Roaming

Mit Prepaidkarten im Ausland

Vodafone und Quam bieten am meisten - T-Mobile ist in Nordamerika günstig
Von Volker Schäfer

Sommerzeit ist Reisezeit. Nicht selten haben Urlauber auch ein Mobiltelefon im Gepäck, um im dringenden Fällen erreichbar zu sein oder auch nur, um Grüße per Anruf oder SMS an die Daheimgebliebenen zu senden. Immer mehr Handykunden telefonieren mit einer Prepaidkarte anstelle eines Laufzeitvertrags. Wer nur selten selbst telefoniert und in erster Linie erreichbar sein möchte, hat dadurch kaum Nachteile - zumindest innerhalb Deutschlands. Bei Auslandsaufenthalten sieht es zum Teil anders aus.

Noch vor wenigen Jahren war International Roaming mit Prepaidkarten völlig undenkbar. Es gab keine technische Möglichkeit, die im Ausland geführten Gespräche in Echtzeit, also noch während des laufenden Telefonats, abzurechnen. Das ist aber wiederum Voraussetzung für die "volle Kostenkontrolle", die die Netzbetreiber ihren Wertkartenkunden versprechen.

Die spanische Telekommunikationsgesellschaft Telefonica, Muttergesellschaft von Quam, kam schließlich auf die Idee, auch im Ausland von Prepaidkunden geführte Gespräche selbst zu vermitteln. So hat das Unternehmen jederzeit einen Überblick über die Gesprächszeiten und kann die anfallenden Kosten sofort vom Kartenguthaben abziehen. Für den Gesprächsaufbau musste eine SMS mit der gewünschten Zielrufnummer an eine von Telefonica festgelegte Rufnummer verschickt werden. Nach wenigen Sekunden erhielt man den Rückruf und die Verbindung wurde hergestellt.

Ohne den SMS-Versand, dafür aber mittels Eingabe eines GSM-Codes funktioniert der so genannte USSD-Callback, den die schweizerische Telekommunikationsfirma Swisscom einführte. Auf Basis des USSD-Callbacks gab es dann auch erstmals "echtes" Prepaid-Roaming für die Kunden deutscher Netzbetreiber. Zuvor boten T-Mobile, Vodafone D2 und E-Plus den Abschluss grundgebührfreier Zusatzverträge an, die die Telefonie im Ausland ermöglichten.

Dieses Verfahren hatte aber gleich mehrere Nachteile: Die Kunden mussten voll geschäftsfähig sein und eine positive Bonität haben. Dadurch fielen viele potenzielle Interessenten schon durchs Raster. Bei D1 und E-Plus bekam man eine Zweitkarte mit separater Rufnummer fürs Ausland und außerdem wurden die im Ausland angefallenen Kosten vom Bankkonto und nicht vom Prepaidkarten-Guthaben abgebucht, so dass die Kostenkontrolle verloren ging.

Als D1 den Anfang mit "echtem" Prepaid-Roaming machte, konnte man zunächst nur in wenigen Ländern telefonieren und je Land stand nur ein Roamingpartner zur Verfügung. Inzwischen können Xtra-Kunden in 40 Ländern - sogar in den USA - telefonieren. Das ist zwar weniger als die Hälfte der Länder, die Kunden mit Laufzeitverträgen offen stehen, sollte aber für Kunden mit nicht allzu exotischen Reisezielen ausreichen. Selbst der SMS-Versand, der zunächst überhaupt nicht vorgesehen war, ist möglich. In vielen Ländern kann man inzwischen auch direkt und ohne Callback telefonieren.

Vodafone geht seit Ende Mai noch einen Schritt weiter und ermöglicht passives Roaming in allen 110 Ländern, in denen auch D2-Vertragskunden telefonieren können. Das heißt, man kann zwar - wie bei D1 - nur in rund 40 Ländern abgehende Gespräche aufbauen, ist aber für Anrufer in allen 110 Ländern erreichbar. Außerdem funktioniert der SMS-Versand und -Empfang in allen Roamingländern.

Zusätzlich gibt es weiterhin das CallYa Roaming Plus: Mit Zusatzvertrag telefonieren Vodafone-Wertkartenkunden damit im Ausland zu den gleichen Konditionen wie Nutzer von Laufzeitverträgen. Voraussetzung ist eine positive Bonität.

Free & Easy-Kunden von E-Plus können derzeit in 22 europäischen Ländern (inklusive der Türkei) telefonieren. Das klappt sogar generell ohne Callback. Überall dort, wo Free & Easy-Roaming funktioniert, kann man auch direkt und ohne Umweg über eine SMS oder Code-Eingabe telefonieren. Dafür ist es noch nicht möglich, SMS-Nachrichten zu versenden, während der Empfang von Kurzmitteilungen auch im Ausland problemlos möglich ist.

o2 bietet - wie T-Mobile und Vodafone D2 - das Telefonieren sowie den SMS-Versand und -Empfang im Ausland an. Das funktioniert derzeit in 31 Ländern. Zumeist müssen abgehende Gespräche noch per Callback aufgebaut werden. Bei einigen Netzbetreibern im Ausland ist aber auch schon die Direktwahl möglich.

Den theoretisch besten Roamingservice bietet derzeit der Newcomer Quam. Überall dort, wo Vertragskunden telefonieren können, haben auch Quam now-Nutzer die Möglichkeit, angerufen zu werden, zu telefonieren sowie SMS zu verschicken und zu empfangen - ohne Zusatzvertrag und Bonitätsprüfung.

Dazu kommt der zur Zeit günstige Preis von 19 Cent für den Versand einer SMS. Dieser Aktionstarif gilt zunächst bis 31. Juli und ist oft billiger als die Konditionen für Vertragskunden. Zum Vergleich: D1 Xtra verlangt zwischen 49 und 51 Cent für eine im Ausland verschickte Kurzmitteilung, bei der Vodafone CallYa sind zwischen 49 und 69 Cent zu zahlen und bei o2 LOOP liegen die Preise sogar zwischen 51 Cent und 1,02 Euro.

Allerdings gab es in den ersten Monaten zum Teil erhebliche technische Probleme. Zum Teil konnten sich Kunden in die Fremdnetze im Ausland nicht einbauen, teilweise kamen die via Callback angeforderten Gespräche nicht zustande, während die Erreichbarkeit dann, wenn das Einbuchen ins Netz möglich war, auch gewährleistet war.

Sehr große Unterschiede gibt es auch bei den Gesprächspreisen. T-Mobile verlangt für eingehende Gespräche im Ausland - auch in Übersee - je nach Xtra-Tarif 79 oder 81 Cent pro Minute. Damit ist das Roaming in Europa verhältnismäßig teuer, während eine XtraCard bei einem USA-Aufenthalt ein echtes Schnäppchen ist. Vertragskunden zahlen im Voicestream-Netz mit 2 Euro mehr als das Doppelte.

Bei Vodafone liegen die Kosten - je nach Aufenthaltsort - zwischen 79 Cent und 1,79 Euro, E-Plus Free & Easy berechnet 81 Cent, o2 LOOP verlangt - auch innerhalb Europas - teure 1,02 Euro pro Minute und bei Quam liegen die Kosten - je nach Reiseland - zwischen 59 Cent und 1,59 Euro. Innerhalb Europas ist Quam now somit die günstigste Karte.

Besonders empfehlenswert ist die Quam-Karte für Spanien-Urlauber: Von dort aus Kosten Telefonate nach Deutschland nur 59 Cent pro Minute. Möglich ist dieser Tarif dank einer Kooperation mit dem Quam-Mutterhaus Telefonica. Vergleichbar günstige Konditionen gibt es aber bei den Mitbewerbern nicht.

Fazit: Auch im Ausland kommt man inzwischen sehr gut mit Prepaidkarten aus. T-Mobile bietet sehr günstige Konditionen außerhalb Europas, Vodafone bietet den SMS-Dienst und die telefonische Erreichbarkeit nahezu weltweit - mit Zusatzvertrag werden CallYa-Nutzer im Ausland sogar Vertragskunden gleichgestellt.

Bei E-Plus klappt das Telefonieren im Ausland am Unkompliziertesten, dafür ist der SMS-Versand noch nicht möglich. o2 bietet Telefonie und SMS im Ausland, aber eingehende Gespräche sind in Europa vergleichsweise teuer. Quam ist besonders für Spanien-Urlauber und SMS-Fans interessant, hatte aber in der Vergangenheit noch mit technischen Problemen zu kämpfen.

Ausführliche Informationen sowie Tipps und Tricks zum Telefonieren im Ausland - sowohl mit Vertrag als auch Prepaidkarte - finden Sie auch in unserem Reise-Ratgeber, den wir jetzt rechtzeitig zur Sommersaison 2002 wieder auf den neuesten Stand gebracht haben. Neben allgemeinen Informationen sind hier auch spezifische Hinweise zu den Hauptreiseländern zu finden.