Rosinen-Picken bei MobilCom
Nach den Meldungen der letzten Woche, in denen dem Büdelsdorfer Unternehmen MobilCom von den Banken eine weitere Stundung der Kredite gewährt wurde, beginnt nun das "Rosinen-Picken" in der möglichen Insolvenzmasse des Unternehmens.
E-Plus hat nach Informationen der Financial Times Deutschland [Link entfernt] Interesse, das bereits gut ausgebaute UMTS-Netz des angeschlagenen Konkurrenten zu übernehmen. Von diesem Geschäft könnten beide Unternehmen profitieren, da E-Plus im Gegenzug auf Forderungen von über 600 Mio. Euro aus einem Dienstleistungsvertrag verzichten würde, so die FTD weiter. E-Plus würde durch die Netzübernahme aus dem schnellen Netzausbau der MobilCom Vorteile ziehen, da man sich seinerzeit mit dem eigenen Netzausbau eher zurückgehalten hatte. Über das MobilCom-Netz können heute bereits 17 Prozent der Bevölkerung erreicht werden. Laut den Lizenzbestimmungen muss jeder Netzbetreiber bis Ende 2003 eine Netzabdeckung von 25 Prozent der Bevölkerung erreichen.
Zudem wird über den Verbleib bzw. die Verwertung der dann unnötigen UMTS-Lizenz von MobilCom spekuliert. Als möglicher Interessent für die Lizenz gilt hier der Hongkonger Anbieter Hutchison Whampoa, der nach einer Einstiegsmöglichkeit in den deutschen UMTS-Markt sucht. Als möglicher Kaufpreis kursieren hier Werte von bis zu 1 Milliarde Euro. MobilCom hatte im Sommer 2000 bei der Lizenzversteigerung noch mehr als 8 Milliarden Euro für die Lizenz bezahlen müssen.
Obwohl sich obige Veräußerungen positiv auf den Verbindlichkeitenbestand bzw. die aktuelle Liquiditätssituation der MobilCom AG auswirken würden, ist der Bestand des Unternehmens dadurch noch keineswegs gesichert. Wie die Berliner Zeitung gestern berichtete, ist die Übernahme des Festnetzgeschäftes durch die Internet-Tochter Freenet weiter offen. Alle werthaltigen Anlagegegenstände seien als Sicherheiten für Bankkredite des Unternehmens verpfändet und könnten somit nicht lastenfrei übertragen werden. Ebenso habe der MobilCom-Aufsichtsrat einer Übertragung des Festnetzgeschäftes an Freenet noch nicht zugestimmt.