Betriebsrisiko Schmid?

MobilCom stellt Sanierungskonzept vor (aktualisiert)

Hälfte der Arbeitsplätze fällt weg - Schließung von drei Standorten
Von Daniel Reese mit Material von dpa

Das angeschlagene Mobilfunkunternehmen MobilCom muss 1 850 Vollzeitstellen streichen und schließt drei Standorte, um sein Überleben zu sichern. Betroffen sind die Standorte Karlstein und Hallbergmoos und die MobilCom-Aktivitäten am Standort Kiel. Vertrieb und Marketing der Tochterfirma Cellway werden nach Büdelsdorf verlagert. Die MobilCom Call-Center-Aktivitäten am Standort Kiel werden eingestellt. Büdelsdorf und Erfurt übernehmen den gesamten Kundenservice. Der Kundenservice für die Bereiche Festnetz und Internet am Standort Kiel ist von den Maßnahmen nicht betroffen. Die Harmonisierung der Kundendienst-Prozesse soll zu weiteren Einsparungen beim Betrieb der Kundendienst-Hotlines und bei der entsprechenden IT-Entwicklung führen. Insgesamt 50 unrentable MobilCom-Shops sollen umgehend geschlossen werden. Das Hauptaugenmerk soll in Zukunft in der Intensivierung der Kundenbetreuung liegen, umsatzstarke Kunden sollen stärker an das Unternehmen gebunden werden.

Betroffen sind auch die zehn UMTS-Niederlassungen: Das UMTS-Netz soll von nur noch drei Standorten und der Unternehmenszentrale aus gewartet werden. Der Ausbau des Mobilfunknetzes nach dem neuen UMTS-Standard wird nach dem Sanierungskonzept vorläufig auf Eis gelegt. An der Lizenz will MobilCom jedoch festhalten. Im Kerngeschäft Mobilfunk will das Unternehmen jährlich 130 Millionen Euro einsparen, um wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen.

"Mit einer bereinigten Bilanzstruktur und einem neuen Partner wollen wir im nächsten Jahr weitermachen", kündigte MobilCom-Vorstandschef Thorsten Grenz an. Bis dahin müsse das Restrukturierungskonzept selbst finanziert werden. Dafür sehe er aber gute Chancen, ergänzte Grenz. Der Vorstandschef verwies darauf, dass die Gläubigerbanken die am 30. September fälligen Kredite weiter gestundet haben. Dabei geht es um Verbindlichkeiten in Höhe von insgesamt 6,9 Milliarden Euro. Dass die Banken weitere Zugeständnisse gemacht haben, wertete Grenz als gutes Zeichen dafür, dass die Gespräche mit Großaktionär France Télécom vorankommen.

Gegenwärtig beschäftigt MobilCom 5 000 Mitarbeiter, doch sind darin Teilzeit- und Aushilfskräfte enthalten. Das entspricht umgerechnet 4 200 Vollzeitstellen. Nach Berechnungen der IG Metall entspricht der angekündigtge Stellenabbau dem Wegfall von 2 100 Arbeitsplätzen. Die Gewerkschaft machte insbesondere Firmengründer Gerhard Schmid für die desolate Lage des Unternehmens verantwortlich. "Er (Schmid) ist ein Betriebsrisiko der besonderen Art", hieß es in einer IG-Metall-Mitteilung. Zukünftige Entscheidungen dürften nicht mehr in den Händen von Herrn Schmid liegen. In den kommenden Wochen verhandeln Vorstand und Betriebsrat über einen entsprechenden Sozialplan und Interessenausgleich.

Und auch bei den Kreditzusagen rechnet MobilCom mit Problemen. So wir bereits nach Alternativen gesucht, falls es keine weiteren Geldmittel von der Kieler Landesbank und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) geben sollte. Die in Aussicht gestellten 350 Millionen Euro seien keineswegs in trockenen Tüchern, so Vorstandschef Grenz Näher wollte er sich nicht äußern, doch erwarte er keine staatlichen Bürgschaften. Das Geld war von der Bundesregierung zur Rettung des Unternehmens in Aussicht gestellt worden waren.