Nächster Versuch

Telekom beantragt erneut Aufschläge auf Durchleitungstarife

Wettbewerber sollen mehr für die Nutzung der Telekom-Leitungen zahlen
Von Marie-Anne Winter

Die Telekom nimmt einen neuen Anlauf, um die Mitbenutzung ihrer Leitungen für Wettbewerber teurer zu machen. Wie das Handelsblatt heute berichtet, hat der Bonner Konzern erneut einen Aufschlag von 0,6 Cent pro Minute für sämtliche Gespräche, die durch das Telekom-Netz geleitet werden, beantragt. Das Unternehmen begründet diese Forderung mit einer gesetzlichen Verpflichtung, nach der sich die Wettbewerber an den Kosten für den Telekom-Telefonanschluss beteiligen müssen.

Die Telekom hatte bereits im Frühjahr einen solchen Aufschlag gefordert. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) hatte damals allerdings nur einen Aufschlag von 0,4 Cent für Ortsgespräche genehmigt. Dieser sollte zurückgenommen werden, wenn die Telekom ihr so genanntes Anschlussdefizit durch die Erhöhung ihrer Grundgebühr ausgleiche. Zugleich senkte die RegTP den Mietpreis, den die Wettbewerber für einen Teilnehmeranschluss zahlen müssen, auf 11,80 Euro monatlich. Die Telekom hatte eine Erhöhung auf 17,40 Euro verlangt.

Ob sich die Telekom jetzt durchsetzen wird, ist fraglich, denn sie hat erst im September die Grundmiete für Telefonanschlüsse für die Endkunden erhöht, so dass die tatsächlich entstehenden Kosten für einen Telefonanschluss abgedeckt sein müssten. Diese Preiserhöhung hatte allgemein für Verstimmung gesorgt, weil Telefonkunden keine echten Alternativen zu ihrem Telekomanschluss haben und die Preiserhöhung einfach ertragen müssen. Der genehmigte Aufschlag auf die Ortsgespräche war hingegen ausgesetzt worden, nachdem Tele2 und 01051 gegen die Genehmigung geklagt hatten. Die Bundesregierung kündigte an, dass der umstrittene Aufschlag im Zuge der TKG-Novelle komplett gestrichen werden solle.

Uneinsichtig zeigte sich die Telekom auch beim Resale. Sie will ihren Konkurrenten ihre Produkte und Dienstleistungen nur in bestimmten Paketen zum Weiterverkauf zu Großhandelspreisen anbieten. Dagegen hatte Tele2 eine Beschwerde eingelegt. Die RegTP entschied, dass das Resale-Angebote der Telekom missbräuchlich und damit unzulässig sei und verlangte, dass der Konzern ein nachgebessertes Angebot vorlegen solle. Die Frist dafür ist gestern verstrichen, ohne dass die Telekom dieser Aufforderung nachgekommen wäre. Wie im Handelsblatt zu lesen ist, erwäge die Telekom statt dessen, diese Anordnung der RegTP per Gerichtsbeschluss aussetzen zu lassen. In erster Instanz scheiterte die Telekom bereits mit einem Eilverfahren vor dem Verwaltungsgericht Köln. Nach Ansicht der Telekom sei ein Wiederverkauf sämtlicher Produkte gar nicht sinnvoll, wenn es nicht um die Erschließung neuer Märkte ginge. Aus der Perspektive der Telekom ist das durchaus richtig, denn wenn die Konkurrenz sämliche Telekom-Produkte zu ähnlichen Bedingungen oder gar günstiger als die Telekom anbieten könnte, müssten die Kunden ja nicht bei der Telekom bleiben. Derzeit haben noch 95 Prozent aller Festnetzkunden ihren Telefonanschluss bei dem Konzern mit dem markanten T.