Gegenwehr

Ausschluss von Mannesmann-Aktionären durch Vodafone

Kleinaktionäre planen Klagen gegen "Squeeze Out"
Von dpa / Karin Müller

Zwei Jahre nach der spektakulären Übernahme durch Vodafone fällt mit dem Zwangsausschluss der verbliebenen Mannesmann-Aktionäre der letzte Vorhang für ein Stück deutscher Industriegeschichte. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung sollten heute in Düsseldorf rund 4 000 Mannesmann-Aktionäre aus dem Mobilfunkunternehmen hinausgedrängt werden. Sie sollen eine Barabfindung von 217,92 Euro pro Aktie erhalten. Aufgebrachte Kleinaktionäre kündigten wegen angeblicher Verfahrensfehler eine Anfechtungsklage an. Zudem wollen sie vor dem Landgericht Düsseldorf ein Schiedsverfahren beantragen, um eine höhere Abfindung zu erstreiten.

Die Vodafone AG, eine Tochter des britischen Mobilfunkriesen Vodafone, will für die noch im Umlauf befindlichen 1,9 Millionen Aktien rund 430 Millionen Euro zahlen. Die Abstimmung zur Übertragung der letzten Mannesmann-Anteile auf Vodafone gilt nur noch als formaler Akt. Die Briten halten bereits 99,6 Prozent der 507 Millionen Anteile. Die im neuen Aktiengesetz verankerte Verdrängung, ein so genanntes Squeeze Out, ist erst seit Jahresbeginn möglich. Die seit 1907 notierte Mannesmann AG wird dann vom Börsenzettel gestrichen, der Eintrag des einstigen Industrie-Giganten aus dem Handelsregister gelöscht.

Der Vorstandsvorsitzende der Vodafone AG, Julian Horn-Smith, verteidigte das Verfahren. "Es entfallen Kosten für die Börsennotierung der Gesellschaft und die Organisation der jährlichen Hauptversammlungen", sagte der Manager. Die Höhe der Barabfindung, die sich nach dem gegenwärtigen Unternehmenswert von 103 Milliarden Euro zuzüglich einer Garantiedividende berechne, sei gerechtfertigt.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wies die Abfindung als zu niedrig zurück. "Wir fühlen uns als Opferlämmer. Wir freien Aktionäre waren ihnen schon immer lästig und werden nur noch als Kostenfaktor gesehen", sagte DSW-Anwalt Marc Tüngler. Ein Schiedsverfahren werde mehrere Jahre dauern.

Die treuen Mannesmänner hätten ein deutlich besseres Geschäft gemacht, wenn sie sich früher von ihren Papieren getrennt hätten. Die Mannesmann-Aktie war bis kurz vor der Übernahme durch Vodafone im Februar 2000 auf fast 350 Euro geklettert. "Es ist schon bitter, dass so eine traditionsreiche Firma einfach plattgemacht wurde", sagte der Kleinaktionär Walter Schmidt.