Druck

Bilanztricks: Vorwürfe gegen US-Medienkonzern AOL Time Warner

Korrekturbedarf von 270 Millionen Dollar
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Der US-Medienkonzern AOL Time Warner soll heute einen Bericht der Washington Post dementiert haben, wonach der Konzern Umsätze im Werbegeschäft durch verschiedene Bilanzierungstricks aufgebläht haben soll. Verschiedene internationale Quellen sprechen von einem Korrekturbedarf von 270 Millionen Dollar in den Jahren 2000 bis 2002.

Unter dem Titel "Creative Transactions Earned Team Rewards" hatte die Washington Post gemeldet, dass AOL-Manager David M. Coburn seit Ende 2000 unter seinen Mitarbeitern Awards für besonders aggressive und kreative Deals vergeben hat. Ein auf diese Weise ausgezeichneter Deal sei gewesen, dass AOL für PurchasePro Software verkaufen sollte und dafür Millionen in Optionscheinen bekommen habe, mit denen Anteile von PruchasePro zu einem bestimmten Preis gekauft werden konnten. Die Werte dieser Warrants wurden als Werbeeinnahmen verbucht. Das sei ein ungewöhnliches Arragement, aber verletzte nach Angaben von AOL keine Bilanzierungsregeln.

Inwischen wurde auch bekannt, dass eine Anlegergruppe bei einem New Yorker Gericht eine Sammelklage gegen AOL Time Warner eingereicht hat. AOL Time Warner werden Falschdarstellungen und Auslassungen wichtiger Fakten vorgeworfen. Dazu gehörten falsche Angaben über Online-Anzeigeneinnahmen von AOL und AOL Time Warner. Weiter heißt es, AOL habe seine Online-Werbeeinnahmen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2001 künstlich durch Anzeigen aufgebläht, welche die Firma "24dogs.com" kaufen musste, um einen Rechtsstreit beizulegen. AOL Time Warner habe auch seine Einnahmen mit dem Verkauf von Online-Anzeigen für die Online-Auktions-Site Ebay künstlich erhöht. In dem Papier wird auch das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Ernst & Young beschuldigt, gegen Wertpapiergesetze verstoßen zu haben. Sie habe die Finanzberichte von AOL Time Warner für das Geschäftsjahr 2001 abgesegnet. Die Anwaltsfirma vertritt mit der Sammelklage Anleger, die AOL-Aktien oder Aktien von AOL Time Warner gekauft hatten.

Im Rahmen einer jetzt abgechlossenen Umstrukturierung von AOL Time Warner hat Robert W. Pittman, der bisher als "Chief Operating Officer" für die Tagesgeschäfte von AOL Time Warner verantwortlich war, gestern erklärt, dass er ausscheide, sobald ein neuer Chef für die Online-Sparte des Unternehmens gefunden sei. Pittman erklärte, es sei an der Zeit, eine Pause einzulegen, nachdem er so hart gearbeitet habe, AOL aufzubauen und dann die Fusion durchzuziehen.