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E-Plus übernimmt UMTS-Netz von MobilCom

Verzicht auf Forderungen aus GSM-Roaming-Vertrag im Gegenzug
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Ein wichtiger Schritt zur Rettung von MobilCom ist gestern abend besiegelt worden: Wie die Financial Times Deutschland berichtet, übernimmt E-Plus das UMTS-Netz von MobilCom, und verzichtet im Gegenzug auf die Erfüllung eines Kooperationsvertrages, der MobilCom das nationale Roaming im GSM-Netz ermöglicht. Der Roaming-Vertrag - einen ähnlichen Vertrag hatte auch Quam benutzt - war nötig, da UMTS anfangs kaum flächendeckend angeboten werden kann. In den UMTS-"Funklöchern" steht dann mit GSM/GPRS zumindest ein gewisser Ersatz zur Verfügung.

Wegen des Forderungs-Verzichts zahlt E-Plus aber nur einen niedrigen zweistelligen Millionen-Betrag als Kaufpreis. Das übernommene Netz hat hingegen einen Wert von ca. 400 Millionen Euro. Der GSM-Roaming-Vertrag lautet sogar über 600 Millionen Euro. Die volle Summe einzuklagen könnte aber problematisch sein, da E-Plus wegen der Nichtabnahme der Leistung durch MobilCom auch gewisse Kostenvorteile haben dürfte. Damit ist die Einigung insgesamt als fair zu betrachten. Die Ablösung des Roaming-Vertrages ist ein wichtiger Schritt zur Sanierung von MobilCom, denn es ist unklar, ob MobilCom die Kosten hätte bezahlen können.

Weiterhin offen ist die Übernahme der Altschulden von MobilCom durch die France Télécom. Hier liegt ein unterschriftsreifer Vertrag in Paris. Eigentlich war bereits gestern die Unterschrift erwartet worden. Es ist auch davon auszugehen, dass der Vertrag zustande kommt. Zwar sind die zu übernehmenden Schulden wahrhaft kein Pappenstiel. Doch den Vertrag nicht zu unterschreiben könnte noch viel teurer kommen. Denn das würde MobilCom bankrott gehen lassen. Die geschädigten Aktionäre könnten dann aber France Télécom verklagen, denn der Kooperationsvertrag zwischen MobilCom und France Télécom zum UMTS-Netzaufbau zwingt die Franzosen zu regelmäßigen Zahlungen an MobilCom. Zwar kündigten diese den Vertrag fristlos wegen Verfehlungen des MobilCom-Chefs Gerhard Schmid. Ob diese Kündigung aber vor Gericht Bestand hat, wird von Rechtsexperten bezweifelt. Im Extremfall müsste France Télécom Schadenersatz in zweistelliger Milliardenhöhe bezahlen. Da ist es vermutlich billiger und sicherer, die Altschulden zu übernehmen.

Heute läuft eine Stundung von UMTS-Schulden von 4,7 Milliarden Euro durch die Banken ab. Es ist jedoch zu erwarten, dass die Banken nochmal einen Aufschub gewähren, falls die Franzosen noch einmal eine oder zwei Wochen Bedenkzeit brauchen.

Ex-Mobilcom-Chef Gerhard Schmid hat seinen Beitrag zur Rettung hingegen bereits geleistet, und seinen Aktienanteil auf einen Treuhänder übertragen. Damit soll verhindert werden, dass er künftig Einfluss auf MobilCom nimmt. Schmids starre Haltung gegenüber dem Partner France Télécom ist zu einem großen Teil schuld an dem derzeitigen Debakel.

Ebenfalls bluten müssen die Angestellten. Etwa die Hälfte wird nach Hause geschickt. Aber auch die Mitarbeiter, die bleiben, müssen künftig auf so manche Annehmlichkeit verzichten.