Analyse

Nachgerechnet: Lohnt sich die "enjoy"-Tarifoption der Telekom?

12-Cent-Optionsangebot lohnt sich nur für Langzeittelefonierer
Von Björn Brodersen

Wie berichtet hat die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) das von der T-Com beantragte 12-Cent-Optionsangebot "enjoy" genehmigt. Damit darf die Festnetzsparte der Deutschen Telekom ihren Kunden künftig gegen einen monatlichen Aufpreis von 4,68 Euro einen Tarif anbieten, mit dem die Kunden für zwölf Cent eine Stunde lang telefonieren können. Das Optionsangebot gilt für T-ISDN- und T-Net-Anschlüsse. Für Online-Verbindungen zu lokalen Einwahlnummern ist der Tarif nicht gültig: Hier fallen Minutenpreise in Höhe von bis zu 4,6 Cent an.

Die Telefonkunden fragen sich nun, für wen sich das neue Optionsangebot lohnt. RegTP-Präsident Matthias Kurth hat schon darauf hingewiesen, dass sich derartige Tarife weder für Wenig- noch für Vieltelefonierer rechnen, sondern vor allem für Langzeittelefonierer. Bei kurzen Gesprächen zahlt der Anrufer wegen des ungünstigen Stundentakts für Festnetzgespräche eher drauf. Außerdem fällt das monatliche Grundentgelt von 4,68 Euro auch dann an, wenn der Tarif nicht genutzt wird. Wir haben nachgerechnet, um zu sehen, wer das Angebot wirklich bedenkenlos bestellen kann und wer nicht.

Hohe Anfangskosten der neuen Telekom-Tarifoption

Auf den ersten Blick erscheinen zwölf Cent nicht viel für eine Stunde Telefonieren. Allerdings sollte bedacht werden, dass die anfänglichen Kosten zunächst hoch sind: Erstens kostet jedes Gespräch, das bis zu einer Stunde dauert, zwölf Cent, auch wenn man zum Beispiel nur eine kurze Nachricht auf einem Anrufbeantworter hinterlassen hat. Zweitens fällt die Grundgebühr von 4,68 Euro jeden Monat unabhängig von der Nutzung an. Der Preis ist also auch zu zahlen, wenn man beispielsweise vier Wochen im Urlaub im Ausland weilte und kein Gespräch vom hauseigenen Telekom-Anschluss geführt hat.

Für den Telefonkunden, der kein Call by Call nutzt, bedeutet das: Um mit der "enjoy"-Option gegenüber dem T-Net-Standardtarif der Telekom Geld zu sparen, muss er bei Ortsgesprächen zur Hauptzeit (hier gilt im T-Net-Standardtarif ein 4-Minutentakt) länger als drei Minuten bzw. zur Nebenzeit (hier wird im T-Net-Standardtarif im 90-Sekundentakt abgerechnet) länger als zwölf Minuten telefonieren. Das ist eigentlich schon ziemlich lange - mehr als die Hälfte aller Festnetzgespräche dauern nämlich nach unseren Erfahrungen zwischen fünf und acht Minuten.

Bei Ferngesprächen spart der Telekom-Kunde mit der neuen Tarifoption eher gegenüber dem T-Net-Standardtarif. Zur Hauptzeit würde er ohne "enjoy"-Option pro Minute zwölf Cent für einen Anruf bezahlen, tagsüber am Wochenende 4,5 Cent pro Minute, jeweils bei Abrechnung im Minutentakt. Mit Nutzung der enjoy-Option würde das Gespräch also bereits nach der ersten bzw. nach der zweiten Minute günstiger werden.

Der Idealfall: 59 Minuten lang in die Ferne telefonieren

Am meisten spart der Telefonkunde pro Gespräch bei optimaler Ausnutzung der Tarifoption, dazu müsste er allerdings genau vor Ablauf der 60. Minute den Hörer auf die Gabel legen. Zur Hauptzeit würde ein solches Ortsgespräch im T-Net-Standardtarif 2,40 Euro kosten, ein Ferngespräch 7,20 Euro. Mit der "enjoy"-Option dagegen fallen jeweils nur zwölf Cent für das lange Telefonat an. Die Ersparnis: 2,28 bzw. 7,08 Euro. Bei einem solchen Preisunterschied wäre auch die monatliche Grundgebühr für die Option von 4,68 Euro schnell wieder reingeholt. Nur - wer telefoniert schon genau 59 Minuten lang?

Ersparnis bei 6-Minuten-Telefonat beträgt höchstens 60 Cent

Anders sieht es aus, wenn man von einer durchschnittlichen Gesprächsdauer von sechs Minuten ausgeht: Dann beträgt der rechnerische Minutenpreis bei der "enjoy"-Option zwei Cent. Im T-Net-Standardtarif zahlt der Telekom-Kunde zur Hauptzeit insgesamt 24 Cent für ein Ortsgespräch und 72 Cent für ein Ferngespräch. Hier summiert sich die Ersparnis pro Telefonat zur Hauptzeit auf 12 bzw. 60 Cent. Dementsprechend öfter muss der Kunde telefonieren, um die im Voraus bezahlte Monatsgrundgebühr auszugleichen. Dazu sind in umserem Rechenbeispiel 39 Orts- bzw. acht sechsminütige Ferngespräche nötig. Außerdem gilt natürlich: Je kürzer die Dauer der geführten Telefonate, desto schwieriger wird es, die monatlichen Grundkosten wieder auszugleichen.