Aktionsplan

EU-Ministerrat will Internet der nächsten Generation

IPv6 soll schneller eingeführt werden
Von dpa / Marie-Anne Winter

Europa soll möglichst schnell das Internet der nächsten Generation bekommen und damit einer drohenden Adressenknappheit im weltweiten Computernetz entgegentreten. Der für Telekommunikation zuständige EU-Ministerrat sprach sich heute in Luxemburg nach Angaben aus Delegationskreisen für die beschleunigte Einführung des "Internet-Protokolls Version 6" (IPv6) aus, der Schlüsseltechnologie für das Internet der Zukunft.

Entwickelt werden soll für dieses Ziel nun ein Aktionsplan. Nach Angaben der EU-Kommission reicht der weltweite freie Raum für neue Internetadressen schätzungsweise nur noch bis etwa 2005.

Die heute verbreitete Technologie (IPv4) wurde in den 70er Jahren konzipiert und ermöglicht etwa mehr als vier Milliarden Adressen, was vor dem Internet-Boom als mehr als ausreichend betrachtet wurde. Heute aber reicht dies nicht mehr aus, um jeder Person eine eigene Adresse im weltweiten Computernetz zuzuordnen.

Außerdem seien die IPv4-Adressen ungleich verteilt, hieß es weiter: Etwa 74 Prozent könnten nordamerikanische Einrichtungen für sich beanspruchen, wobei etwa zwei US-Universitäten nach den Angaben jeweils mehr Adressen haben als die gesamte Volksrepublik China.

Eine technische Internet-Adresse besteht bislang aus einer 32-Bit- Zahl, die in vier durch einen Punkt getrennte Zahlen dargestellt wird. Jede Zahl kann einen Wert zwischen 0 und 255 einnehmen. So könnte beispielsweise 1.160.10.240 eine IP-Adresse sein. Mit der neuen Technologie würde die Bit-Zahl auf 128 erhöht. IPv6 biete mehr Adressen im Cyberspace "als es Sandkörner an den Stränden der Welt gibt", hieß es seitens der EU-Kommission.

Mit der neuen Technologie würde so auch das Problem der knappen Adressen für künftige Internet-Entwicklungen wie die drahtlose Kommunikation zwischen Geräten, mobile Computer und den Mobilfunk der dritten Generation (3G) beseitigt. "Die Bedeutung von IPv6 für die Wettbewerbsfähigkeit Europas kann gar nicht überschätzt werden", hatte EU-Kommissar Erkki Liikanen bei der Vorlage seiner Pläne für die Einführung dieser Technologie gesagt.