Tarnung

Experte: Neonazis tarnen Internet-Hetze immer geschickter

Allerdings Rückgang bei rechtsextremistischen Seiten auf US-amerikanischen Servern
Von dpa /

Die deutschen Rechtsextremisten tarnen ihre Hetzschriften im Internet nach Erkenntnissen von Verfassungsschützern immer geschickter. "Nach dem Hinweis eines Schülers haben wir eine angebliche Hausaufgabenhilfe für Gemeinschaftskunde entdeckt. Dahinter verbargen sich eindeutig rechtsextremistische Aussagen", sagte Rüdiger Hesse, Sprecher des niedersächsischen Verfassungsschutzes, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Hannover.

"Es gibt eine große Diskussion in der rechten Szene", sagte Hesse. "Viele wollen sich im Internet nicht mehr sofort mit Hakenkreuzen und Parolen in gotischer Schrift auf dem Bildschirm als plumpe Anhänger des Nationalsozialismus zu erkennen geben." Mit dieser Strategie sollten als Zielgruppe vor allem Jugendliche für rechtsextremes Gedankengut gewonnen werden. Nutzerstudien zeigten, dass fast 60 Prozent der Jugendlichen von 14 bis 19 Jahren im Internet surften.

Nach einem spektakulären Schlag gegen die Betreiber des rechten Internetauftritts "Radio Wolfsschanze" habe die Szene nach wenigen Wochen die gelöschten Dateien wieder ins Netz gestellt, sagte Hesse. Der Verfassungsschutz hatte im Mai 2001 nahe Gifhorn mehrere Neonazis überführt, die in fiktiven Reportagen von einem Mord am Präsidenten des Zentralrats der Juden berichteten.

Nach Erkenntnissen von Kollegen des Bundesverfassungsschutzes sei allerdings die Zahl der Webseiten deutscher Rechtsextremisten vor allem auf US-amerikanischen Servern drastisch zurückgegangen, erläuterte Hesse. "Am Jahresende 2001 waren es noch 1 300 Seiten. Jetzt sind es 920. Vielleicht achten die US-Aufsichtsbehörden seit den Anschlägen vom 11. September stärker auf antisemitische und fremdenfeindliche Texte."