Risiko

Bundesrechnungshof: Zweifel an Bilanz der Telekom

Immobilienaffäre schwelt weiter
Von Marie-Anne Winter

Bereits im vergangenen Jahr ermittelte der Staatsanwalt wegen der Fehlbewertung von Immobilien der Telekom. Im Laufe des Ermittlungsverfahrens gab es Ende des vergangenen Jahres so genannte "Wertberichtigungen" insgesamt korrigierte die Telekom den Wert ihrer Besitztümer um Minus 2,5 Milliarden Euro nach unten.

Wie die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) heute berichtet, hat der Bundesrechnungshof wiederum die Bewertung der Immobilien des Unternehmens angezweifelt. Die Finanzkontrolleure werfen der Telekom vor, ihre Gebäude über Jahre hinweg nicht richtig bewertet zu haben. Die Telekom wiederholte ihre Aussage, dass eine Prüfung im vergangenen Jahr ergeben habe, dass kein weiterer Abwertungsbedarf bei Gebäuden bestehe. Die Abwertungen betrafen nur die Telekom-eigenen Grundstücke.

Die Gebäude sollen noch mit ihrem Wert von 1995 in den Bücher stehen, der nach heutiger Sicht viel zu hoch sei. Dadurch sei das Vermögen insgesamt zu hoch angesetzt. Auch Aktionäre werfen dem Telekom-Vorstand vor, dass das Immobilienvermögen von rund 19 Milliarden Euro seit Jahren falsch in der Bilanz ausgewiesen sei. Dadurch wären Millionen von Kleinaktionären sowie der Bund bei den drei Börsengängen 1996, 1999 und 2000 nicht korrekt über das Kapital des Unternehmens informiert worden. Wie die FTD weiterhin schreibt, habe der Bundesrechnungshof Finanzminister Hans Eichel aufgefordert, auf eine erneute Korrektur der Immobilienbewertung hinzuwirken. Auch das Beteiligungsmanagement der Bundesregierung im Fall Telekom für hält der Bundesrechnungshof für schlecht. Der Informationsfluss über den Staatssekretät Zitzelsberger, der den Bund im Aufsichtsrat der Telekom vertritt, lasse zu wünschen übrig.

Auch die hohen Verbindlichkeiten (über 67 Milliarden Euro) bergen nach Ansicht der Rechnungsprüfer erhebliche Probleme, weil die Zinslast in den kommenden fünf Jahren bedenklich steigen werde. An der Frankfurter Börse rutschte die T-Aktie am gestern nach einem Tagesverlust von 5,2 Prozent mit 9,86 Euro erneut unter die neuralgische 10 Euro-Marke.

Unionsabgeordenete im Bundestag reden bereits von "personellen Veränderungen" in der Vorstandsetage der Telekom, falls Edmund Stoiber Kanzler werde. Stoiber hatte zuvor die Selbstbedienungsmentalität von Spitzenmanagern gerügt und Ron Sommer als negatives Bespiel genannt.

Weiterhin kritisiert der Rechnungshof den nachlässigen Umgang mit den Pensionsverpflichtungen der Telekom. Die Regierung hätte eine neue Vereinbarung mit den Prüfern treffen müssen, weil die Ausweispflicht entfallen sei, nachdem die Anteile des Bundes mit 43 Prozent unter der kritische Marke von 50 Prozent gefallen sind. Solange mehr als 50 Prozent der Anteile in Bundesbesitz waren, mussten die Wirtschaftsprüfer mit dem Jahresabschluss ausweisen, inwieweit das Unternehmen in der Lage ist, die Pensionsverpflichtungen zu erwirtschaften.