Super-WLAN

Wimax: Neue Konkurrenz für Telekommunikationsnetze

Neue schnelle Billig-Funktechnik lässt Telekommunikationsanbieter im Regen stehen
Von Marie-Anne Winter

Schon als vor einigen Jahren die Funktechnik WLAN auftauchte, orakelten viele, dass die unkompliziert einzurichtenden Minifunknetze der teuren Mobilfunktechnik UMTS gefährlich werden könnten. Doch die befürchtete Konkurrenz der verschiedenen Übertragungstechniken hat sich eher als sinnvolle Ergänzung für unterschiedliche Anwendungen entpuppt. Doch nun kehrt die Bedrohung unter einem neuen Namen zurück: Wimax. In der aktuellen Ausgabe der Berliner Zeitung kündigt der Kommunikations- und Netzwerk-Experte des Computer-Chip-Herstellers Intel, Gerhard Lesch, an, dass die erste Generation von Wimax in der zweiten Hälfte 2004 auf den Markt komme. Wimax ist eine Art Super-WLAN, es bietet mehr Bandbreite und vor allem eine größere Reichweite als WLAN. "Wir erreichen mit Wimax 50 Kilometer Reichweite", sagt Lesch.

Firmen wie Intel, Nokia, Redline, Alvarion und Airspan haben WLAN weiterentwickelt und arbeiten an der Einführung erster Produkte für den neuen Standard IEEE 802.16. Mit Wimax können bis zu 70 Millionen Zeichen pro Sekunde übertragen werden - daneben sehen auch die herkömmlichen DSL-Anschlüsse recht blass aus. Und es ist ungefähr 1 300 mal so schnell wie es die gebräuchlichste Handy-Datentechnik GPRS, die derzeit Spitzenwerte von 53,6 kBit/s erlaubt.

Die Datenschleuder Wimax benötigt zwar größere Sender als WLAN, aber die Wimax-Basisstationen sind immer noch deutlich kleiner als die für herkömmlicher Handy-Netze - und laut Berliner Zeitung viel billiger: Nur 10 000 US-Dollar (7 900 Euro), sollen Wimax-Basisstationen kosten. Über einen Sender sollen "hunderte Privathaushalte" mit schnellen Internetanschlüssen versorgt werden können.

Doch nicht nur die Mobilfunkbetreiber müssen sich warm anziehen, auch die Festnetzbetreiber müssen mit neuen Konkurrenten rechnen: Die faktisch noch immer vorhandenen Monopole auf Ortsnetzanschlüsse bei den europäischen Ex-Monoplisten könnten nun mit billiger Funktechnik umgangen werden. Ähnliches hatten alternative Betreiber in Deutschland mit der Richtfunktechnik WLL vorgehabt. Doch nachdem sie Tonnen von Papier für die nötigen WLL-Lizenzen in Richtung Regulierungsbehörde geschauftelt hatten, ging ihnen langsam der Atem aus. Die Investitionen in die benötigte Technik waren hoch und die Deutsche Telekom konnte viele interessierte Kunden relativ schnell mit damals vergleichsweise billigen DSL-Anschlüssen bedienen.

Die WLL-Anbieter blieben auf der Strecke. Die Festnetzanbieter, die in den Ausbau ihrer Netze investiert hatten, atmeten auf. Doch nun drohen günstige Wimax-Funkbrücken auch die dicken Überlandkabel vieler Netze zu ersetzen. Konzerne wie die Deutsche Telekom oder France Télécom müssen deshalb mit neuer Konkurrenz auf den Märkten für DSL und Internet rechnen. Ähnlich sieht es beim Mobilfunk aus. Bei Intel ist ein Mikroprozessor-Chip nach dem Vorbild der Centrino-Technologie geplant, der es erlaubt, Wimax in tragbare Computer zu integrieren. Damit bekämen die UMTS-Handys Konkurrenz - denn genau wie viele Rechner-Funktionen in Handys integriert werden können, lassen sich Handyfunktionen in immer kleinere und handlichere Computer einbauen.