Sparkurs

MobilCom: Massive Auflösungserscheinungen

UMTS-Aktivitäten und Marke gar vor der Einstellung?
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Um MobilCom steht es derzeit nicht gut. Laut Ex-Chef Gerhard Schmid steht in dem bisherigen Standort Büdelsdorf Kurzarbeit bevor. "Das Unternehmen steht praktisch still" sagte er der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung.

Hintergrund ist, dass France Télécom im Juni nach langem vorangegangenem Streit den Aufsichtsrat zwang, den Gründer und bisherigen Vorstand Gerhard Schmid zu stürzen. Sein Nachfolger Thorsten Grenz fährt seither in Zusammenarbeit mit den Franzosen einen harten Sparkurs. Zwar ist MobilCom formal selbständig, und Schmid hält weiterhin das größte Aktienpaket, doch hat France Télécom die Zügel fest in der Hand. Denn ohne die Rückendeckung durch die Franzosen wäre MobilCom wegen fälliger Kredite überschuldet.

Doch auch France Télécom selber drücken Schulden in Milliardenhöhe. Deswegen wird gespart, wo gespart werden kann. Von den ehemals hochfliegenden UMTS-Plänen bleibt vermutlich nicht mehr viel übrig. Kursierenden Gerüchten zufolge sollen nicht nur die von MobilCom übernommenen und bisher teilweise als eigene Marken weitergeführten Provider Telepassport, D-Plus und Cellway aufgelöst werden. Auch MobilCom könnte als eigenständige Firma verschwinden, da eine Verschmelzung mit Hutchison geplant sei. Hutchison wird dann mittelfristig in "Orange" umfirmieren, da die anderen Mobilfunkaktivitäten von France Telecom bereits unter diesem Namen laufen.

Die Financial Times berichtet unterdessen, dass MobilCom alle externen Beraterverträge gekündigt hat, die im Zusammenhang mit dem forcierten Aufbau von UMTS geschlossen worden waren. Den Angaben zufolge sollen die MobilCom-Mitarbeiter die entsprechenden Aufgaben übernehmen. Das ist auf jeden Fall der Abschied vom "schnellen UMTS-Start", es könnte aber auch der erste Schritt zum Abschied von UMTS an sich sein.

Auch die Umsätze fallen und der Verlust wächst. Waren es im ersten Quartal dieses Jahres im operativen Geschäft "nur" 21,5 Millionen Euro minus, so sollen es im zweiten Quartal bereits 70 Millionen Euro sein. Wegen noch zu berücksichtigender Sonderabschreibungen hat MobilCom aber die Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Quartal allerdings verschoben.