weg

Arbeitsplatzabbau bei Telekom: jede fünfte Stelle weg (aktualisiert)

Aktionärsschützer sehen Stellenabbau als Folge hoher Tarifabschlüsse
Von dpa /

Die Deutsche Telekom hat sich ein eisernes Sparprogramm auferlegt, dem bis 2005 konzernweit rund 50 000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen sollen. Das wären erheblich mehr als bislang bekannt. Einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochausgabe) bestätigte Konzernsprecher Ulrich Lissek am Dienstag in Bonn in weiten Teilen. Bei insgesamt 250 000 Beschäftigten ist damit im Schnitt jeder fünfte Telekom-Mitarbeiter von den Sparplänen betroffen. Die Telekom steht unter hohem Druck, ihre enorme Schuldenlast von derzeit 64 Milliarden Euro deutlich zu reduzieren.

Nach weiteren Angaben des Unternehmens fallen im Inland 35 000 und im Ausland 11 000 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer. Hinzu kämen weitere 3500 Stellen bei der Tochterfirma T-Systems. Der größte Teil der Sparmaßnahmen entfällt auf die Festnetzsparte T-COM. Dort sollen die Einsparungen 400 Millionen Euro betragen. Für diese Sparte hatte die Telekom bereits in der vergangenen Woche einen beschleunigten Stellenabbau angekündigt. Bei den wachstumsstarken Tochterfirmen wie T-Mobile oder T-Online, bei denen in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen wurden, werde es zu keinem "großartigen Stellenaufbau mehr kommen", sagte Lisek.

Unterdessen bezifferte "Die Welt" die geplanten Einsparungen auf 55 000 Arbeitsplätze, davon 40 000 in Deutschland. Das Blatt berief sich dabei auf Aussagen von Personalvorstand Heinz Klinkhammer. Rund die Hälfte der betroffenen Telekom-Beschäftigten soll über verschiedene Wege wie natürliche Fluktuation, Dienstunfähigkeit, Altersteilzeit, Vorruhestand und Kündigungen ausscheiden. Die andere Hälfte würde von einer neu geschaffenen Personalservice-Agentur vermittelt werden, die einen Testlauf für das von der rot-grünen Koalition entwickelte Hartz-Konzept darstellt. Ein Teil der Beschäftigten soll nach weiteren Angaben "Der Welt" demnach an andere Stellen innerhalb des Konzerns versetzt werden, der größere Teil soll jedoch an andere Arbeitgeber ausgeliehen oder dauerhaft vermittelt werden.

Der Kündigungsschutz läuft bei der Telekom im Laufe des Jahres 2004 aus, betrifft aber nur knapp 20 Prozent des Personals, da die Mehrheit verbeamtet oder durch ältere Tarifverträge dauerhaft abgesichert ist.

Nach Ansicht von Aktionärsschützern ist der verschärfte Arbeitsplatzabbau eine Folge des vergleichsweise hohen Tarifabschlusses in diesem Jahr. "Da gibt es sicher einen Zusammenhang", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker, heute in Düsseldorf der dpa. Er verwies darauf, dass zum 1. Juli der bis dahin höchste Tarifabschluss in diesem Jahr bei der Telekom mit einer Einkommenssteigerung von 4,1 Prozent vereinbart wurde. Im Mai 2003 kommt demnach nochmals eine Erhöhung von 3,2 Prozent hinzu.

"So schmerzhaft die Entscheidung für die betroffenen Arbeitnehmer ist, wurde es höchste Zeit, dass die angekündigten Sparmaßnahmen aktiv angegangen werden", betonte Hocker. Mit Vorstandschef Helmut Sihler müsse jetzt ein Übergangsmann die sehr unpopulären Einschnitte verantworten. Der hohe Tarifabschluss sei noch in der Amtszeit des zurückgetretenen Telekom-Chefs Ron Sommer vereinbart worden. Dass der Abbau von 50 000 Stellen erst nach der Bundestagswahl bekannt gegeben werde, sei typisch für ein Unternehmen mit Bundesbeteiligung. Der Kapitalmarkt bekomme zu wenig Telekom-Informationen aus erster Hand.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di will gegen den Abbau von 50 000 Arbeitsplätzen vorgehen. Sie kündigte heute in Berlin "scharfen Widerstand" gegen die Pläne bei der Sitzung des Aufsichtsrates am 30. Oktober an. Außerdem will ver.di dafür sorgen, dass Kündigungsschutz-Regelungen von der Muttergesellschaft auf Töchter und Beteiligungen ausgedehnt werden. Das Vernichten von Arbeitsplätzen dürfe nicht Unternehmens-Ziel werden, hieß es.