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Editorial: Telekommunikation und Anlegerhektik

Schwierige Planung in hektischen Börsenzeiten
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Es waren keine guten Zahlen, die Intel am Donnerstag nach Börsenschluss veröffentlichte, aber auch keine besonders schlechten. Statt 6,4 bis 7 Mrd. $ werde man im aktuellen Quartal "nur" 6,2 bis 6,5 Mrd. $ umsetzen. Damit senkte Intel die untere Grenze seiner Umsatzerwartung um gerade mal 3,1%. Doch die Strafe folgte am nächsten Tag auf dem Fuß: Der Intel-Aktienkurs brach von 27 auf 22 $ ein; ein Verlust von über 18%. In der Folge rauschte auch der gesamte IT-Sektor mit in die Tiefe; T-Aktie, Vodafone oder France Telecom erreichten Freitag morgen jeweils historische Tiefststände.

Die Reaktion auf die Intel-Zahlen lässt Finanzvorstände weltweit aufhorchen. Denn seine Planzahlen um ein paar Prozent zu verfehlen, ist nichts ungewöhnliches. Und entsprechend bewegen sich die darauf folgenden Kurskorrekturen dann ebenfalls meist im Prozentbereich. Wenn nun Intel an einem Tag Kursabschläge hinnehmen muss, als handele es sich um ein bankrottes Start-Up, dann macht das Angst. Finanzvorstände werden in den nächsten Wochen und Monaten also noch mehr Zeit dafür aufwänden, ihre Nachrichten börsengerecht zu gestalten. Lieber nochmal ein Heer von Buchhaltern nach aktivierbaren "stillen Reserven" forschen lassen, als die Planzahlen zu verfehlen. Lieber die Rede noch dreimal proben, als auf der nächsten Hauptversammlung ausgepfiffen zu werden. Lieber eine "Verlustwarnung" möglichst gut verstecken, als am nächsten Tag in den Schlagzeilen als Auslöser einer weiteren Technologie-Aktien-Baisse genannt zu werden.

Da besteht die Gefahr, dass keine Zeit bleibt, um die eigentlich viel wichtigeren Dinge zu erledigen. Eine gute und strategische Planung der Investitionen ist gerade im Telekom-Bereich unumgänglich. Denn es sind nicht nur UMTS-Netze und -Lizenzen, bei denen zwischen Anschaffung und möglicher Re-Finanzierung Jahre liegen. Auch beim Ausbau der Ortsnetze oder bei der Einführung neuer Technologien wie ISDN oder DSL dauert es Jahre, bis der "break even" erreicht ist, bis sich das investierte Geld also anfängt, in Form von zusätzlichen Gewinnen auszuzahlen.

Wer heute Personal abbaut, oder die Ausbildung neuer Mitarbeiter vernachlässigt, muss das in wenigen Jahren vielleicht teuer bezahlen, wenn die IT-Konjunktur wieder besser und Spezialisten wieder sind. Wer heute einen bankrotten Konkurrenten übernimmt, bekommt damit vor allem zusätzliche Netzkapazitäten, die eh im Übermaß vorhanden sind. Aber in ein paar Jahren, wenn noch mehr Daten übertragen werden als heute, sind diese vielleicht Gold wert.

Mit anderen Worten: Der künftige Erfolg eines IT-Unternehmens hängt nur wenig von dessen aktuellen Quartalszahlen ab, auch wenn sich die Verkaufsorders von Anlegern vor allem nach diesen zu richten scheinen. Doch je mehr "Volksaktien" auf den Markt kommen, desto mehr nervöse Anleger wird es geben.