Vorstoß

MobilCom-Aufsichtsrat Vogel soll Schmids Anteile verwalten

France Télécom unter Druck: Inzwischen fast 80 Mrd. Euro Schulden
Von dpa / Marie-Anne Winter

Mit einem neuen Schachzug will Gerhard Schmid, der ehemalige Chef des Mobilfunkunternehmens MobilCom, eine Gesamtlösung für das angeschlagene Unternehmen voranbringen. Seine Aktienanteile und damit die Mehrheit auf der Hauptversammlung sollten treuhänderisch auf MobilCom-Aufsichtsrat Dieter Vogel übergehen, teilte Schmid heute in Büdelsdorf mit. Vogel führt gegenwärtig die Verhandlungen mit France Télécom über eine weit reichende Übernahme der MobilCom-Schulden durch die Franzosen. "Er soll alle Fäden und Vollmachten zu Rettung von MobilCom in der Hand halten", erklärte Schmid.

Bei dem Schmid-Vorstoß handelt es sich bislang um einen Vorschlag, der von Vogel noch akzeptiert werden muss. Eine offizielle Reaktion liegt bislang nicht vor. "France Télécom hat sich zur umfassenden Schuldenübernahme bereit erklärt, Vorstand und Betriebsrat konnten sich auf ein Sanierungskonzept einigen und auch ich bin bereit, meinen Beitrag für eine positive Gesamtlösung zu leisten", sagte der MobilCom-Gründer. Falls Vogel treuhänderisch über die Aktien verfügen würde, könnte Schmid in einer Hauptversammlung eine mögliche Lösung nicht mehr behindern. Die Vereinbarungen, die Vogel mit France Télécom treffen will, bedürfen der Zustimmung einer Hauptversammlung.

In der kommenden Woche stehen wichtige Vorentscheidungen für die Zukunft des schleswig-holsteinischen Unternehmens bevor. Am Montag tagt der Verwaltungsrat von France Télécom zum ersten Mal unter der Leitung des neuen Chefs Thierry Breton. Dabei steht die MobilCom-Problematik auf der Tagesordnung.

Der französische Konzern ist hoch verschuldet und will keinesfalls neue Mittel an das deutsche Mobilfunkunternehmen geben. Nach einem der französischen Wirtschaftszeitung "La Tribune" betragen die Schulden mittlerweile fast 80 Milliarden Euro. Die neuen Zahlen wolle Breton in der Verwaltungsratssitzung bekannt geben, berichtete die Zeitung. Zuletzt hatte France Télécom einen Schuldenstand von rund 70 Milliarden Euro ausgewiesen. Ein Konzernsprecher wies den Bericht der Zeitung zurück, über die Finanzlage werde detailliert Anfang Dezember nach Abschluss der laufenden Wirtschaftsprüfung berichtet.

Am Donnerstag läuft zum vierten Mal der Großkredit über 4,7 Milliarden Euro aus, den die Banken bereits mehrfach gestundet haben. Seit Anfang Oktober muss MobilCom für diesen Kredit, der sich aus dem Lizenzkauf für den neuen Mobilfunk-Standard UMTS ergeben hat, auch keine Zinsen mehr bezahlen. Wenn die Banken die Geduld verlieren und das Geld zurückfordern, muss MobilCom Insolvenz anmelden. Dann hätten jedoch die Banken das Geld mit hoher Wahrscheinlichkeit eingebüßt. Sicher ist bislang lediglich, dass knapp die Hälfte der rund 5 000 Arbeitsplätze gestrichen werden.