SET

Bezahlen im Internet mit Kreditkarte soll sicherer werden

Neuer Chip soll alten Magnetstreifen ersetzen
Von dpa /

Die Bestellung von Dienstleistungen oder Waren per Internet erscheint Zeit sparend, das Bezahlen per Kreditkarte unkompliziert. Gerade Internet-Neulinge verführt das manchmal zu Leichtsinn. "Es gibt viele Leute, die sehr unbedarft mit ihrer Kreditkarte umgehen. Manche nutzen nicht einmal die im Internet übliche SSL-Verschlüsselung", sagt Dirk Stein, beim Bundesverband deutscher Banken in Berlin Referent für das Privatkundengeschäft.

"Man sollte bei Internetgeschäften den jeweils aktuellsten Sicherheitsstandard nutzen", empfiehlt Beate Weiser, Expertin für Geld und Recht bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. Dies sei augenblicklich der so genannte SET-Standard (Secure Electronic Transaction) beziehungsweise seine Weiterentwicklungen.

Die Mahnung zur Vorsicht scheint begründet: So verzeichnete das Unternehmen EURO Kartensysteme mit Deutschlandsitz in Frankfurt - Anbieter der Eurocard/Mastercard - im vergangenem Jahr im Bereich Mailorder und Internet eine Schadenssumme von 7,21 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Anstieg um 13 Prozent.

"Es gibt Internet-Anbieter, die nur so tun, als ob sie etwas zu verkaufen hätten", erläutert Experte Stein. Wer etwa eine Software bestellt und dafür einen Kleinstbetrag ins Ausland überweist, werde später, bei Sichtung seiner Kreditkarten-Auszüge, unter Umständen mit viel höheren Abbuchungen für nie bestellte Waren konfrontiert. Und natürlich gebe es Hacker, die technisch in der Lage sind, an online übermittelte unverschlüsselte Kreditkarten-Daten heranzukommen. Bietet der Händler nicht einmal eine SSL-Verschlüsselung, also eine sichere Verbindung, die dem Kunden beim Bezahlvorgang automatisch zur Verfügung steht, sollte nichts bestellt werden, rät Stein.

Das geringe Problembewusstsein mancher Kunden könnte auch daran liegen, dass die leichtfertigen Verbraucher bei Betrügereien in der Regel nicht haftbar gemacht werden. Zwar muss bei unerklärlichen Buchungen sofort der Kartenanbieter informiert werden, heißt es bei Euro Kartensysteme und Visa International, ebenfalls mit Sitz in Frankfurt. Doch mit der Aufklärungsarbeit und der Begleichung des Schadens hat der Kunde kaum etwas zu tun. Lediglich Falschbuchungen bis zu einer Höhe von 50 Euro müssen laut Stein aus eigener Tasche bezahlt werden.

Wer auf Nummer Sicher gehen und das SET-Verschlüsselungsverfahren nutzen will, muss selbst aktiv werden: So müssen sich Besitzer einer Eurocard das Programm von der Website ihrer Bank, die die Karte herausgibt, herunterladen. Anschließend kann der Sicherheitsstandard dann nur vom eigenen PC aus genutzt werden.

Visa International hatte zunächst den selben SET-Standard unterstützt, bietet seit dem Frühjahr aber ein eigenes Verfahren mit dem Namen "Verified by Visa" an. Es kann von jedem Computer aus genutzt werden und sieht bei der Transaktion auch die Ausweisung des Händlers gegenüber der jeweiligen Bank vor. Bei diesem Programm muss sich der Kunde einmalig bei seiner Bank registrieren lassen.

Der vergleichsweise große Aufwand für den Nutzer und die Tatsache, dass der SET-Standard eben doch nicht überall im Internet Standard ist, dürften die entscheidenden Gründe dafür sein, dass SET nach Aussagen der Experten zur Zeit von den Kunden wenig genutzt wird. Langfristig setzen die Kartenunternehmen auf mehr Sicherheit durch Kreditkarten, die mit einem speziellen Chip zur zweifelsfreien Identifikation des Kunden ausgerüstet sind.

Dieser Chip werde den mittlerweile mehr als 30 Jahre alten Magnetstreifen künftig ganz ersetzen und neben dem Plus an Sicherheit auch weitere Funktionen bieten, so Euro Kartensysteme. Voraussetzung für die Nutzung des Kartenchips ist ein spezielles Lesegerät, das ebenfalls neu eingeführt wird und auch mobil genutzt werden kann.

Der EMV-Standard (Eurocard/Mastercard/Visacard), der bei den neuen Chipkarten Anwendung findet, wurde bereits 1998 von mehreren Kartenunternehmen gemeinsam entwickelt. Bis zum Jahre 2005 werden mehr als zwei Drittel aller Karten in Europa den Chip tragen, schätzt Euro Kartensysteme. In diesem Jahr gebe es zwei Pilotprojekte in Deutschland.