitung von Location-based Services ermitteln. Die Angst der Verbraucher, ihren eigenen Standort zu übermitteln wird das größte Hindernis sein - davon 87 Prozent der Experten überzeugt. 43 Prozent befürchten, dass die Kosten für LBS-Dienste abschreckend hoch sein werden. 21 Prozent haben Bedenken, dass die Nutzung der standortbezogenen Services zu kompliziert sein könnte. 15 Prozent meinen, dass es den LBS-Anbietern nicht gelingen wird, den Verbrauchern die Vorteile zu vermitteln. Aber nur 15 Prozent sehen schlichtweg keinen Bedarf beim Verbraucher an Location-based Services.

Insofern bleibt es spannend - wie die Verbraucher selbst das sehen, wurde bisher nicht ermittelt. Im Mobilfunkbereich sitzt das Geld lockerer als beim Internet - jeden Monat werden Millionen SMS durch die Netze gejagt, obwohl eine SMS vergleichweise teuer ist. Für Informationen im Internet zahlen wollen die Konsumer allerdings nur sehr ungern - was die Internetbranche jetzt vor große Probleme stellt. Ob LBS als hip und praktisch genug empfunden werden, dass die Kunden gern und häufig kostenpflichtige Informationen abrufen, bleibt abzuwarten. Schließlich telefoniert ein großer Teil der Handy-Kunden nicht mal das Geld ab, das die Mobilfunkanbieter investiert haben, um sie ins Netz zu locken.