Tarifchaos

Verbindungen zu Stadtnetzbetreibern bald teurer?

CityCarrier fordern höhere Interconnection-Entgelte von der Telekom
Von Marie-Anne Winter

Die Deutsche Telekom erhöht möglicherweise die Preise für Verbindungen zu Stadtnetzbetreibern. Hintergrund für diese Preiserhöhung ist, dass 15 der rund 60 City-Carrier für die Zuführung von Gesprächen aus dem Telekom-Netz zu den Anschlüssen ihrer Kunden mehr Geld von der Telekom wollen. Sie haben bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) entsprechende Anträge gestellt.

Wie vwd.de berichtet, schätzen Branchenexperten, dass solche Verbindungen bis zu 8 Cent pro Minute teurer werden könnten. Bislang gilt bei den so genannten Interconnection-Entgelten der Grundsatz der Reziprozität, das bedeutet, dass Wettbewerber der Telekom ebensoviel bezahlen, wie sie selbst für die Hinleitung von Gesprächen zu einem Hausanschluss bezahlen müssen. Die Stadtnetzbetreiber argumentieren nun, dass sie höhere Kosten als die Telekom hätten, weil ihre Netze noch nicht voll ausgelastet seien. Deshalb möchten sie gern einseitig mehr berechnen dürfen. Dabei handelt es sich um die Unternehmen NetCologne, Tesion, Versatel und KomTel. Die RegTP will bis zum Monatsende über die Anträge entscheiden.

Die Folgen wären aber sehr unübersichtlich, wenn nun jeder City-Carrier einen anderen Preis für die Gesprächszuleitung verlangen würde. Das hieße am Ende, dass Telefonkunden für jedes Gespräch zu einem anderen Telefonunternehmen einen anderen Preis auf der Rechnung hätte oder er bestimmte Nummern über gewisse Anbieter, wie z. B. Discounter, nicht erreichen kann. Weil ein solche Tarifchaos in der Branche nicht erwünscht ist, bemühen sich die RegionalCarrier um einen einheitlichen Satz. Zur Zeit wird bei den Terminierungsentgelten nach Haupt- und Nebenzeiten sowie verschiedenen Netzausbaustufen unterschieden. Der durchschnittliche Preis der Telekom für die Zuführung von Verbindungen zum Endkundenanschluss eines Wettbewerbers liegt bei 0,55 Cent pro Minute. Die City-Carrier fordern jetzt allerdings das Sechs- bis 15-Fache.

Nach Informationen des vwd gäbe sich Hansenet mit einer Erhöhung auf 3,16 Cent pro Minute zufrieden. Dagegen verlange Versatel 7,64 Cent für die Zuführung. Kämen die Unternehmen beim Regulierer damit durch, würde die Telekom ihre höheren Aufwendungen auf ihre Endkunden abwälzen. Damit müssten die Telekom-Kunden je nach Anbieter, Zeitzone und Netzausbaustufe mit Preissteigerungen von bis zu 530 Prozent rechnen.

Die Antragsteller selbst fordern allerdings ein Modell, bei dem die Unterscheidungen nach Tageszeiten und Netzebenen wegfallen. Ihrer Vorstellung nach müssten die beantragten Preise auf einem Durchschnittsentgelt der Telekom von rund einem Cent aufsetzen. Damit würden die geforderten Steigerungen auch geringer ausfallen.

Laut vwd wird an diesem Vorstoß der Wettbewerber vor allem kritisiert, dass dadurch die bisherige Argumentation der Unternehmen und die Entscheidungen der RegTP auf den Kopf gestellt würde. Bisher hätten die Wettbewerber immer damit argumentiert, dass sie effizienter seien, wenn sie Preissenkungen durchsetzen sollten. Jetzt sei es plötzlich andersherum. Außerdem befürchten Kritiker eben doch ein Preischaos, wenn die Endkunden mit einer Vielzahl von verschiedenen Preisen für die Anschlüsse zu unterschiedlichen Anbietern konfrontiert würden.