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Editorial: Neue Schnäppchenwelle im Mobilfunk

Oder: endlich verschiedene Tarife
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Gleich beide großen Netzbetreiber veröffentlichten in der vergangenen Woche neue Tarifmodelle: Bei Vodafone gibt es eine neue Vertragsoption, mit der man für monatlich 5 Euro jeweils 1 000 Freiminuten erhält, die man am Wochenende für netzinterne Telefonate und Anrufe ins Festnetz nutzen kann. Bei T-Mobile sind es maximal 500 Minuten im Paket der neuen Relax-Tarife, das darüber hinaus bis zu 100 Euro monatlich kostet. Dafür ist bei diesen Preisen die Grundgebühr schon drin, die Minutenkontingente gelten rund um die Uhr, und bei Relax 200 und 500 sind sogar Gespräche in Fremdnetze ebenfalls möglich.

Die Einstufung der neuen Angebote ist einfach: Vodafones Tarife sollen den Schnäppchenjäger ansprechen, T-Mobile adressiert hingegen den preisbewussten Normal- und Vieltelefonierer, der Monat für Monat im etwa selben Umfang telefoniert. 1 000 netzinterne Minuten kosten beim Fun-Tarif von Vodafone 190 Euro. Jetzt gibt es diese für sagenhafte 5 Euro. Vodafones sicher nicht ganz unbegründete Hoffnung: Wer am Wochenende dauernd das Handy am Ohr hat, wird auch unter der Woche zu diesem greifen - zu dann deutlich teureren Tarifen. Und wer nur einen Teil der Freiminuten verbraucht, zahlt natürlich entsprechend höhere effektive Preise.

Anders bei T-Mobile: Die Ersparnis fällt zumeist deutlich geringer aus. Es kann auch schnell passieren, dass man mit den Relax-Tarifen im Vergleich zu den bisherigen Tarifen draufzahlt, vor allem, wenn man bereits bestehende günstige Angebote wie die City-Option beim T-Mobile Active intensiv nutzt. Relax 200 und 500 sind jedoch sehr interessante Angebote für alle, die zur Hauptzeit viel in fremde Mobilnetze telefonieren. 100 Hauptzeit-Minuten in Fremdnetze kosten bei T-Mobile inklusive der Grundgebühr bereits knapp 80 Euro. Relax 200 kostet monatlich lediglich 50 Euro - obwohl dessen 200 Freiminuten für die genannten Verbindungen erst zur Hälfte verbraucht sind.

Ende der Einheit?

Weiterhin wecken die neuen Angebote eine Hoffnung beim Autor dieser Zeilen: Dass die neuen Angebote den Einsteig in den Ausstieg der Tarif-Gleichheit der D-Netze einläuten. Es bleibt zu wünschen, dass es nicht in zwei Wochen eine Option "More Weekend Plus" bei T-Mobile gibt, sowie die "Comfort"-Tarife bei Vodafone. Denn ein Kampf um das attraktivste Preismodell kann nur entstehen, wenn sich die Tarife nicht wie ein Ei dem anderen gleichen.

Sollte es dennoch die von der Vergangenheit gewohnten gegenseitigen Preisangleichsaktionen geben, empfehle ich der Regulierungsbehörde hartes Durchgreifen: Bei weiterhin gleichen Preisen könnten T-Mobile und Vodafone unter Umständen auch als marktbeherrschendes Duopol eingestuft werden. Die gesetzlichen Folgen wären dieselben, wie beim Festnetzgeschäft der T-Com: Regulierung aller Preise und Verpflichtung zum Netzzugang für alternative Telefongesellschaften (Call by Call).