auf der Kippe

MobilCom: Positive Signale, aber keine Lösung

France Télécom besteht auf deutschen Beitrag
Von dpa / Marie-Anne Winter

Das angeschlagene Mobilfunkunternehmen MobilCom hat heute einige positive Signale empfangen, steht aber weiterhin einen Schritt vor dem Abgrund. "France Télécom ist auf einem guten Weg zu einer Lösung, um das Unternehmen zu retten", sagte ein französischer Gewerkschafter nach einer Sitzung des Verwaltungsrats bei France Télécom, die keine greifbaren Ergebnisse brachte. Ähnlich äußerte sich der Finanzchef des Unternehmens, Jean-Louis Vinciguerra: "Es scheint, als zeichne sich auf deutscher Seite eine Lösung ab."

Damit richtet sich die Aufmerksamkeit wieder auf die staatlichen Hilfen, die Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) eine Woche vor der Bundestagswahl in Aussicht gestellt hatte. "Der Bund ist zu Recht in die Verantwortung gegangen", sagte der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Bernd Rohwer (SPD) in Berlin. Wegen der hohen Einnahmen des Bundes für die UMTS-Lizenzen des stehe Berlin in einer besonderen Pflicht. "Dies ist kein normaler Fall", sagte Rohwer.

Die Bundesregierung hatte Kredite über 400 Millionen Euro von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der Landesbank Schleswig- Holstein in Aussicht gestellt, die nach banküblichen Kriterien vergeben werden sollen. Tatsächlich geflossen sind bislang lediglich 50 Millionen Euro, für die sich der Bund verbürgt hat. Die Banken verlangen ein geprüftes Geschäftskonzept und Sicherheiten, die MobilCom gegenwärtig nicht bieten kann. Die Kieler Landesbank will zudem nur in einem Konsortium mitmachen, das aber noch nicht gebildet ist. Rohwer erklärte, das Land Schleswig-Holstein werde sich bis zu einem Betrag von 20 Millionen Euro für Kredite an MobilCom verbürgen.

France Télécom besteht auf einem deutschen Beitrag zur Rettung von MobilCom und will die Last nicht allein tragen. Nach verschiedenen Äußerungen aus Paris ist aber klar, dass France Télécom einen Großteil der MobilCom-Schulden in der Größenordnung von rund sieben Milliarden Euro übernehmen wird. Dafür wollen die hoch verschuldeten Franzosen das Problem endgültig vom Hals haben und nicht mehr mit Schadenersatzansprüchen konfrontiert werden.

Am Mittwoch tagt der Aufsichtsrat von MobilCom mit dem Vermittler Dieter Vogel, der sich im Auftrag der Bundesregierung seit Wochen um eine Lösung bei France Télécom bemüht. Am Donnerstag werden zum vierten Mal Kredite über 4,7 Milliarden Euro fällig, die von den Banken abermals verlängert werden müssen. "Dann ist wieder Insolvenztag", scherzte ein Betriebsrat mit Galgenhumor. Tatsächlich können die Banken MobilCom kaum fallen lassen, wenn eine Gesamtlösung für das Unternehmen unmittelbar bevorsteht.

Weitere offene Fragen betreffen Forderungen von E-Plus in Millionenhöhe sowie die Rolle von Ex-MobilCom-Chef Gerhard Schmid. Der beteuert, er werde einer konstruktiven Lösung nicht im Wege stehen, verfügt aber nach wie vor über eine Mehrheit in der Hauptversammlung. Vermittler Vogel hat bislang nicht öffentlich auf Schmids Angebot reagiert, die Anteile Schmids treuhänderisch zu übernehmen. Für France Télécom ist der MobilCom-Gründer ein rotes Tuch. Geht es nach den Franzosen, soll er keinesfalls von der Rettung des Unternehmens profitieren.