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Kabel Deutschland: Netzausbau zu teuer

Schneller Internetzugang steht nicht oben auf der Prioritätenliste
Von Björn Brodersen

Der Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) will sein technisch veraltetes Netz offenbar nicht technisch aufrüsten. Das Unternehmen plant, in den kommenden drei Jahren insgesamt lediglich rund 500 Millionen Euro zu investieren, der breitbandige Internetzugang stehe dabei nicht oben auf der Prioritätenliste, sagte Sprecher Stefan Schott gegenüber der Kölnischen Rundschau. "Wir wollen Geschäfte vorantreiben, wenn sie wirtschaftlich sind und nicht Fehler von anderen wiederholen", so Schott weiter. Deshalb verfolge Kabel Deutschland ein vorsichtiges Geschäftsmodell. Der Ausbau der Netze ist dem Unternehmen anscheinend zu teuer.

Dabei spielt Schott auch auf die Fehler der Kabelgesellschaft ish an, die neben dem schnellen Internetzugang auch auf die Internet-Telefonie gesetzt und für mehrere Milliarden Euro das Kabelnetz in Nordrhein-Westfalen modernisiert hatte. Im Februar 2003 allerdings übernahmen Gläubigerbanken das hoch verschuldete Unternehmen. Jetzt konzentriert sich ish wieder auf das Hochgeschwindigkeits-Internet: Durch die Einführung des neuen Pauschalzugangs mit gedrosselter Bandbreite, ish internet flat, vermeldete der Anbieter heute rund 1 000 neue Kunden.

Kabel Deutschland hatte noch vor Kurzem frühestens zum Jahresende eine Entscheidung zum weiteren Ausbau der Netze angekündigt. Nach Berlin, Bayreuth, Leipzig und München wird der Kabelnetzbetreiber ab Spätherbst auch in Saarbrücken seinen Breitbandinternetzugang über das Fernsehkabel vermarkten. Weitere Regionen sollen noch folgen. "Es gibt ein riesiges Potenzial für breitbandige Internet-Anschlüsse", sagte Direktor Christian Dahlen noch im Mai in München.

KDG rechnet mit Zustimmung der Kartellbehörde

Das Unternehmen, das zu 100 Prozent amerikanischen Investoren gehört, hatte dem Bundeskartellamt zugesagt, ins Kabelnetz zu investieren. Zurzeit prüft die Kartellbehörde die Milliarden-Übernahme der drei Kabelunternehmen ish, Kabel BW (Baden-Württemberg) und iesy (Hessen) durch die KDG. Dabei achtet die Behörde vor allem darauf, ob der Kabelkonzern für mehr Wettbewerb auf dem Markt der Breitband-Internetzugänge sorgt oder ob er eine marktbeherrschende Stellung einnimmt. Bei den schnellen Internetzugängen, bei denen die Telekom Marktführer ist, könnte Kabel Deutschland den Wettbewerb verschärfen.

KDG-Sprecher Schott geht davon aus, dass das Bundeskartellamt die Übernahme der drei Kabelgesellschaften genehmigen wird. Dadurch würde das Unternehmen zum alleinigen Anbieter von Kabelfernsehen mit mehr als 17 Millionen angeschlossenen Haushalten aufsteigen. Für die Kunden werden sich dadurch keine Nachteile ergeben, sagte Schott zur Kölnischen Rundschau. Auch jetzt gebe es keine Konkurrenz der Kabelgesellschaften, die ihre Leistungen ja in unterschiedlichen Bundesländern anbieten würden.