DRM

Mayah: Erster digitaler Kurzwellen-Empfänger im teltarif-Test

Empfangsleistungen derzeit noch nicht überzeugend
Von Volker Schäfer

DRM 2010 von Mayah Seit einigen Tagen ist mit dem Mayah DRM 2010 der erste digitale Kurzwellenempfänger im Handel erhältlich. teltarif.de hatte die Gelegenheit, das Gerät ausführlich zu testen. Der Empfänger ähnelt vom Aussehen her anderen Reise-Weltempfängern, wie man sie unter anderem von Sony, Sangean oder auch Grundig kennt. Nur das fehlende Batteriefach weist darauf hin, dass es sich hier nicht um ein "normales" Reiseradio handelt. Mit Akkus oder Batterien kann das Gerät nämlich nicht betrieben werden. Dafür ist der Strombedarf zu groß. Dieses Problem kennt man noch von den ersten DAB-Empfängern vor einigen Jahren. Das sollte sich aber bei künftigen Receiver-Generationen lösen lassen.

Der Mayah-Receiver empfängt die analoge Lang-, Mittel- und Kurzwelle, den UKW-Bereich sowie - ebenfalls auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle - digitale Programme und Datendienste. Zur Nutzung der Datendienste kann der Empfänger per USB-Kabel mit einem PC verbunden werden. Das erübrigt sich derzeit aber noch, da noch keine Datendienste ausgestrahlt werden.

Analog-Empfang eher durchschnittlich

Wir testeten den Empfänger zunächst in den traditionellen analogen Wellenbereichen. Dabei fiel auf, dass die eingebauten Filter etwas breit ausgelegt sind. Bei dichter Bandbelegung auf Kurzwelle ergeben sich dadurch Störungen durch Sender auf Nachbarfrequenzen. Dieses Problem besteht auf Lang- und Mittelwelle nicht, da hier der Abstand zwischen zwei Stationen größer ist. Dafür macht das Gerät speziell in diesen beiden Wellenbereichen mit der eingebauten Ferritantenne einen recht "tauben" Eindruck. Das heißt, schwächere Sender können nicht empfangen werden.

Auf UKW bietet der Mayah einen durchschnittlichen Empfang. Stärkere Sender können über Kopfhörer oder über eine am Line-Ausgang angeschlossene HiFi-Anlage sogar in Stereo gehört werden.

DRM mit vielen Aussetzern

Stellt man den Bandwahlschalter auf "DRM" ein, so ist zunächst überhaupt nichts zu hören, nicht einmal Rauschen. Da es keinen Sendersuchlauf gibt, muss man sich zunächst schlau machen, welche Programme zu hören sind. Eine Übersicht hierzu ist unter der Internet-Adresse www.drm-dx.de zu finden.

Wir tippten als erstes die fast ganztägig laufende Frequenz 6095 kHz von RTL über die Zehner-Tastatur ein. Wenige Sekunden später wurde im Geräte-Display der Empfang eines DRM-Signals signalisiert und das Privatradio aus Luxemburg erklang in UKW-ähnlicher Qualität aus dem eingebauten Lautsprecher. Mit Kopfhörer ist die Musik sogar in Stereo zu hören.

Bei einem weiteren Empfangsversuch in den Abendstunden war die Klangqualität deutlich schlechter. Ein Blick ins "Expert Info"-Menü zeigt den Grund: RTL hat die Datenübertragungsrate heruntergefahren. So ist zwar der Klang nicht mehr so gut, dafür ist das DRM-Signal robuster gegen Störungen durch benachbarte Sendungen. Gerade abends sind die Bänder dicht belegt, so dass dieser Betriebsmodus sicher sinnvoll.

Etwas enttäuschend ist die Empfangsqualität. An der im Gerät eingebauten Teleskopantenne gibt es auch bei starken Sendern wie RTL, Deutsche Welle und BBC häufig Aussetzer - auch dann, wenn man das Gerät in Fensternähe aufstellt, um den elektromagnetischen Störungen aus dem Haus, die z.B. durch Computer, Fernseher, Videorecorder etc. entstehen können, zu entgehen.

Auf Mittelwelle sieht der Empfang noch bescheidener aus. Selbst Ortssender kommen oft nur mit Aussetzern oder gar nicht herein. So konnten wir DeutschlandRadio Berlin auf 855 kHz mit der eingebauten Antenne nicht empfangen - auch nicht im näheren Umfeld der Bundeshauptstadt. Auf Langwelle konnten wir nichts testen, da in diesem Wellenbereich derzeit keine DRM-Sendungen ausgestrahlt werden.

Guter Empfang nur durch Außenantenne

Anders sieht es aus, wenn man an den Antenneneingang eine Außenantenne anschließt. Wir nutzten für unsere Empfangsversuche einen 25 Meter langen Draht. Damit waren alle europäischen Sender in guter Qualität zu hören. Teilweise konnten sogar Radio Canada International aus Sackville, das Radio Netherlands [Link entfernt] -Relais auf den Niederländischen Antillen und die Deutsche Welle über ihren Sender auf Sri Lanka empfangen werden. Das zeigt, dass der Mayah-Empfänger grundsätzlich sehr gut für den Empfang der DRM-Sendungen geeignet ist. Allerdings liefern die eingebauten Antennen viel zu wenig Signal, da selbst starke Sender nur mit Aussetzern hereinkommen. Damit ist das Gerät zwar sicher für Freaks mit größerem Antennenpark, nicht aber für normale Radiohörer geeignet. Hier sollte der Hersteller bei späteren Gerätegenerationen unbedingt nachbessern.

Fazit

Angesichts dieser doch recht großen Einschränkung ist der Preis von rund 800 Euro für den Empfänger wohl kaum gerechtfertigt, zumal der Mayah DRM 2010 auch beim Analogempfang kaum besser als Reiseradios in der Preisklasse von 150 bis 200 Euro ist.

Bleibt zu hoffen, dass künftige DRM-Receiver deutlich besser und günstiger sind. Nur so wird das System eine Chance haben, sich auf dem Markt zu etablieren.