Tauziehen

Finanzaufsicht soll France Télécom zu Übernahmeangebot zwingen (aktualisiert)

MobilCom-Gründer stellt neues Rechtsgutachten vor
Von dpa / Marie-Anne Winter

Der ehemalige MobilCom-Chef Gerhard Schmid will France Télécom mit Hilfe der Finanzaufsicht zu einem Übernahmeangebot für seine Anteile an dem Mobilfunkanbieter zwingen. Am Mittwoch habe er ein Gutachten des renommierten Gesellschaftsrechtlers Marcus Lutter bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) eingereicht. "Das Fazit lautet, France Télécom ist zur Abgabe eines Übernahmeangebots an alle Aktionäre der MobilCom AG verpflichtet", sagte Schmid heute in Frankfurt.

Seit Wochen streiten Schmid und der französische Telekomkonzern über den angemessenen Preis für das 40-prozentige Aktienpaket des MobilCom-Gründers. Schmid hatte sein Paket zunächst für 22 Euro je Aktie in bar angeboten. France Télécom ist selbst mit 28,5 Prozent an MobilCom beteiligt und soll zehn Euro pro MobilCom-Aktie geboten haben. Angeblich soll der Betrag in Aktien der Mobilfunk-Tochter Orange geboten worden sein. Außerdem hatte der hochverschuldete französische Konzern gemeinsam mit seinen Hausbanken eine Lösung gesucht, wie er Schmids Anteile übernehmen könnte, ohne den anderen Kleinaktionären ebenfalls ein Angebot machen zu müssen. Dazu ist das Unternehmen aber eigentlich per Gesetz verpflichtet.

Wenn die Behörde dem Gutachten folge, werde sie den Telekomkonzern zwingen, allen Aktionären ein Angebot zu unterbreiten, meint Schmid. Er erwarte eine Entscheidung innerhalb weniger Wochen. Laut Gesetz müsse das Unternehmen mindestens den Durchschnittskurs der letzten 90 Tage vor dem 21. Juni zahlen. Das entspräche 14,5 Euro je Aktie. Seit diesem Tag hat France Télécom bei MobilCom laut Gutachten die volle Kontrolle übernommen und wäre daher zu einem Angebot verpflichtet gewesen.

Allerdings deutete Schmid an, dass er auch einen höheren Preis fordern könne. Denn France Télécom habe den Kurs der MobilCom-Aktie in den letzten Wochen durch seine Informationspolitik missbräuchlich nach unten getrieben. Daher könne man auch fragen, ob der Preis nicht ganz anders festgesetzt werden müsse. Allerdings beharrt Schmid nicht mehr auf eine Barauszahlung. Er werde alles akzeptieren, was man zu Geld machen könne.

Die MobilCom-Aktie verteuerte sich nach Schmids Ankündigungen in der Spitze um 15 Prozent, gab aber im Tagesverlauf einen Teil der Gewinne wieder ab. Am Nachmittag notierten die Papiere knapp zehn Prozent im Plus bei 7,40 Euro. "Schmid steckt bei seinen Forderungen immer mehr zurück, das macht einen Kompromiss wahrscheinlicher", begründete ein Händler den Kursanstieg. Außerdem wachse bei den übrigen Aktionären die Hoffnung auf ein Pflichtangebot seitens France Télécom, das deutlich über dem aktuellen Kurs liege.