Rettungsversuche

Bund und Land wollen MobilCom-Pleite verhindern (aktualisiert)

Bundeskanzleramt vermittelt
Von dpa / Marie-Anne Winter

Der angeschlagene Mobilfunk-Anbieter MobilCom hat heute Rückendeckung von den Regierungen in Kiel und Berlin erhalten. Der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Bernd Rohwer (SPD) bekräftigte vor dem Kieler Landtag die Bereitschaft des Landes, eine Lösung für den Standort Büdelsdorf zu finden. "MobilCom hätte die Insolvenz nicht verdient", sagte Rohwer. Das Ministerium machte gleichzeitig klar, dass von einer Bürgschaft für das Unternehmen nie die Rede gewesen sei.

Sowohl die Kieler Landesregierung als auch die Bundesregierung führen bereits seit Monaten Gespräche mit MobilCom. Das Kanzleramt spreche zudem "auf Arbeitsebene" mit der französischen Regierung, bestätigte ein Sprecher in Berlin. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sei in die Gespräche jedoch nicht eingebunden und nehme keinen direkten Einfluss.

Der halbstaatliche französische Konzern France Télécom entscheidet am Abend über das weitere Schicksal des schleswig-holsteinischen Unternehmens mit mehr als 5000 Mitarbeitern. Sollte sich France Télécom als Großaktionär aus der Finanzierung von MobilCom zurückziehen, wäre eine Insolvenz unausweichlich. Im Vorfeld der Sitzung des Verwaltungsrats war spekuliert worden, dass die französische Regierung kurz vor der Bundestagswahl keine große Insolvenz verantworten will, um die deutsch-französischen Beziehungen nicht zu belasten.

Die Beschäftigten von MobilCom wollen heute vor der Konzernzentrale in Büdelsdorf eine Kundgebung abhalten. Außerdem informiert der Vorstandsvorsitzende Thorsten Grenz die Öffentlichkeit über die aktuelle Situation des Unternehmens. Morgen will sich Grenz mit Rohwer treffen.

Einem französischen Pressebericht zufolge wurde von France Telekom bereits mit der französischen Regierung als Mehrheitsaktionär abgesprochen, MobilCom aufzugeben. Bei einem Ausstieg drohen France Télécom hohe Schadenersatzforderungen, weil sich das Unternehmen mehrfach zur Finanzierung des UMTS-Aufbaus verpflichtet hat.