Lizenz-Gerangel

Kampf um Quam-Frequenzen hat schon begonnen

Experten sehen beginnende europaweite Marktbereinigung
Von Ingolf Lenz

Die deutschen Mobilfunkanbieter greifen nach den UMTS-Frequenzen des vom Aus bedrohten Konkurrenten Quam. Dies berichtet die "Financial Times Deutschland" in ihrer heutigen Ausgabe. "Die Frequenzen sollten unter den übrigen Lizenznehmern versteigert oder verkauft werden, falls Quam sie zurückgibt", verlangt Jürgen von Kuczkowski Chef von Vodafone-Deutschland. Ähnliches ist von T-Mobile, E-Plus und o2 zu hören.

Group3G hatte seinerzeit im August 2000 für 8,5 Milliarden Euro eine UMTS-Lizenz in Deutschland ersteigert. Mittlerweile musste der deutsche Ableger von Telefonica (Spanien) und Sonera (Finnland) sein Mobilfunkgeschäft vorläufig auf Eis legen. Sollte Quam gänzlich schließen, müssten UMTS-Lizenz und Frequenzen zurückgegeben werden. Nun geht bei den übrigen Lizenznehmern in Deutschland die Angst vor einem neuen Mitbewerber um, der sich die Quam-Lizenzen günstig einkaufen könnte. Über die Vergabe der Lizenz entscheidet letztlich die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP). Theoretisch könnte die Lizenz wieder öffentlich versteigert werden.

Dem wollen die übrigen Lizenznehmer zuvorkommen und bedrängen mittlerweile die RegTP. Dort ist eine Entscheidung, wie im Fall der Fälle gehandelt wird, noch nicht getroffen. Matthias Kurth, Präsident der RegTP, hatte zuletzt immer wieder betont, die Regeln für die UMTS-Lizenz nicht zu verändern. Experten sehen im Fall "Quam" die beginnende europaweite Bereinigung des UMTS-Marktes. Kenner der Branche vermuten, dass in Ländern wie Frankreich, Deutschland oder Großbritannien jeweils nur vier Anbieter überleben werden. In einigen Staaten lockerten deshalb die Regulierer bereits ihre Lizenzbedingungen. In Deutschland haben neben Quam noch T-Mobile, Vodafone, E-Plus, o2 sowie MobilCom UMTS-Lizenzen ersteigert. Nach Expertenmeinung scheint MobilCom wegen des Streits um Aktionär France Telecom der nächste Wackelkandidat zu sein.