Karusell

Post-Chef Zumwinkel wechselt nicht an Telekom-Spitze

Kai-Uwe Ricke ist der Favorit als Sommer-Nachfolger
Von dpa /

Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel (58) wechselt nicht an die Spitze der Deutschen Telekom. Zumwinkel trat solchen Spekulationen heute in Bonn mit einer persönlichen Erklärung entgegen: "Ich bleibe Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post World Net." Damit sei klar, dass er für den Telekom-Chefposten nicht zur Verfügung stehe, auch wenn ihm dafür ein Angebot vorliege, machte ein Post-Sprecher deutlich. Als Favorit auf die Nachfolge von Ron Sommer als Vorstandsvorsitzender wurde nach dem öffentlichen Dementi Zumwinkels wieder T-Mobile-Chef Kai-Uwe Ricke (41) als interne Lösung gehandelt.

Zumwinkel war in den vergangenen Tagen als ernsthafter Kandidat für den Chefsessel bei der Telekom ins Gespräch gebracht worden. Nach offiziell nicht bestätigten Berichten soll Zumwinkel vom Aufsichtsrat eine Anfrage erhalten haben, den Vorstandsvorsitz zu übernehmen. Zumwinkel hatte sich für einige Tage zu einem Bergwanderurlaub zurückgezogen, bevor er zu Wochenbeginn wieder in die Bonner Konzernzentrale kam und die Erklärung abgab.

Es sei "spekuliert" worden, dass er Telekom-Vorstandschef werden solle, erklärte Zumwinkel in einem offenen Brief an die Konzernmitarbeiter. "Um Klarheit zu schaffen, möchte ich in deutlichen Worten sagen: Ich bleibe Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post World Net." Er sei "mit Freude" Post-Chef und möchte den Konzern weiter zu einem starken Weltunternehmen machen. Das sei seine "große Perspektive für die Zukunft".

Sommer war nach dem heftigen Kurssturz der T-Aktie stark unter Druck geraten und im Juli zurückgetreten. Seither übt der frühere Aufsichtsratschef Helmut Sihler die Vorstandsführung kommissarisch aus, bis ein Sommer-Nachfolger bestimmt ist. Das soll bis Jahresende geschehen. Kein Interesse an dem Chefposten haben bereits die ebenfalls ins Spiel gebrachten Hans-Olaf Henkel (früher Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie) und Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking bekundet.

Der von Anfang an als potenzieller Sommer-Nachfolger ins Gespräch gebrachte Ricke gilt neben Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick als starker Mann im Vorstand des Konzerns. Ricke ist zuständig für das Mobilfunk- und Internetgeschäft. Als Ricke im Mai 2001 in den Vorstand des Telefonriesen berufen wurde, galt er bereits als Sommers Kronprinz. Der Vater des Mobilfunkchefs, Helmut Ricke, war Sommers Vorgänger.

Die Telekom steht vor großen Problemen, die ein neuer Konzernchef anpacken muss. Vor allem muss der enorme Schuldenberg von rund 65 Milliarden Euro abgetragen werden. Der geplante Verkauf der restlichen TV-Kabelnetze dürfte nach den eingegangenen Angeboten mit rund zwei Milliarden Euro weit weniger in die Kasse spülen, als von der Konzernspitze zunächst erwartet worden war.