verlustreich

Quam: Betrieb wird eingestellt (aktualisiert)

Quam-Kunden sollen von einem anderen Anbieter übernommen werden
Von Marie-Anne Winter

Wie wir gestern abend bereits berichtet haben, zieht sich Quam aus dem deutschen Mobilfunkmarkt zurück. Inzwischen hat die Pressestelle von Quam bestätigt, dass das operative Geschäft von Quam ab sofort eingestellt wird. Das heißt, dass Quamprodukte nicht mehr vermarktet werden. Der Netzbetrieb werde aber aufrechterhalten, alle Bestandskunden könnten weiterhin über das Quam-Netz telefonieren. An der UMTS-Lizenz werde das Unternehmen aber festhalten. Es käme nun zu zahlreichen Umstrukturierungsmaßnahmen, in deren Folge auch ein großer Teil der Mitarbeiter gehen müsse.

Die spanische Konzern-Mutter Telefonica hatte gestern überraschend die Halbjahreszahlen veröffentlicht, in denen das Unternehmen erstmals einen Nettoverlust von 5,57 Milliarden Euro verbuchen musste.

Aber auch der Umsatz sank im ersten halben Jahr auf 14,6 Milliarden Euro, das entspricht einem Rückgang von 4,4 Prozent. Auch das operative Ergebnis (Ebitda) ging um 4,4 Prozent auf 6,07 Milliarden Euro zurück.

Telefonica hat neben Quam auch alle anderen verlustbringenden Beteiligungen mit insgesamt 4,8 Milliarden Euro abgeschrieben und Rückstellungen in Höhe von 6,5 Milliarden Euro ausgewiesen. Mit 4,9 Milliarden Euro haben die Spanier die Beteiligungen in Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz komplett abgeschrieben. Telefonica hatte zusammen mit der finnischen Sonera für 8,5 Milliarden Euro eine UMTS-Lizenz in Deutschland ersteigert.

Der Start der Mobilfunktochter Quam war von Beginn an mit Problemen behaftet. Nach einem vorläufigen Verkaufsstopp in der Vorweihnachtszeit 2001 konnte der Newcomer auf dem deutschen Markt bisher 200 000 Kunden gewinnen - nicht genug für ein lohnendes Geschäft. Laut Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) habe Telefónica Móviles aufgrund einer unabhängigen Studie über die Marktchancen beschlossen, dass zur Zeit auf dem deutschen Handymarkt nichts zu verdienen sei.

Rund 40 Prozent der 200 000 Quam-Kunden haben einen Laufzeitvertrag abgeschlossen. Bei Telefonica gehe man laut FTD davon aus, dass sie von einem anderen Anbieter übernommen werden. Das deutet allerdings darauf hin, dass Telefonica aus der angekündigten "Bedenkpause" einen Rückzieher aus Deutschland machen wird. In wie weit die unselige Quam-3star-online-Aktion, die gestern ein unrühmliches Ende gefunden hat, bei der Entscheidung, Quam dichtzumachen, eine Rolle gespielt hat, ist nicht klar - es ist aber nicht auszuschließen, dass das Fass dadurch zum Überlaufen gebracht wurde. Wir werden Sie weiterhin auf dem Laufenden halten.