definitiv

Keine Zweifel: Ricke wird neuer Telekom-Vorstandschef (aktualisiert)

Sihler wird morgen aus dem Amt scheiden, Pläne zu Stellenabbau bleiben bestehen
Von dpa /

T-Mobile-Chef Kai-Uwe Ricke soll zum neuen Vorstandschef der Deutschen Telekom gewählt werden. Das erfuhr dpa vor der entscheidenden Aufsichtsratssitzung an diesem Donnerstag. Bei der Neubesetzung "wird es keine Überraschung mehr geben", sagte Telekom-Übergangschef Helmut Sihler heute der dpa in Bonn. Entsprechend äußerte sich der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Rüdiger Schulze.

Der 41-jährige Ricke galt bereits in den vergangenen Wochen als aussichtsreichster Kandidat für den Telekom-Chefposten. Sihler betonte, er werde "definitiv" aus seinem Amt scheiden. Ricke folgt dem Ex-Telekom-Vorstandsvorsitzenden Ron Sommer, der im Juli nach dem drastischen Kursverfall der T-Aktie von der Konzernspitze zurückgetreten war. Sihler machte auch klar, dass Aufsichtsratschef Hans-Dietrich Winkhaus im Amt bleibt.

Vor der Bonner Konzernzentrale machten ebenfalls heute mehrere tausend Telekom-Beschäftigte gegen den geplanten Abbau von 50 000 Stellen mobil. Vor allem im Kerngeschäft Telefon-Festnetz sollen Arbeitsplätze gestrichen werden.

Sommer hatte Ricke im Mai 2001 in den Vorstand geholt. Dort ist er für T-Mobile und T-Online zuständig. Der Abbau der drückenden Schuldenlast des "Rosa Riesen" von 64 Milliarden Euro wird für den 41-Jährigen oberste Priorität haben. Zugleich wird der Konzern am Donnerstag bei der Vorstellung seiner Neun-Monats-Bilanz voraussichtlich einen Rekordverlust von bis zu 28 Milliarden Euro einräumen müssen.

Ihre teuer eingekaufte US-Mobilfunktochter VoiceStream wird die Telekom nach Sihlers Worten nicht abstoßen. "Andere Optionen bleiben natürlich offen", sagte der Interims-Chef in Bonn. Im Gespräch war unter anderem eine Fusion von VoiceStream mit anderen US-Unternehmen. Die Telekom hatte VoiceStream im Jahr 2001 für rund 40 Milliarden Euro gekauft. Dadurch stiegen die Verbindlichkeiten. In einer Sonderabschreibung soll nun eine Milliarden-Wertberichtigung erfolgen.

Mehr Freude macht der Deutschen Telekom zurzeit ihre Internettochter T-Online: Im dritten Quartal 2002 stieg die Zahl der Kunden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum europaweit um 21 Prozent auf 11,8 Millionen. Das im zweiten Quartal 2002 erstmals positive Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wurde auf 35,6 Millionen Euro ausgebaut. Unklar bleibt aber, ob das Unternehmen noch in diesem Jahr beim Konzernüberschuss schwarze Zahlen schreiben kann.